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02.06.2014 | Betriebsstoffe | Schwerpunkt | Online-Artikel

Erdgasfahrzeuge sind auch eine Alternative

verfasst von: Andreas Burkert

4:30 Min. Lesedauer

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Biomethan im Erdgas, OEM als Erdgas-Produzenten und eine günstigere Mobilität. Der Erdgasantrieb wird immer beliebter. Eine aktuelle Studie zeigt, der Absatz ist innerhalb eines Jahres um 38 Prozent gestiegen. Weil die Automobilhersteller immer neue Modelle auf den Markt bringen, dürfte das dem Erdgasantrieb neuen Vortrieb geben.

Viele Autofahren geben lieber Gas, als dass sie unter Strom fahren. Das offenbart ein Blick auf die aktuellen Zulassungszahlen. Demnach ist der Absatz von Erdgasfahrzeugen im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent auf 8900 Stück gestiegen. Erdgas ist damit nach dem Hybrid der beliebteste alternative Antrieb in Deutschland. Ein Grund für die Kauflaune der Verbraucher ist unter anderem die gestiegene Anzahl der verfügbaren Erdgas-Pkw-Modelle, die sich laut einem Zwischenbericht der Initiative Erdgasmobilität im Vergleich zu Anfang 2012 bis Ende 2014 verdoppeln wird. Insbesondere absatzstarke Modelle wie der VW Golf, der Audi A3 und die Mercedes-Benz B-Klasse sind im Kommen.

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Ein weiterer Grund für die starke Nachfrage nach Erdgasfahrzeugen ist der mittlerweile günstigere Einstieg in die Erdgasmobilität. Bisher galten die Fahrzeuge in der Anschaffung als deutlich teurer im Vergleich zum herkömmlichen Dieselantrieb. Eine Gegenüberstellung aktueller, ausstattungsbereinigter Preise zeigt jedoch, dass Erdgasfahrzeuge nur noch geringfügig teurer als Dieselmodelle sind. Dass sich "insbesondere in Verbindung mit den niedrigeren Kraftstoffkosten der Aufpreis nach teilweise wenigen Kilometern amortisiert", davon ist die Initiative führender Unternehmen der deutschen Gaswirtschaft, erdgas mobil, überzeugt. Sie hat auch die Preise aktueller am Markt verfügbarer Erdgas-Fahrzeuge ermittelt. Und wenn ab September die Euro-6-Norm für Pkw in Kraft tritt, wird sich das Preisgefüge zwischen Erdgas- und Dieselmodellen weiter wandeln. Aus einem einfachen Grund.

Euro 6-Norm macht Dieselantrieb teurer

"Um die Euro-6-Norm zu erreichen, die ab September dieses Jahres auch für Pkw eingeführt wird, muss bei Dieselmodellen in die Technologie investiert werden. Diese sogenannte Abgasnachbehandlung ist relativ kostenintensiv und wird sich auf den Diesel-Fahrzeugpreis entsprechend auswirken", erlärt Dr. Timm Kehler, Geschäftsführer von erdgas mobil. Einen ähnlichen Effekt beobachtet er gerade im Lkw- und Busbereich, wo die Norm bereits seit Anfang des Jahres gilt.

Erdgasfahrzeuge erfüllen nämlich die Euro-6-Norm. Das spricht für den verstärkten Einsatz von Erdgas. Wie der Artikel "Sauberer Gas geben" zudem darstellt, entsteht bei der Verbrennung von Erdgas weniger CO2 und mehr H2O als bei Benzin, da Erdgas einen geringeren Kohlenstoffanteil aufweist. "Ein auf Erdgas umgestellter Ottomotor emittiert bereits ohne weitere Optimierung rund 25 Prozent weniger CO2 als ein Benzinmotor - unter Annahme eines vergleichbaren Fahrzeug-Wirkungsgrads". Dem Beitrag zufolge ist darüber hinaus das Abgas eines Erdgasmotors sehr sauber. Der Anteil an giftigen Kohlenwasserstoffen ist gegenüber Benzin deutlich verringert. Auch werden bei der Verbrennung praktisch keine Rußemissionen erzeugt, ein Partikelfilter ist demnach nicht erforderlich.

Mehr Biomethan im Erdgas freut auch die Regierung

Für die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister, Katherina Reiche, die den Zwischenbericht soeben von der Initiative Erdgasmobilität überreicht bekam, ist die Erdgasmobilität "im Rahmen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung als eine wichtige Option für die künftige Energieversorgung des Verkehrs im Pkw- und Lkw-Sektor und in der Schifffahrt identifiziert worden". Aus ihrer Sicht kann Erdgas als Kraftstoff zur Verbesserung der Klimabilanz des Verkehrs beitragen, "insbesondere durch die Beimischung von Biomethan und perspektivisch von Methan, das mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird".

Im Erdgas ist laut dem Zwischenbericht mit 20 Prozent nun deutlich mehr Biomethan beigemischt als in den Vorjahren. Damit wird bei der Verwendung von Erdgas als Kraftstoff bis zu 39 Prozent weniger CO2 ausgestoßen als bei der Nutzung von Benzin in einem vergleichbaren Fahrzeug. Außerdem werden Nutzungskonkurrenzen zur Nahrungs- oder Futtermittelproduktion vermieden, denn das im Verkehrssektor verwendete Biomethan wird zu mehr als 80 Prozent aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt.

Audi-E-Gas-Anlage

Eine weitere Quelle für Erdgas hat im Übrigen Audi vor kurzem in Betrieb genommen. Der OEM wird in seiner E-Gas-Anlage in Werlte/Emsland aus überschüssigem Windstrom, CO2 und Wasser in einem chemischen Prozess Erdgas hergestellt. Die E-Gas-Anlage arbeitet in zwei Prozessschritten: Elektrolyse und Methanisierung. Im ersten Schritt nutzt die Anlage überschüssigen Grünstrom, um mit drei Elektrolyseuren Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Der Wasserstoff könnte als Treibstoff für künftige Brennstoffzellen-Autos dienen.

Derzeit fehlt hier jedoch noch eine flächendeckende Infrastruktur. Deshalb folgt unmittelbar der zweite Verfahrensschritt: die Methanisierung. Durch die Reaktion des Wasserstoffs mit CO2 entsteht hierbei synthetisches Methan - das Audi-E-Gas. Es ist mit fossilem Erdgas nahezu identisch und wird über eine bereits vorhandene Infrastruktur, das deutsche Erdgasnetz, an die CNG-Tankstellen bundesweit verteilt. Darüber hinaus fördert der Ingolstädter Automobilhersteller über seine Preispolitik den Verkauf seiner Erdgasfahrzeuge.

So ist der Audi A3 g-tron nur 850 Euro als das dieselbetriebene Pendant, wie erdgas mobil mitteilt. Die Initiative hat die ausstattungsbereinigten Listenpreise aktueller Erdgasfahrzeuge mit den entsprechenden Dieselmodellen verglichen. Laut der Übersicht aktueller Erdgasfahrzeuge sind auch der neue VW Golf TGI BlueMotion lediglich 725 Euro und der Opel Zafira Tourer mit Erdgasantrieb nur 100 Euro teurer als die jeweilige Dieselvariante.

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