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01.12.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie die Digitalisierung Auto und Stadt vereint

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

5:30 Min. Lesedauer

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Automobil und Stadt bewegen sich aufeinander zu - vor allem durch die Digitalisierung. Mobilität wird sich überall dort weiterentwickeln, wo sich das Auto noch stärker mit der Stadt vernetzt. Das wird auch in allen Wettbewerbsbeiträgen zum diesjährigen Audi Urban Future Award sichtbar.

Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Menschen in Städten, 2050 werden es rund 70 Prozent sein. Dort werden rund 75 Prozent der weltweiten Wertschöpfung erbracht. Diese fortschreitende Urbanisierung stellt neue Anforderungen an die Mobilität der Zukunft und wirkt sich auf das Leben in den Städten aus. "So nimmt beispielsweise mit der zunehmenden Zahl der Einwohner und mit steigendem Einkommen auch der Individualverkehr rapide zu - ohne dass der Ausbau der Infrastruktur dieser Entwicklung in gleichem Maße folgen kann", erläutert Springer-Autor Wolfgang Lehmacher im Kapitel "Urbanisierung - Megachance oder Sackgasse?" (Seite 7) aus dem Buch Logistik im Zeichen der Urbanisierung .

Und ein Rückgang des Individualverkehrs in Städten ist nicht zu erwarten - die Zulassungszahlen in den Wachstums-Regionen dieser Welt steigen stetig. So verlieren wir Zeit und Energie im Dauerstau und bei der Parkplatzsuche. Gleichzeitig müssen wir komplexe Verkehrssituationen mit vielen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern bewältigen. Das Risiko von Staus und Unfällen in der Stadt steigt. Wie können aber Sicherheit, Effizienz und Komfort in der Stadt erhalten bleiben oder sogar erhöht werden?

Urbanisierung und Digitalisierung verändern urbane Mobilität

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Eine Lösung: Intelligentes Verkehrsmanagement und Vernetzung. Mittels vernetzter automobiler Technologien ließe sich der Raumbedarf des Individualverkehrs in Städten reduzieren. Gleichzeitig würden Zeitersparnis und Erlebnisqualität steigen. "Die digitale Revolution - und mit ihr das Internet der Dinge sowie die Share Economy - öffnen das Tor zu einer Smart World, in der die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen und theoretisch alles - von Fernsehern, Kühlschränken und Klimaanlagen, bis hin zu ganzen Wohnstätten, Anlagen, Lager und Fahrzeugen - bestmöglich gesteuert und längst möglich genutzt werden kann", erläutert Springer-Autor Lehmacher weiter im Ausblick (Seite 35) seines Buches. Im Internet of Everything könne alles in Echtzeit überwacht und somit optimal gewartet werden. Sämtliche urbanen Bereiche einer Stadt würden durch hochvernetzte, integrierte und umfassend etablierte digitale Technologien intelligenter werden, betonen ebenfalls die Springer-Autoren Jaekel und Bronnert im Kapitel "Moderne Städte sind smart" (Seite 19 f) aus dem Buch Die digitale Evolution moderner Großstädte.

Vernetzte Mobilität in Mega-Cities wird auch für Audi zum Schlüsselmarkt. Bei der Verleihung des Audi Urban Future Award 2014 sagte Rupert Stadler, Audi-Vorstandsvorsitzender, in Berlin: "Wenn es uns gelingt, die DNA der Mobilität zu entschlüsseln, dann wird die Stadt vorhersehbar." Dann gelänge es, Staus zu vermeiden und die Lebensqualität zu steigern. Die Digitalisierung führe Auto und Stadt neu zusammen. Daher will Audi diese "Jahrhundertchance" nutzen und mit neuen Technologien den Informationsfluss zwischen Automobilen und städtischer Infrastruktur verbessern. Stadler kündigte weltweite Entwicklungspartnerschaften mit Metropolen an.

Audi Urban Future Award 2014: "Betriebssystem für urbane Mobilität"

Der international renommierte Architekt und Stadtplaner Jose Castillo und sein mexikanisches Team sind überzeugt, "dass das Automobil genau die Probleme lösen kann, die es selbst verursacht hat". Zum Beispiel, indem es Daten liefert, mit denen Städte ihre Verkehrsplanung besser steuern können. Im Kern steht eine Datenplattform, mit der Städte ihre Verkehrsplanung bedarfsgerecht steuern und Autofahrer ihr Verhalten der aktuellen Situation flexibel anpassen können. Mexico City ist laut IBM Commuter Pain-Index die "schlimmste Pendler-Metropole der Welt". Daher hat Castillo gemeinsam mit dem IT-Experten Carlos Gershenson und der Leiterin des Innovationslabors der Stadt, Gabriella Gomez-Mont, ein "Betriebssystem für urbane Mobilität" entwickelt. Dafür haben die drei kürzlich den Audi Urban Future Award 2014 erhalten. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis wird für innovative Mobilitätslösungen verliehen. Unter dem Motto "Auto findet Stadt" bewarben sich vier interdisziplinär besetzte Wettbewerbsteams aus Berlin, Boston, Mexico City und Seoul um den Audi Urban Future Award.

Lesen Sie mehr zum Audi Urban Future Award 2014 auf Seite 2.

Pendler als Datenspender

Das Gewinnerteam aus Mexiko setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe und macht Pendler zu Datenspendern. Gleichzeitig testet es neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Mobilitätsanbietern und städtischen Institutionen. Eine erste Version der neuen Datenplattform ist seit September online. Pendler können über eine Webseite und eine App ihre eigenen Bewegungsdaten mit anderen Nutzern teilen. Nach und nach entsteht soll so eine valide Datenbasis für eine nachhaltige Stadt- und Verkehrsplanung entstehen. Sobald genug Echtzeit-Daten für präzise Prognosen zur Verfügung stehen, könnten die Menschen ihr Verhalten an die Vorhersagen anpassen und so wiederum selbst den Verkehr beeinflussen - indem sie später losfahren oder jeweils das Verkehrsmittel wählen, mit dem sie am schnellsten zum Ziel kommen.

Schneller durch die Stadt

Als konkretes Testprojekt schlägt das Team aus Berlin ab 2018 die Anbindung der "Urban Tech Republic", die auf dem Gelände des Flughafen Tegel entstehen soll, an das Mobilitätsnetz von Berlin vor. Im Zentrum des Konzepts steht die frühere Siemens-Hochbahn-Trasse. Autonom fahrende Autos sollen die Menschen vom neuen Forschungszentrum zum U- und S-Bahnhof Jungfernheide chauffieren.

Multimodaler Marktplatz für Mobilität

Das Wettbewerbsteam aus Boston rund um den Stadtplaner und ehemaligen Harvard-Dekan für Planung Philip Parsons konzipiert einen "multimodalen Marktplatz für Mobilität". Grundlage sei eine hoch komplexe Simulationssoftware, die Chancen neuer Technologien für Städte berechenbar macht und eine transparente Grundlage für Investitionsentscheidungen liefert. Wenn der Bauherr eines Parkhauses erkenne, wie viel kleiner er seine Immobilie dank selbstparkender Autos planen kann, werde dies zum Fundament für neue Geschäftsbeziehungen.

Das Auto als Social Device und Erlebnis

Die vielfältigen Möglichkeiten, die autonom fahrende Autos bieten, haben den Designer Sung Gul Hwang und sein Team aus Seoul zu ihren Ideen inspiriert. Ihre Entwürfe basieren auf ethnographischen Erhebungen im Szeneviertel Gangnam. Das Auto verwandelt sich wahlweise in ein rollendes Interface zur Stadt, in einen virtuellen Erlebnisraum oder in ein Social Urban Device, das den Fahrer für umweltfreundliches oder soziales Verhalten belohnt.

Die Erkenntnisse aus dem dritten Audi Urban Future Award sollen in die neue "Urbane Agenda" von Audi einfließen. Kern dieser Agenda sind Entwicklungspartnerschaften, die urbane Systemlösungen gezielt in die Städte bringen. Geplant seien "Urban Future Partnerships (UFP)" mit Metropolen und Kommunen weltweit. Auf der Basis konkreter Bau- und Verkehrsprojekte will Audi die Vernetzung automobiler Technologien mit Entwicklungspartnern aus Städten und Immobilienwirtschaft fördern.

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

Mobilität findet Stadt

Zukunft der Mobilität für urbane Metropolräume
Quelle:
Zukünftige Entwicklungen in der Mobilität

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