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12.09.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die neue Rennsportserie Formel E

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

5:30 Min. Lesedauer

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Adrenalin, Wettkampf, Emotion - alles Dinge, die man bis jetzt noch nicht sofort mit Elektroautos verbindet. Das soll die Formel E nun ändern. Die internationale Motorsportserie mit elektrisch betriebenen Rennwagen soll das Interesse an der Elektromobilität erhöhen. Ein Überblick über die Formel E.

Die rein elektrische Formel E startet am 13. September 2014 in Peking in ihre Premierensaison. Statt auf normalen Rennstrecken werden die zehn Läufe auf Stadtkursen in internationalen Metropolen und touristischen Zentren absolviert. Deutscher Austragungsort ist am 30. Mai 2015 Berlin. Alle Teams gehen in der Saison 2014/2015 mit dem Monoposto Spark-Renault SRT_01E ins Rennen.

"Fan Boost" erlaubt kurzzeitige Leistungssteigerung

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Der Elektromotor des Spark-Renault SRT_01E stellt im Qualifying-Modus 200 kW (270 PS) zur Verfügung. Im Rennen ist die Leistung auf 150 kW (204 PS) begrenzt. Die drei populärsten Fahrer werden mit dem "Fan Boost" belohnt und dürfen während des Rennens, beispielsweise für ein Überholmanöver, einmal für fünf Sekunden 180 kW (245 PS) abrufen. Ermittelt wird die Beliebtheit per Online-Voting. Das Minimalgewicht inklusive Fahrer liegt bei 800 Kilogramm, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h ist in 3,0 Sekunden möglich. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 225 km/h begrenzt. Die Sicherheitsstandards entsprechen denen der Formel 1.

In der Premierensaison starten zwar alle Teams mit dem Spark-Renault SRT_01E, die Formel E allerdings ist als offene Rennserie konzipiert. Das heißt: Auch andere Konstrukteure können mit ihren Fahrzeugen teilnehmen.

Gemeinschaftsentwicklung renommierter Unternehmen

Der Spark-Renault SRT_01E ist das Produkt eines multinationalen Konsortiums von Unternehmen aus dem Motorsport. Das Kohlefaser-Aluminium-Chassis stammt vom italienischen Spezialisten Dallara, während für die Montage des Monopostos die französische Firma Spark Racing Technology zuständig ist. Williams Advanced Engineering aus Großbritannien entwickelt und fertigt die Batterien, McLaren Electronic Systems den elektrischen Antriebsstrang und die elektronische Kontrolleinheit. Ein sequenzielles Getriebe des britischen Herstellers Hewland mit fixen Übersetzungen überträgt die Kraft an die Antriebsräder. Renault übernimmt Systemintegration sowie Leistungsoptimierung der elektrischen Antriebseinheit und stellt deren Betrieb sicher.

Zehn Teams, 20 Fahrer, 40 Fahrzeuge

In der Premierensaison der Formel E gehen zehn Teams mit jeweils zwei Fahrern und insgesamt 40 Fahrzeugen an den Start. Darunter sind zum Beispiel das französische e.dams-Renault-Team mit den Piloten Nicolas Prost und Sébastien Buemi, das Team Venturi aus Monaco mit Nick Heidfeld und Stéphane Sarrazin - gegründet von Leonardo DiCaprio zusammen mit dem Elektroautohersteller Venturi Automobiles - sowie das vom britischen Unternehmer Richard Branson angemeldete Team Virgin Racing mit Jaime Alguersuari und Sam Bird. Außerdem vertreten ist das Team Audi Sport ABT aus Deutschland. Weitere Teams stammen aus den USA, der Schweiz, China, Japan und Indien.

Jedem Fahrer stehen zwei Autos zur Verfügung. Um die Kosten im Rahmen zu halten und ein Verkehrschaos in den Gastgebermetropolen zu vermeiden, finden freies Training, Qualifying und Rennen jeweils an einem Tag statt. Jedem Fahrer stehen zwei Autos zur Verfügung. Beim Rennen selbst sind pro Fahrer zwei Pflichtstopps vorgeschrieben, um in ein aufgeladenes Fahrzeug zu wechseln. Außer im Pannenfall sind Reifenwechsel während des Rennens nicht erlaubt. Die Allwetter-Pneus selbst sind profiliert, damit auch bei Nässe genügend Grip zur Verfügung steht. "Die Reifen sind keine klassischen Formel-1-Reifen, sondern 18-Zoll-Niederquerschnittreifen, die wesentlich moderner und zielgerichteter gestaltet sind", erläutert Michael Trzesniowski, Autor des Springer-Buches Rennwagentechnik.

