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10.10.2014 | Betriebsstoffe | Schwerpunkt | Online-Artikel

LNG als Alternative zum Dieselantrieb

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

5 Min. Lesedauer

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Die neue EU-Richtlinie zur sauberen Mobilität fördert unter anderem die CNG- und LNG-Infrastruktur. Insbesondere im Schwerlastverkehr könnte sich damit ein Umstieg von Diesel auf LNG anbieten. Warum sich LNG als Alternative zum Diesel im Langstreckenverkehr etablieren kann.

Europa muss mehr Tankstellen für umweltfreundliche Autos bauen. Der Ministerrat der EU hat kürzlich den neuen EU-Vorschriften zugestimmt. Die neuen Regeln schreiben vor, dass die Mitgliedstaaten mehr Ladestationen für Elektroautos, mehr Tankstellen für Flüssigerdgas (LNG), für komprimiertes Erdgas (CNG) sowie für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge bauen müssen. Außerdem darf in Zukunft nur noch ein einheitlicher Ladestecker EU-weit verwendet werden. So werden die notwendigen EU-weiten Standards vorgegeben, um die Interoperabilität mit dem Ladestecker Typ 2 (beziehungsweise Typ 2 Combo) zu wahren.

Die Mitgliedstaaten müssen bis Ende 2016 ihre Ziele zur Umsetzung der Richtlinie definieren und veröffentlichen sowie eine nationale Strategie vorlegen. Die Zeitvorgaben, bis wann das Tankstellennetze ausgebaut sein muss, variieren zwischen 2020 und 2030 je nach Kraftstoff, Fahrzeugart und Einsatzgebiet. Das Europäische Parlament hatte dem Vorschlag der EU-Kommission im April 2014 zugestimmt.

Schwerlastverkehr: Umstieg von Diesel auf LNG

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Mit der "Richtlinie über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe" [COM (2013) 17] will die EU die Abhängigkeit des Verkehrssektors von Erdöl reduzieren und den Schadstoffausstoß drosseln. Insbesondere im Schwerlastverkehr biete sich ein Umstieg von Diesel auf LNG an, sagt der Erdgasverband erdgas mobil. Laut EU-Richtlinie soll bis 2025 entlang wichtiger europäischer Verkehrsrouten ein LNG-Tankstellennetz entstehen, welches einen Güterverkehr auf LNG-Basis möglich macht. Dazu wird ein Abstand von 400 Kilometern zwischen zwei LNG-Zapfsäulen empfohlen. Die Infrastruktur für CNG soll ebenfalls bis 2025 ausgebaut werden. Hier wird ein Abstand von 150 Kilometern empfohlen, um die Kraftstoffversorgung mit Erdgas und Bio-Erdgas europaweit flächendeckend zu gewährleisten.

"Durch die EU-Richtlinie muss sich die Bundesregierung nun noch stärker mit dem kompletten Spektrum alternativer Kraftstoffe auseinandersetzen", ist Dr. Timm Kehler, Geschäftsführer von erdgas mobil, überzeugt. Damit sei auch der Zeitpunkt gekommen, das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, die Steuerermäßigung nach 2018 zu verlängern, einzulösen. "Die Verabschiedung der Richtlinie in Brüssel ist ein klares Signal für Berlin, jetzt die Steuerermäßigung für Erdgas und Bio-Erdgas als Kraftstoff über 2018 hinaus fortzuführen.

