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21.09.2015 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum Banken jetzt handeln müssen

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2:30 Min. Lesedauer

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Die schwächelnde Profitabilität kleiner und mittelgroßer deutscher Kreditinstitute ist laut Finanzaufsicht besorgniserregend. Bis zum Jahr 2019 könnte sie durch die Auswirkungen der Niedrigzinsphase um rund 25 Prozent sinken.

Die 1.500 befragten Banken und Sparkassen, die direkt von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und der Deutschen Bundesbank kontrolliert werden, rechnen durch die zunehmenden Belastungen aufgrund des Niedrigzinsumfelds bei zwei von vier der vorgegebenen Zinsszenarien sogar mit einem Rückgang der Ergebnisse vor Steuern aggregiert um 50 Prozent, bei einem Szenario sogar um 75 Prozent. Die Zahlen unterstreichen, dass mit einem deutlichen Rückgang zu rechnen ist, wenn die Niedrigzinsen weiter bestehen. Verantwortlich dafür ist vor allem das Abschmelzen der Margen, beispielsweise bei Spar- und Sichteinlagen. Die Szenario-Ergebnisse untermauern einmal mehr die Entwicklung im gesamten Bankensektor und den Anpassungsdruck bei den Kreditinstituten unterschiedlicher Marktgrößen.

Stresstests für Zinsen, Kredit- und Marktrisiken

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Geprüft wurde für die aktuellen Stresstests mit fünf simulierten Zinsszenarien. Zum einen wurden institutsspezifische Plan- und Prognosedaten erhoben. Zum anderen mussten die Geldhäuser für vier vorgegebene Zinssituationen Ergebnis-Simulationen durchführen. Sie umfassten einen Fünf-Jahres-Horizont von 2015 bis 2019 und berücksichtigten Faktoren wie

  • ein weiter anhaltendes Niedrigzinsumfeld,
  • einen abrupten Zinsanstieg und
  • ein weiter sinkendes Zinsniveau inklusive der Auswirkungen negativer Zinsen.

Um darüber hinaus die Folgen einer verschlechterten Kreditqualität auf die Kapitalausstattung der Banken abzuschätzen, haben die Bankenkontrolleure auch Kredit- und Marktrisiko-Stresstests durchgeführt. Die Analysen zeigten, dass die Institute seit 2011 einen geringeren Bestand an risikoreichen Anlagen besitzen und Restlaufzeiten im Eigengeschäft ausgeweitet haben. Beides bewirkt höhere Kreditausfall- und Marktrisiken. Allerdings sind bei den meisten Banken und Sparkassen laut den Bankenaufsehern ausreichend stille Reserven als Puffer vorhanden, um diese Stresseffekte zumindest im Prognosehorizont ausgleichen zu können. Keines der Institute fiel im Marktrisiko-Stresstest unter die Mindestquote bei hartem Kernkapital (CET 1) von 4,5 Prozent.

Andreas Dobret, für die Bankenaufsicht zuständiger Vorstand der Deutschen Bundesbank, beurteilte bei der Vorstellung der Umfragedetails in Frankfurt am Main "die Ergebnisse in allen abgefragten Zinsszenarien als durchaus besorgniserregend." Die Banken müssten frühzeitig Gegensteuerungsmaßnahmen ergreifen. Das betrifft insbesondere Geldhäuser mit zinslastigen Geschäftsmodellen. Sie müssten mittel- bis langfristig ihre Strategien auf den Prüfstand stellen. Die deutsche Aufsicht will besonders anfällige Kreditinstitute einem intensiven Monitoring unterziehen.

Tiefgreifende Transformation

Die gegenwärtige Situation mit wegbrechenden Erträgen bei den Kreditinstituten verdeutlicht Bankmagazin-Redakteur Christian Kemper im Titelbeitrag "Das Fundament bricht weg" in der August-Ausgabe der Zeitschrift (Seite 12-19). Banken stehen demnach vor einer tiefgreifenden Transformation ihrer Geschäftsmodelle. Michael Stappel, Senior Economist bei der DZ Bank zufolge geht es für die Geldhäuser neben Cost Cutting durch Zweigstellenschließungen auch um Fusionen, die Neuordnung von Geschäftsteilen oder eine stärkere Fokussierung auf Regionen, Geschäftsfelder und Kundengruppen, "mit denen dauerhaft profitables Geschäft gemacht werden kann".

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