Was das weitere Fahrzeuge betrifft, gibt es keine wesentlichen Unterschiede zur klassischen Motorsport-Serie. "Chassis, Fahrwerk, aerodynamische Abtriebshilfen unterscheiden sich kaum. Beim Monocoque war allerdings die vom Veranstalter gewünschte Position und Gestaltung der Batterie eine Herausforderung für den Chassishersteller. Der blockartige Batteriekasten sollte aus einem Stück bestehen und an der Stelle des konventionellen Kraftstofftanks - also hinter dem Fahrerrücken - sitzen. Dadurch musste die sonst steifigkeitsspendende Rückwand beim Monocoque entfallen und die Abstützung des Überrollbügels erforderte eine neue Gestaltung und Ausführung dieses Bereichs", erklärt Trzesniowski.

Nach Vorbild der Formel 1 gibt es auch in der Formel E eine Fahrer- und Teammeisterschaft. Während für die Teamwertung alle Saisonergebnisse zählen, werden bei den Fahrern am Saisonende die zwei schlechtesten Ergebnisse gestrichen.

Knappe Mehrheit sagt Erfolg voraus

Und wie steht die Bevölkerung zur Formula E? AutoScout24 ist dieser Frage nachgegangen und hat dazu 1038 deutsche Autofahrer befragt. Die knappe Mehrheit der Deutschen (52 Prozent) sagt der neuen Serie einen ähnlichen Erfolg voraus wie der Formel 1. Dafür fallen als Argumente der grüne Aspekt und das Interesse an der neuen Technologie fast gleich stark ins Gewicht. An einen durch die Formula E ausgelösten Elektroauto-Boom glaubt ebenfalls knapp die Hälfte. Hauptargument hierfür: Die neuen Rennautos zeigen, dass Elektroautos leistungsstark sind.

Formel-E-Rennkalender 2014/2015

TerminLandOrt
13. September 2014ChinaPeking
22. November 2014MalaysiaPutrajaya
13. Dezember 2014UruguayPunta del Este
10. Januar 2015ArgentinienBuenos Aires
14. Februar 2015Steht noch nicht fest
14. März 2015USAMiami
04. April 2015USALos Angeles
9. Mai 2015MonacoMonte Carlo
30. Mai 2015DeutschlandBerlin
27. Juni 2015 GroßbritannienLondon

"Gerade hohe Fahrleistungen gepaart mit emotionsgeladenen Ereignissen wie sie öffentliche Wettbewerbe darstellen, ziehen (Medien-)Aufmerksamkeit auf sich und können die breite Meinung beeinflussen", sagt auch Michael Trzesniowski. "Alle Vorteile dieser Antriebsart wird die Formel E zunächst allerdings noch gar nicht ausspielen können. So ist zum Beispiel Torque Vectoring vom Reglement verboten", erklärt Trzesniowski weiter. Im Laufe der Zeit werde es sicher auch für Serienfahrzeuge wertvolle Erkenntnisse und Weiterentwicklungen im Bereich Batterie, Elektromotor und Energiemanagement geben, prognostiziert Trzesniowski.

Der Rennwagentechnik-Experte kann sich auch vorstellen, dass die Zuseherschaft in zwei Lager aufgeteilt wird. "Es wird solche geben, die die klassische Geräuschkulisse der Verbrennungsmotoren brauchen, und eben andere, die von den Fahrleistungen eines Elektromotors fasziniert sind. Die Serie ist ja auch mehr auf Agilität und Sprintvermögen der Fahrzeuge ausgerichtet als auf reine Höchstgeschwindigkeit."

Bevor die surrenden Elektrorennwagen die Massen begeistern können, muss die Formula E aber auch noch an Bekanntheit zulegen: Nur 28 Prozent der Menschen in Deutschland haben im Vorfeld bereits von der Rennserie gehört.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

Antriebsstrang Drive Line

Quelle:
Rennwagentechnik

2014 | Buch

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