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10.08.2020 | Corona-Krise | Schwerpunkt | Online-Artikel

Robotik ist ein Eckpfeiler der wirtschaftlichen Erholung

verfasst von: Dieter Beste

4:30 Min. Lesedauer

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Zur Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie setzt der Weltroboterverband auf eine Intensivierung der Automatisierung. Allerdings sei die Welt auf den Umgang mit Robotern unzureichend vorbereitet.

Bis 2022 werden voraussichtlich etwa vier Millionen Industrieroboter in den Fabriken weltweit im Einsatz sein. Ihnen kommt eine Schlüsselrolle bei der weiteren Automatisierung der Fertigung zu, die nach Ansicht des Weltroboterverbands International Federation of Robotics (IFR) für eine schnelle wirtschaftliche Erholung in der Nach-Corona-Zeit dringend nötig ist. Damit steige auch die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften, so der Verband in einer aktuellen Mitteilung. Es gelte, die Aus- und Weiterbildungsangebote entsprechend anzupassen. Schon vor zwei Jahren hatte das IFR, das sich als Sprachrohr der weltweiten Robotikindustrie versteht, ein Positionspapier dazu vorgelegt, wie Roboter als wesentliches Segment der Automatisierungstechnologien auf die Arbeit und die Entwicklung der Industriearbeitsplätze einwirken.

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Robotik 4.0

Moderne Robotersysteme sind ein Kernelement der Industrie 4.0, um die Flexibilisierung und Individualisierung der Produktion bis zur Losgröße Eins bei hoher Ressourceneffizienz umzusetzen. Ein Ziel, das nur mit umfassender Automatisierung und Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen sein wird.

"Regierungen und Unternehmen weltweit sollten sich darauf konzentrieren, die nötigen Kompetenzen für den Umgang mit Robotern und smarten Automatisierungssystemen zu vermitteln", fordert IFR-Präsident Milton Guerry. "Das ist nötig, um das Potenzial dieser Technologien voll auszuschöpfen. Die konjunkturelle Erholung in der Nach-Corona-Zeit wird die Nachfrage nach Robotik beschleunigen. Es bedarf politischer sowie privatwirtschaftlicher Strategien, um den Weg zu einer stärker automatisierten Wirtschaft für die Beschäftigten zu ebnen." 

Der Weltroboterverband untermauert seine dringende Aufforderung zu Handeln mit Ergebnissen aus dem "Automation Readiness Index” des The Economist Intelligence Unit (EIU). Demnach betreiben nur vier Länder eine ausgereifte Bildungspolitik, die den Herausforderungen einer automatisierten Wirtschaft bereits gerecht wird. Südkorea führt dieses Ranking an, gefolgt von Estland, Singapur und Deutschland. Länder wie Japan, die USA und Frankreich werden als entwickelt eingestuft – China rangiert in dem Index noch als Schwellenland. 

Auch das World Economic Forum pflichtet dem Weckruf des Weltroboterverbands bei: "Aktuell gehen nur sehr wenige Länder offensiv daran, ihr Bildungssystem an das Automatisierungszeitalter anzupassen", sagt Saadia Zahidi, Expertin für Bildungs-, Gender- und Beschäftigungsinitiativen beim World Economic Forum. "Die erfolgreichen Staaten fokussieren seit langem auf die Entwicklung des Humankapitals. Einige nordeuropäische Länder sowie Singapur führen die vermutlich sinnvollsten Versuche zur Arbeitswelt der Zukunft durch." 

Weichenstellungen für Aus- und Weiterbildung

Roboterhersteller unterstützen die Aus- und Weiterbildung für Robotik bereits mit praxisorientierten Schulungen. "Die Umschulung der bestehenden Belegschaft ist allerdings nur eine kurzfristig angelegte Maßnahme. Wir müssen schon viel früher ansetzen – die Lehrpläne für Schule und Ausbildung müssen an die Ansprüche der Industrie an die Arbeitskräfte der Zukunft angepasst werden. Dies sind zum einen Technik- und Digital-Kompetenzen, ebenso wichtig sind aber kognitive Fähigkeiten wie analytisches und kritisches Denken", sagt Susanne Bieller, Generalsekretärin der International Federation of Robotics: "Volkswirtschaften sollten die Automatisierung annehmen und die nötigen Kompetenzen dafür aufbauen. Nur so wird es gelingen, von den Vorteilen der Technik zu profitieren – und nicht vom internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden." Das Thema "Next Generation Workforce - Upskilling for Robotics" wird vom IFR auf der Messe für smarte Automation und Robotik "automatica” in München zur Diskussion gestellt.    

Automatisierung mit Robotern

Industrieroboter sind heute etablierte Technik; die Geräte sind ausgereift und zuverlässig. "Roboter erlauben daher für zahlreiche Applikationen erhebliche Rationalisierungen und Qualitätssteigerungen", fassen Andreas Pott und Thomas Dietz den Stand der Technik in "Industrielle Robotersysteme" zusammen (Seite 135): "Dies gilt insbesondere für die Massenproduktion, in der Roboter schon heute nicht mehr wegzudenken sind. Der technische Fortschritt in der Robotik realisiert diesen Vorteil auch in immer mehr mittelständisch geprägten Produktionsszenarien."

Darüber hinaus verstärkt sich ein Trend zur kollaborativen Zusammenarbeit mit Robotern; sie werden so, folgt man Jochen J. Steil und Günter W. Maier, zu "universalen Werkzeugen" in der digitalisierten und vernetzten Arbeitswelt. Allerdings, so die Springer-Autoren: "Bisher gibt es kaum Erfahrungen über längerfristige Lerneffekte im Umgang mit Robotern. Einige Pionierstudien über die Interaktion sozialer Roboter mit Kindern haben gezeigt, dass ein Roboter zunächst Neugier erzeugt, welche dann schnell versiegt, sobald das Standardverhalten des Roboters exploriert ist." In einer anderen Studie, so die Autoren, hatten Beschäftigte nach der Einführung von Industrierobotern zunächst durchaus über Vorteile der Robotereinführung berichtet; mit der Zeit seien ihre Einschätzungen jedoch pessimistischer ausgefallen, da die Beschäftigten zu der Überzeugung gelangt waren, dass die Roboter mehr Training benötigten oder dass die Roboter keinen großen Einfluss auf die Produktqualität hätten. 

Roboter werden Arbeitsalltag nachhaltig verändern

In einer Arbeitsumgebung können sich Arbeitnehmer aber durchaus auch an die Roboter gewöhnen, so Steil und Maier: "Dabei traten zunächst gemischte Erwartungen auf, die sich aus Unsicherheit im Umgang mit der neuen Technologie speisen, während im weiteren zeitlichen Verlauf Habituation und Anpassung an das Roboterverhalten stattfinden. Dies ist einerseits positiv für die Akzeptanz und Einführung solcher Systeme, hat jedoch auch die Schwierigkeit, dass Gewöhnung an die Bewegungsmuster von Robotern eine der größten Ursachen für Fehler in der Interaktion ist und damit zu Unfällen mit Industrierobotern führen kann." Das Zwischenfazit von Jochen J. Steil und Günter W. Maier unterstützt die Forderung des Weltroboterverbands: "Insgesamt ist zu erwarten, dass die Einführung und Integration von Robotern in den Arbeitsalltag auch die Arbeitswelt insgesamt nachhaltig beeinflusst, und zwar auf den Ebenen der Arbeitsaufgaben und -prozesse, der sozialen Prozesse und schließlich auch auf volkswirtschaftlicher Ebene" ("Handbuch Gestaltung digitaler und vernetzter Arbeitswelten", Seite 334).
 

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