Skip to main content

29.06.2015 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Banken von Finanz-Apps profitieren

verfasst von: Eva-Susanne Krah

3:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Immer mehr Kreditinstitute wollen mit mobilen Anwendungen ihre Kunden binden. Dabei nutzen manche klassische Start-up-Ideen nach Art der Fintechs, wie die Investmentbank Goldman Sachs.

Anfangs waren die kleinen mobilen Helfer einmal als Kunden-Incentives gedacht, beispielsweise bei Mobilfunkanbietern. Inzwischen werden Finanz-Apps nicht nur zur Kundenbindung eingesetzt, vielmehr mausern sie sich zum Vertriebsinstrument, das nicht nur innovative Fintech-Unternehmen an entsprechende Online-Plattformen anbinden, sondern zunehmend auch Kreditinstitute. Teils kooperieren sie dabei mit den Start-up-Unternehmen, teils gründen sie eigene Firmen aus oder agieren wie Fintechs. So beispielsweise das US-Investmenthaus Goldman Sachs. Die Bank will Bürgern Kredite in Höhe von bis zu 15.000 Dollar gewähren. Diese könnten online am Computer oder per App am Smartphone abgeschlossen werden, wie die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf einen Bericht der "New York Times" anführt. Die Darlehen könnten in Form einer Prepaid-Karte bereitgestellt werden, Belastungen würden über ein Kreditkonto abgebucht. Die Geschäftsidee soll voraussichtlich jedoch nicht unter dem Stammnamen der Bank laufen.

Schritt ins Massengeschäft

Weitere Artikel zum Thema

Mit dem Angebot würde Goldman Sachs den Fuß ins Massengeschäft mit Konsumentenkrediten setzen. Bisher gab es für private Klienten der Bank ein Mindesteinlagevolumen von zehn Millionen Dollar, um eine Anlageberatung in Anspruch nehmen zu können. Zudem rüstet sich die Investmentbank damit ähnlich wie einige deutsche Banken für den rapide wachsenden Sektor virtueller Geldgeschäfte. Internationale Fintechs haben aufgrund ihrer komplett auf den Online-Vertrieb ausgelegten Geschäftsmodelle Marktvorteile errungen. Denn sie sind wegen meist niedrigerer Zinsen und niedrigschwelliger Kreditangebote für Bankkunden attraktiv. Diese günstigen Konditionen sind möglich, weil sie keine Filialräume oder Beraterkräfte vorhalten, die klassische Banken nach wie vor als gewaltigen Kostenblock verbuchen müssen. Mit der Mobile-Payment-Technologie soll auch das lästige Bezahlen mit EC- oder Kreditkarte bald der Vergangenheit angehören.

Apps zum Sparen, Bezahlen und Verwalten von Geld

Schon jetzt zeigt der Blick auf Neuentwicklungen bei Geld-Apps und Onlineportalen, dass jedwede Form von Geldgeschäften möglich sein wird. Banken, die bereits in Kooperationen mit Fintech-Dienstleistern treten, könnten künftig die Nase vorn haben. Ein typisches Beispiel für die Geldverwaltung liefert unter anderem Number 26, ein Berliner Unternehmen, dessen Angebot ein Girokonto mit Kreditkarte sowie eine Smartphone-App beinhaltet, mit dem Kontobewegungen in Echtzeit angezeigt werden. Das Unternehmen arbeitet mit der Wirecard Bank zusammen, die die Kundenkonten führt. Auch Finanzblick.de hat eine Plattform entwickelt, bei der eine mobile App mit im Angebot ist. Das Portal unterstützt nach eigenen Angaben die Konten von mehr als 4.000 Banken. Eine weitere Plattform ist beispielsweise Zinspilot.de vom Anbieter Deposit Solutions. Hier können Kunden auf die Tages- und Festgeldangebote verschiedener Banken direkt zugreifen, ohne jedes Mal neue Konten eröffnen zu müssen. Die Steuerung der Geldanlagen läuft über das Anlagecockpit auf der Website des Anbieters sowie ein angegliedertes Konto bei einer Partnerbank. Für reines Bezahlen per App, also über so genannte virtuelle Geldbörsen, stellt Cringle.net in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kreditbank den Versand von Geldbeträgen bis zu 100 Euro an beliebige Empfänger bereit. Der Dienstleister sorgt dafür, dass Überweisungen zwischen existierenden Girokonten der Nutzer beliebiger Banken per Lastschrift ausgeführt werden.

Welche Bedeutung Kreditinstitute Apps und weiteren virtuellen Finanzservices beimessen, beschreibt der Beitrag "Branche glaubt: Apps verändern die Bankenwelt". (Bankmagazin-Ausgabe 7/2013, Seite). Danach halten 85 Prozent der Entscheider in Banken die Möglichkeiten von Smartphone-Apps für die Kreditbranche noch längst nicht für ausgeschöpft. Das geht aus dem „Branchenkompass 2012 - Kreditinstitute“ von Steria Mummert Consulting hervor, für den 120 Fach- und Führungskräfte aus Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland und Österreich befragt wurden. Das Potenzial, das die mobilen Tools für die Branche haben, vergleichen die Befragten mit dem Umbruch, den das Onlinebanking mit sich brachte. Sie seien "wichtige Partner für IT-, Internet- und App-Unternehmen", schreibt Bankmagazin-Autor Stefan Terliesner in seiner Analyse zur Geschäftssituation der Banken und wie sie nachhaltige neue Wachstumsimpulse durch neue Ertragsquellen auslösen könnten. Dabei liegt die Kernkompetenz der Geldhäuser laut Bernd Richter von Capco bei den Bankdienstleistungen, nicht in der Technologie.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt