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06.09.2013 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Investmentbanker entwirft Zukunftsvision

verfasst von: Stefanie Hüthig

3 Min. Lesedauer

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Kein anderer Bereich in der Finanzindustrie hat seit Beginn der Krise so viele Prügel eingesteckt wie das Investmentbanking. Bei einer Branchenveranstaltung wagt ein Investmentbanker nun einen Blick in die Zukunft.

Das Investmentbanking der Zukunft wird weniger riskant sein, aber auch weniger ertragreich. Diese These stellte Dr. Karl-Georg Altenburg bei der Handelsblatt-Tagung „Banken im Umbruch“ auf. Der Chief Executive Officer (CEO) Deutschland, Österreich und Schweiz bei JP Morgan hält die Behauptung, dass sich seit der Lehman-Pleite im Investmentbanking nichts bewegt hätte, für ein „Zerrbild“. Die Krise sei „so tiefgreifend“ gewesen, dass man nicht einfach hätte zur Tagesordnung hätte übergehen können. Und der Wandel halte an. Laut Altenburg werfen Basel III und das amerikanische Pendant, der Dodd-Frank Act, schon ihre Schatten voraus, obwohl sie bislang noch nicht bzw. nur in Teilen in Kraft getreten sind.

Banken hielten heute „deutlich mehr“ Eigenkapital vor als vor der Krise. Altenburg zitierte einen Analystenreport aus dem eigenen Hause von Ende Mai 2013, wonach die Eigenkapitalquote der 36 größten europäischen Banken von durchschnittlich 5,9 Prozent vor der Krise auf 11,2 Prozent aktuell gestiegen ist. Gleichzeitig sank die Leverage Ratio der Institute von 23,1 auf 18 Prozent.

Ein weiterer Trend, den Altenburg ausgemacht hat, betrifft die Vergütung und die Dividenden. Für beides würden künftig weniger Mittel zur Verfügung stehen. Eine Studie komme zu dem Schluss, dass die Vergütung in führenden globalen Investmentbanken von 2009 bis 2015 um 20 Prozent sinken werde. Altenburg verriet außerdem, dass die am besten bezahlten Mitarbeiter der JP-Morgan-Gruppe Software- und IT-Entwickler seien.

Diese Aussage passt zu einer Entwicklung, die Yvonne Hofstetter, Geschäftsführerin der auf Daten-Analyse spezialisierte Firma Teramark, in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur dargestellt hat. Auf die Frage, wo Maschinen uns Menschen nicht mehr nur hilfreich zur Seite stehen, sondern steuern, antwortete die Expertin: „Das ist passiert seit Anfang dieses Jahrtausends in der Finanzserviceindustrie.“ Bei dem Algorithmic Trading sitze der Händler nur noch vor dem Bildschirm und schaue, ob das alles richtig abgewickelt wird. Nur im Notfall greife er ein. Hier ist der Händler laut Hofstetter so abhängig von der Maschine, dass er sagt: „Ich möchte nicht mehr ohne meine Maschine handeln.“

2003 haben Händler an der New York Stock Exchange laut Springer-Autor John A. McDermid noch 80 Prozent des Trading-Volumens der der Börse gelisteten Aktien „manuell“ gehandelt. Ende des Jahres 2009 lag der Anteil dann nur noch bei 25 Prozent. McDermid beschreibt den „Flash Crash“, der im Mai 2010 den Dow Jones Industrial Average nahezu 1.000 Punkte kostete. Dieser Crash gilt als eines der Negativ-Beispiele im Bereich des Algo-Tradings. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die schnellen Systeme dieses Ereignis größtenteils ausgelöst haben. Aber ganz nimmt McDermid die Händler nicht aus der Verantwortung.

Schlechte Stimmung unter Investmentbankern

Was die Vergütung angeht, müssen die Banken nach Ansicht von Professor Christian Lebrenz an der Frage arbeiten, wie sie in Zukunft verhindern wollen, dass Mitarbeiter einen großen Teil des Profits in die eigene Tasche stecken. Eine solche Erwartungshaltung sei im Investmentbanking ausgeprägt, aber auch in anderen Unternehmensteilen vorzufinden, erklärte der Experte gegenüber Springer-Autor Rainer Spies.

Kein Wunder, dass die Stimmung unter den Finanzdienstleistern in Deutschland, Österreich und der Schweiz verhalten ist. Zu diesen Ergebnissen kam Towers Watson um den Jahreswechsel in einer Befragung unter HR-Managern von Finanzinstituten. Der Untersuchung zufolge muss gut die Hälfte der Vorgesetzten im Investmentbanking mit einer Bonuskürzung rechnen.  

 

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