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04.04.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Brasiliens Automarkt wird heiß

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

3 Min. Lesedauer

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Brasilien wird künftig in der Automobilwelt eine größere Rolle spielen. Um rund zwei Prozent soll der Pkw-Markt des fünftgrößten Staats der Erde in diesem Jahr wachsen. Brasilien könnte bald zum drittgrößten Absatzmarkt weltweit werden.

Experten gehen davon aus, dass sich bis 2020 die Neuzulassungen auf über 6,6 Millionen Fahrzeuge pro Jahr verdoppeln könnten. Das würde Brasilien zum drittgrößten Absatzmarkt hinter China und den USA machen. Derzeit hält Japan noch diesen Rang. Aktuell kommen in Brasilien auf 1000 Einwohner etwa 200 Pkw. Zum Vergleich: In Deutschland sind es rund 525 Pkw auf 1000 Einwohner, wie das Statistische Bundesamt angibt. Der VDA prognostiziert für den Pkw-Markt in Brasilien für dieses Jahr ein Wachstum von rund zwei Prozent. Bis Februar verzeichnete der Neuwagenmarkt bereits einen Zuwachs von gut 5 Prozent.

Warentransporte fast nur per Lkw

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Und die Voraussetzungen in Brasilien sind gut. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 2.260 Milliarden US-Dollar (2012) ist Brasilien - je nach Berechnungsgrundlage beziehungsweise Wechselkurs - die sechst- oder siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt, wie das Auswärtige Amt angibt. Das Land verfügt über das zweitlängste Straßensystem der Welt. Praktisch der gesamte Warentransport erfolgt über Lkw, das Hauptverkehrsmittel sind Busse. Allein auf den beiden Hauptrouten "Bandeirantes" und "Anhanguera" zwischen den Millionenstädten São Paulo und Campinas sind täglich 900.000 Fahrzeuge unterwegs, wie der Zulieferer Bosch erläutert. 2010 seien rund 6 Millionen leichte, mittlere und schwere Nutzfahrzeuge sowie 676.000 Busse registriert gewesen. Transporte mit der Eisenbahn oder per Schiff spielen dagegen praktisch keine Rolle.

Wie wichtig der Lkw-Transport für Brasilien ist, zeigen zwei Zahlen: Rund die Hälfte des Kraftstoffs, der im Straßenverkehr verbraucht wird, ist Diesel, erklären Experten bei Bosch. Der Markt für Lkw über 6 Tonnen habe 2013 über 140.000 Fahrzeuge umfasst, was dem Volumen der USA entspricht.

Pkw-Antrieb mit Alkohol

Diesel-Pkw existieren hingegen bislang überhaupt nicht. Um das Land unabhängiger von Ölimporten zu machen, beschloss die brasilianische Regierung 1972 das Programm "Proalcool" zur Herstellung von Biokraftstoff aus Zuckerrohr. Diesel-Pkw mit weniger als einer Tonne Zuladung wurden nicht mehr zugelassen, und so fahren Pkw heute nur mit Benzin und Ethanol.

"Bisher hat die brasilianische Regierung Dieselmotoren für Pkw verboten, um Kraftstoffimporte zu vermeiden. Inzwischen kann sich das Land aber selbst versorgen und wir rechnen damit, dass Diesel bald auch für Pkw-Fahrer verfügbar wird", sagt Dr. Markus Heyn, Vorsitzender des Bereichsvorstands Diesel Systems bei Bosch.

Bald Diesel-Markt für Pkw?

Heute sind deshalb rund 90 Prozent aller Personenwagen in Brasilen mit Flexible-Fuel-Technik unterwegs, wie Bosch erläutert. Mit dieser Technik lassen sich Ottomotoren mit variablen Benzin-Ethanol-Gemischen betreiben - von Benzin bis zu reinem Ethanol (E100). Im Jahr 2013 wurde das zehnmillionste Fahrzeug mit der Technik in Brasilien produziert. Andere wichtige Märkte für FlexFuel-Fahrzeuge sind nach Angaben von Bosch die USA, Kanada und Mexiko.

In den kommenden Jahren wird der Markt für fortschrittliche Kraftfahrzeugtechnik in Brasilien weiter wachsen, prognostiziert der Zulieferer. Ein Großteil der Schwerlastflotte ist veraltet und kann den steigenden Bedarf der brasilianischen Wirtschaft nicht decken. Zudem wird für den Schwerverkehr in Brasilien eine mit Euro 5 vergleichbare Emissionsnorm eingeführt, die technisch eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Sollte das Verbot für Selbstzünder kippen, bietet der Diesel-Markt für Pkw weiteres Wachstum.

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