Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der in Deutschland in jüngerer Zeit gestiegenen Einkommensungleichheit fragen wir, ob dieser Trend mit einer Stagnation oder Abstiegen im Einkommen bestimmter Bevölkerungsgruppen einhergeht oder ob er primär auf eine veränderte Zusammensetzung der Bevölkerung zurückzuführen ist. Hierzu analysieren wir auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels die Einkommensverläufe von Haushalten in den Jahren 1995–2015. Unsere Studie zeigt, dass die erhöhte Einkommensungleichheit nicht allein aus einer veränderten Zusammensetzung der Bevölkerung resultiert, sondern dass Haushalte, die sich in vergleichsweise schlechter Arbeitsmarktposition befinden (mit maximal beruflichem Ausbildungsabschluss bzw. als Arbeiter oder als Angestellte mit Routinetätigkeiten), im Laufe der Jahre im Durchschnitt kleinere prozentuale Steigerungen im verfügbaren Haushaltseinkommen erfahren haben als andere Haushalte. Für Haushalte mit türkischem Migrationshintergrund war die Einkommensentwicklung dabei ungünstiger als für einheimische Haushalte. Diese Befunde lassen vermuten, dass es in den genannten Bevölkerungsgruppen in den letzten Jahren in der Tat vermehrt zu enttäuschten Aufstiegshoffnungen gekommen ist.