Als erster Schwerlast-Lkw mit LNG-Antrieb hat der Iveco Stralis LNG kürzlich die europäische Gesamtbetriebserlaubnis erhalten und darf damit auch auf deutschen Straßen fahren. "Im reinen LNG-Betrieb kann der Stralis rund 700 Kilometer fahren und ist damit für den Verteilerverkehr hervorragend geeignet", sagte Friedrich Lesche, Leiter Produkt und Customizing Center Ulm von Iveco während eines Pressegesprächs am 24. September auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. In den Niederlanden werde das LNG-Fahrzeug bereits von Lebensmittelspediteuren täglich genutzt, in Deutschland fehlen ihm noch die Tankmöglichkeiten. Daher ist der Stralis LNG nur auf festen Linien unterwegs, weil die Infrastruktur hier noch keine Möglichkeit bietet, im freien Ladungsverkehr zu fahren. Doch Deutschland will aufholen: Der Erdgasverband erdgas mobil hat kürzlich eine Mustergenehmigung zur Errichtung von LNG-Tankstellen in Deutschland erhalten. Auch Nutzfahrzeuge, die mit LNG betrieben werden können, stehen für den deutschen Markt bereit. Dazu zählt zum Beispiel der Scania P 340 LNG. In den USA und einigen europäischen Ländern wird LNG bereits erfolgreich eingesetzt.

dena-Studie empfiehlt Markteinführung von LNG-Lastwagen

Auch die Deutsche Energie-Agentur (dena) empfiehlt die Markteinführung von LNG-Lastwagen und unterstützt die Strategie der Europäischen Kommission, LNG als Alternative zum Diesel zu etablieren. Denn Flüssigerdgas als alternativer Kraftstoff habe das Potenzial, die Energieversorgung zu diversifizieren und auch die Klimabilanz der Lkw sowie aller damit transportierten Waren zu verbessern. Dies gehe aus einer neuen Studie der dena hervor.

In der Studie untersucht die dena die Potenziale von LNG im Schwerlastverkehr und schlägt Maßnahmen für die Markteinführung vor. Die wichtigsten politischen Empfehlungen sind: konkrete Zielvorgaben für die Etablierung von LNG als Kraftstoff, die zeitnahe Verlängerung der Energiesteuerermäßigung für Erdgas und Biomethan sowie die Integration von gasbetriebenen Nutzfahrzeugen in öffentliche Flotten.

Ein Mischkraftstoff aus 80 Prozent LNG und 20 Prozent Biomethan könnte bei einem Marktanteil von vier Prozent im Straßengüterverkehr bereits heute zirka 240.000 Tonnen CO2 pro Jahr gegenüber Diesel vermeiden. Mit der Einführung neuer, effizienter Motoren wollen die Fahrzeughersteller ab 2015 auch mit reinem fossilen LNG Klimavorteile von zehn Prozent und mehr ermöglichen.

CNG oder LNG?

Flüssigerdgas im Schwerlastverkehr biete weitere Vorteile, wie die dena erläutert: Es wird per Tankschiff importiert und erhöht damit nicht nur die Unabhängigkeit von Erdöl, sondern auch von Pipelinegas. Aufgrund der hohen Energiedichte könnten LNG-Lastwagen auch lange Strecken zurücklegen. Zudem beansprucht LNG im Vergleich zu CNG einen viel geringeren Platzbedarf, gibt Detlef Krehl in seinem Report "CNG und LNG chancenreicher Diesel-Ersatz" aus der MTZ 7-2014 an. Außerdem sind LNG-betriebene Lkws leiser als ihre Diesel-Pendants. So sinkt die Lärmbelästigung in Innenstädten bei Warenlieferungen oder Müllabfuhr.

Allerdings hat für Dr. Dirk Bergmann, Geschäftsführer der FPT Motorenforschung, CNG nach wie vor die Nase vorn, wie er im Interview mit der MTZ zum Thema Zukunftschancen des Gasmotors im Nutzfahrzeug erklärt. Dafür würden die einfachere Handhabung und die höhere Verfügbarkeit sprechen. LNG müsse aufwendig gekühlt werden, was die Lagerung im Fahrzeug zusätzlich erschwere. Jedoch sei LNG für den Langstrecken-Lkw vorteilhafter. Ein wichtiger Punkt für eine weitere Verbreitung von Erdgasmotoren sei neben der notwendigen Infrastruktur auch die Kraftstoffnormung. Genauso wie die EN590, die die Qualität von Dieselkraftstoff festlegt, sei auch eine Regelung für Erdgas notwendig.

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