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2019 | Buch

Die erschöpfte Globalisierung

Zwischen transatlantischer Orientierung und chinesischem Weg

verfasst von: Prof. Dr. Michael Hüther, Matthias Diermeier, Dr. Henry Goecke

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Vielfältig sind die Krisenzeichen unserer Zeit. Der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet, die politischen Strukturen erodieren und die wirtschaftlichen Verhältnisse überzeugen nicht mehr. Von einer Tendenzwende wird angesichts der Neuerungen, Enttäuschungen, Unbestimmtheiten, Führungsverluste, Konflikte durch zunehmende globale Vernetzungen und der scheinbar abnehmenden politischen Gestaltungskraft gesprochen.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 war die Globalisierung mit großer Hoffnung auf weltweite Wohlstandsmehrung und politische Modernisierung durchgestartet. Heute wirkt sie erschöpft: die Anzahl dynamischer Volkswirtschaften stagniert, viele Entwicklungsländer bleiben zurück und Industrieländer erleben eine Renaissance des Protektionismus. Das Buch analysiert dies aus historischer Perspektive anhand der verschiedenen Dimensionen internationaler Verflechtung und entwickelt Bedingungen für eine inklusive Globalisierung in der Zukunft.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Die Unlesbarkeit unserer Zeit
Zusammenfassung
Vielfältig sind die Krisenzeichen unserer Zeit. Der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet, die politischen Strukturen erodieren und die wirtschaftlichen Verhältnisse überzeugen nicht mehr. Von einer Tendenzwende wird angesichts der Neuerungen, der Enttäuschungen, der Brüche von Entwicklungen, der Erosion von Gewissheiten, der Unbestimmtheiten, der Führungsverluste, der neuartigen Konflikte trotz oder wegen zunehmender globaler Verflechtungen und scheinbar schwindender politischer Gestaltungskraft gesprochen.
Michael Hüther, Matthias Diermeier, Henry Goecke
Kapitel 2. Integration in begrenztem Raum: Treiber und Strukturen der „ersten Globalisierung“
Zusammenfassung
Der Gang durch die vier Wirkungsebenen der „ersten Globalisierung“ macht die transitorische Bedeutung dieser Phase in der Geschichte der Globalisierungsanläufe deutlich. Denn zum einen gehorchte die faktische Bezugnahme auf globale Kontexte den traditionellen und den Zeitgenossen bekannten Mustern insofern, als die vorhandenen Handelsnetze intensiver gespannt und der kommunikative Austausch der Eliten verstärkt wurden. Zum anderen wurde die neue Qualität deutlich, die aus der Verschränkung unterschiedlicher Prozesse der Veränderung folgte, ohne dass die Ursachenkette dieser Veränderungen eindeutig beschrieben werden konnte.
Michael Hüther, Matthias Diermeier, Henry Goecke
Kapitel 3. Räumliche Öffnung und hohe Dynamik: Stilisierte Fakten zur „zweiten Globalisierung“
Zusammenfassung
Das in der „zweiten Globalisierung“ charakterisierende Muster der globalen Spezialisierung zeigt sich in der Robustheit der weltwirtschaftlichen Entwicklung, die sich ganz offenkundig unbeeindruckt von politischen Schocks mit relativer und dennoch erstaunlicher Beständigkeit vollzieht. Gemessen an den Erfahrungen und an den theoretischen Erwägungen zur Konjunktur ist diese Robustheit angesichts von Brexit und Donald Trump ansonsten schwer zu erklären. Konjunkturelle Robustheit und Ausreifung der „zweiten Globalisierung“ erscheinen somit als zwei Seiten einer Medaille, deren Glanz allerdings dadurch verblasst, dass sich mit diesen Wirkungen eine zunehmende Entkräftung, gar Erschöpfung dieser Globalisierung verbinden. Gemeint sind die Effizienzillusion aufseiten der Entwicklungsländer sowie die Sicherheitsillusion der entwickelten Industrieländer.
Michael Hüther, Matthias Diermeier, Henry Goecke
Kapitel 4. Das Scheitern inklusiver Globalisierung: Institutionelle und kulturelle Spannungen
Zusammenfassung
Fast 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Beendigung des Ost-West-Konflikts sowie 40 Jahre nach der programmatischen Verankerung der kapitalistischen Wirtschaftsweise in der Volksrepublik China zeigt sich die Globalisierung erschöpft. Die institutionellen Probleme, die auf den Wachstumsperspektiven Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas lasten und dort die Effizienzillusion begründen, führen den Industrieländern zudem ihre Sicherheitsillusion vor Augen, der sie sich in Zeiten andauernder Expansion hingeben konnten. Standen Arbeitsplätze mit geringeren Qualifikationsanforderungen in der Industrie seit Markteintritt der neuen Herausforderer in einem kaum zu gewinnenden Preiswettbewerb, schwinden mit der BRICS Schwäche wichtige Arbeitsplätze. Dass gleichzeitig der zunehmende Wanderungsdruck von Rechtspopulisten instrumentalisiert wird, Abstiegsängste zu schüren und Konkurrenzsituationen um Sozialbudgets herauf zu beschwören, zeigt in beeindruckender Weise, wie die integrierte Welt Probleme rund um den Globus exportiert. Auf die Megatrends Digitalisierung und Klimawandel ergeben sich aus der Analyse unterschiedliche Antworten.
Michael Hüther, Matthias Diermeier, Henry Goecke
Kapitel 5. Orientierungen für die „dritte Globalisierung“: Vorteilspositionen für alle
Zusammenfassung
Letztlich geht es darum, der Globalisierung als Fortsetzung der Freiheitsgeschichte eine weiterhin tragfähige Perspektive dadurch zu verschaffen, dass eine Verantwortungsperspektive hinzugefügt wird. Während private Akteure unvermeidbar in der Marktgesellschaft Vertrauen ausbilden müssen, um deren Effizienz zu heben, müssen Gesellschaften und Staaten mit dem Ziel, wirtschaftliche Aktivität zu stimulieren und damit Wohlstand und soziale Absicherung zu erreichen, das Vertrauen gezielt durch kluge Institutionen schaffen. Daran knüpfen die globalisierungspolitischen Überlegungen an. Sie reflektieren auch die gewonnenen Erkenntnisse zur Normativität der Globalisierung, die nur durch multilaterale Verhandlungen und Strukturen sowie transnationale Institutionen angemessen im 21. Jahrhundert reflektiert werden kann. Das ist kein Ende des transatlantisch geprägten Traums, wohl aber seine zeitgemäße Einordnung.
Michael Hüther, Matthias Diermeier, Henry Goecke
Backmatter
Metadaten
Titel
Die erschöpfte Globalisierung
verfasst von
Prof. Dr. Michael Hüther
Matthias Diermeier
Dr. Henry Goecke
Copyright-Jahr
2019
Electronic ISBN
978-3-658-25192-5
Print ISBN
978-3-658-25191-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-25192-5