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02.06.2015 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wer fährt Elektroautos?

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

4:30 Min. Lesedauer

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Wie werden Elektroautos im Alltag eingesetzt? Wer kauft E-Autos und aus welchen Gründen? Das DLR hat das jetzt untersucht. Das interessanteste Ergebnis: Der durchschnittliche private E-Auto-Fahrer ist entgegen der verbreiteten Ansicht nicht jung und wohnt auch nicht in der Großstadt.

Das Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die nach eigenen Angaben bislang umfangreichste Studie zu Erstnutzern von Elektrofahrzeugen in Deutschland veröffentlicht. Hierfür sind 2014 über 3000 private und gewerbliche Nutzer befragt worden. Die deutschlandweite Befragung richtete sich an insgesamt 9217 Halter, auf die mindestens ein batteriebetriebenes oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeug zugelassen ist.

Doch kein Großstadtphänomen?

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Die detaillierte Auswertung ergab Folgendes: Elektrofahrzeuge werden im privaten Bereich von überwiegend gut gebildeten, männlichen Personen mit höheren Einkommen genutzt, geht aus der DLR-Studie hervor. Das Durchschnittsalter liege mit 51 Jahren höher als bei Käufern von konventionellen Neuwagen. Die Mehrheit der Nutzer lebt in einem kleinstädtischen bis ländlichen Umfeld - nur knapp jeder Fünfte (22 Prozent) der Befragten lebt in einer größeren Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. Über die Hälfte wohnt sogar in Kleinstädten und Landgemeinden mit einer Größe von weniger als 20.000 Einwohnern.

Trotz ausgeprägtem Umweltbewusstsein sei die Zahl der Haushalte, die neben einem Elektroauto noch einen weiteren Pkw besitzen relativ hoch: Vier von fünf Personen gaben dies in der Befragung an. Allerdings: Die Hälfte der Halter hatten vor der Anschaffung eines Elektrofahrzeugs zwei herkömmliche Pkws und haben eines dieser Fahrzeuge bewusst durch ein elektrisches Auto ersetzt.

Gewerbliche E-Fahrzeug-Nutzer sind kleine Unternehmen

Interessant ist auch eine weitere Erkenntnis der Studie: Die gewerblichen E-Fahrzeug-Nutzer sind mehrheitlich kleine Unternehmen mit maximal 49 Mitarbeitern und neun Fahrzeugen (inklusive dem E-Auto). Dies widerspricht der oft geäußerten Erwartung, dass vor allem große Unternehmen, mit großen Fahrzeugflotten, die Treiber der Elektromobilität darstellen würden. Knapp über die Hälfte der gewerblichen Fahrzeuge kommen in großen und mittleren Städten zum Einsatz.

Allerdings werden bislang im gewerblichen Bereich noch überwiegend Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren eingesetzt, wissen Forscher der RWTH Aachen. Um die Flottenbetreiber davon zu überzeugen, dass auch Elektrofahrzeuge wirtschaftlich attraktiv sein können, haben sie eine neue Software entwickelt, wie im Artikel "Reduzierung der Gesamtbetriebskosten durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen" aus der ATZ 3-2015 beschrieben wird. Mit der Software lässt sich die optimale Kombination aus konventionellen und elektrisch betriebenen Fahrzeugen bestimmen. Auch aus einer Studie des Öko-Instituts und des VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik geht hervor, dass Elektroautos schon heute in gewerblichen Fuhrparks wirtschaftlich betrieben werden können.

Lesen Sie mehr zu den Ergebnissen der Studie auf Seite 2.

Öffentliche Ladeinfrastruktur hat geringe Relevanz

Die Hauptgründe für die Anschaffung von Elektroautos sind laut DLR-Studie das Interesse an der innovativen Fahrzeugtechnologie und der Reduzierung der Umweltbelastung - sowohl bei den privaten als auch bei den gewerblichen Nutzern. Allerdings hängt die Umweltfreundlichkeit von Fahrzeugen mit Batterien von der Well-to-wheel-Bilanz und vom Strom ab, mit dem sie betankt werden, wie auch kürzlich eine Studie von US-Forschern herausgefunden hat. Daneben sollen günstigere Energiekosten pro Kilometer und der Fahrspaß am Elektroantrieb die Nutzer zum Kauf eines Elektro-Autos bewegen.

Eine untergeordnete Rolle bei der Kaufentscheidung spielten externe Anreize, wie die Befreiung von der Kfz-Steuer oder kostenloses Parken und Aufladen. Spannend ist auch: Weder private noch gewerbliche Nutzer messen Lademöglichkeiten im öffentlichen Straßenraum viel Bedeutung zu. Wünschenswert seien aber Schnellladepunkte im (halb-)öffentlichen Raum. Dementsprechend nutzen die meisten die Lademöglichkeiten zu Hause, am Arbeitsplatz oder auf dem Betriebsgelände.

Mit einem Anteil von 87 Prozent machen die rein batterieelektrisch betriebenen Fahrzeuge den Großteil der Nutzer von Elektrofahrzeugen in Deutschland aus. Die verbleibenden 13 Prozent der Fahrzeuge sind Plug-in-Hybride. Die Mehrheit der Fahrzeuge ist weniger als zwei Jahre alt.

Kaum Unterschiede zur Nutzung herkömmlicher Pkw

In der Nutzung der E-Fahrzeuge können die DLR-Forscher kaum Unterschiede zur Nutzung herkömmlicher Pkw ausmachen: Im privaten Alltag werden E-Fahrzeuge wie konventionelle Pkws genutzt. 43 Kilometer legen rein batteriebetriebene Fahrzeuge an einem Werktag im Durchschnitt zurück. Plug-in-Hybride legen durchschnittlich 42 Kilometer zurück, davon 30 Kilometer elektrisch.

Im Vergleich zu konventionellen Neuwagen ist die jährliche Fahrleistung der E-Fahrzeuge jedoch geringer. Die privaten Nutzer von rein batteriebetriebenen E-Autos absolvieren mit ihren Neuwagen jährlich 10.300 Kilometer, Nutzer von Plug-in-Hybriden 13.600 Kilometer - die Jahreskilometerzahl eines herkömmlichen Pkws liegt bei 15.400 Kilometer.

Mehrheit ist zufrieden mit dem Elektroauto

Mehr als die Hälfte der privaten Nutzer geben an, dass sie aufgrund der eingeschränkten elektrischen Reichweite keine Wochenend- und Urlaubsfahrten mit dem E-Auto unternehmen. Fast drei von vier Befragten (72 Prozent) nutzen für Ausflüge und längere Strecken noch einen zusätzlichen, "normalen" Pkw. Auch gewerbliche Nutzer berichten über Einschränkungen in der Reichweite. Fast jeder fünfte Unternehmer (21 Prozent) gibt an, dass die E-Fahrzeuge nur begrenzt zum Transport von Waren und Gütern nutzbar seien - Grund hierfür seien geringere Zulademöglichkeiten.

Die Mehrheit der Nutzer äußert sich dennoch äußerst zufrieden mit dem erworbenen Elektrofahrzeug. 84 Prozent der privaten Halter würden die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs weiterempfehlen. Die Mehrheit der gewerblichen Elektrofahrzeughalter plane sogar die Anschaffung weiterer Elektrofahrzeuge.

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