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30.09.2013 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Regulatorische Herausforderungen im Kartengeschäft meistern

3 Min. Lesedauer

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In seinem Buch „Die Transformation des europäischen Kartengeschäfts“ schreibt Springer-Autor Dr. Stefan Huch über die Auswirkungen der Liberalisierung und Harmonisierung des EU-Zahlungsverkehrs. In seinem Gastbeitrag geht er auf die Bedeutung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und die Folgen der Regulierung ein.

Der globale Markt für Non-Cash-Zahlungen ist durch ein anhaltendes Wachstum geprägt, wie der World Payments Report von Capgemini zeigt. So stieg im Jahr 2011 die Zahl der Transaktionen überdurchschnittlich um 8,8 Prozent auf 307 Milliarden. Der weitaus größte Teil der Transaktionen entfällt mit 77 Prozent des Marktvolumens dabei auf die Industrieländer. Die Schwellenländer hingegen weisen erneut die höheren Wachstumsraten auf, die 2011 mit 18,7 Prozent fast dreimal so hoch waren wie die Wachstumsraten in den Industrieländern (6,2 Prozent).

In Europa sind Kartenzahlungen das dominierende Non-Cash-Zahlungsinstrument. Mit 41 Prozent Marktanteil liegen diese deutlich vor Überweisungen (27 Prozent) und Lastschriften (26 Prozent). Vor allem in Deutschland sind Zahlungskarten das beliebteste und am häufigsten verwendete Non-Cash-Zahlungsinstrument. 2011 zirkulierten circa 133 Millionen Zahlungskarten von deutschen Kreditinstituten am Markt, weit mehr als in jedem anderen europäischen Land.

„Top-Line Growth“ durch innovative Kartenlösungen erreichen

Das „Top-Line Growth“ im Kartengeschäft wird künftig vor allem von regulatorischen Vorgaben, technischen Innovationen sowie der Entwicklung des Markts und des Wettbewerbs beeinflusst. Anbieter von Kartenzahlungsdienstleistungen, egal ob Issuer oder Acquirer, müssen sich zunehmend beispielsweise auf neue technische Entwicklungen wie die NFC-Technologie, den EMV-Chip oder das mobile Bezahlen einstellen. Das bedeutet eine prozessuale und auch organisatorische Anpassung des Geschäftsmodells, wollen die bisherigen Marktteilnehmer auch weiterhin am Wachstum partizipieren.

Die Rahmenbedingungen für das europäische Kartengeschäft unterliegen derzeit noch immer einem hohen Wandel. Regulatorische Eingriffe wie die „Payment Scheme Service Directive (PSD) 2“ mit Vorgaben über die künftige Höhe der Interchange Fee können mintunter die Attraktivität von Investitionen mindern. Diese wirken wie ein Dämpfer auf die Innovationsbereitschaft der Marktteilnehmer. Folglich müssen zum Beispiel Issuer ihre bestehenden Produktstrategien sowie Geschäfts- und Prozessmodelle überprüfen, wenn sie langfristig sowohl effizient als auch innovativ im Marktumfeld agieren wollen.

An der Interchange Fee scheiden sich die Geister

Die Lissabon-Agenda zielt darauf ab, den Non-Cash-Zahlungsverkehr innerhalb von zehn Jahren in Europa zu harmonisieren und zu liberalisieren. Eine wesentliche Annahme der Regulatoren in diesem Zusammenhang ist, dass die PSD- und SEPA-bedingte Transformation des Kartengeschäfts zu einer künftigen Steigerung des Wohlfahrtseffekts für alle Marktteilnehmer führt. Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass die von den Regulatoren bestimmten theoretischen Zielsetzungen nicht jenen der Experten entsprechen und das gesamte Projekt von den Experten deutlich kritischer gesehen wird, als von den Regulatoren angenommen.

Insbesondere die regulatorische Festlegung der Höhe der künftigen Interchange Fee für Kartenzahlungen hat dabei weitreichende Auswirkungen auf den Markt. Während beispielsweise Händler und Regulatoren die Senkung grundsätzlich befürworten und einen vermehrten Nutzen für die Kunden vorhersagen, steht die Mehrheit der Issuer, Schemes, Acquirer, Network Service Provider und Prozessoren der Regulierung eher skeptisch gegenüber. Auch auf die Struktur der Wertschöpfungskette wird die Regulierung die Interchange Fee Einfluss nehmen. So kann etwa die geforderte Absenkung mitunter zu grundlegenden Änderungen der bisherigen Verteilung von Core- und Shared-Prozessen im Kartengeschäft führen.

Zur Person
Dr. Stefan Huch ist Projektleiter bei einer Strategie- und Managementberatung im Sektor Financial Services und Lehrbeauftragter an der Professur für Bankwesen der Universität Leipzig.
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