Die fehlende mittel- und langfristige Perspektive der Notenbanker zeigt sich laut Weber beispielsweise darin, wie volatil die Diskussion in den USA um eine mögliche Zinserhöhung der Federal Reserve von 25 Basispunkten verläuft, je nachdem, welche Informationen, etwa Arbeitsmarktdaten, gerade veröffentlicht wurden. Ein großer Trend ist für den ehemaligen Präsidenten der Deutschen Bundesbank der demografische Wandel, der die Zinsen künftig auf einem niedrigen Niveau halten werde. Als weiteren Megatrend nennt er die Digitalisierung. Sie könne die negativen Auswirkungen des demografischen Wandels, wie die schrumpfende Erwerbstätigenquote, mildern. Allerdings müsse dazu in technologische Innovationen und Infrastruktur investiert werden, wofür Weber die Politik in der Pflicht sieht. Banken und Sparkassen ermahnt er, die technologische Diskussion nicht zu eng zu führen. Es reiche nicht aus, darüber zu reden, wie der digitale Wandel die Institute direkt betrifft, sondern auch, welche Veränderungen er in der Gesellschaft nach sich zieht.
Zahl der Volks- und Raiffeisenbanken fällt bald unter Tausend
Wie sie selbst von neuen technischen Lösungen profitieren können, überlegen mittlerweile fast alle Geldhäuser. Große Institute schaffen Versuchsräume. So auch die DZ Bank. Ihr Vorstandsvorsitzender Wolfgang Kirsch erwähnte beim Bankenkongress mit Stolz die am gleichen Tag stattfindende Eröffnung des DZ Innovation Lab. Die Plattform für die Fachbereiche soll dazu dienen, mit professioneller methodischer Unterstützung in einer Zeit von nicht mehr als drei Monaten Ideen bis zur Prototypen-Reife zu entwickeln, wie Kirsch in einer früheren Rede erläutert hatte. Optimistisch äußert sich der DZ Bank-Chef für das eigene Bezahlsystem der deutschen Kreditwirtschaft: "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Paydirekt ein durchschlagender Erfolg wird." Mit dem geglückten Zusammenschluss von DZ Bank und WGZ Bank kann Kirsch für sich und sein Institut bereits einen großen Erfolg verbuchen. Entsprechend zeigte er sich „relaxed, froh und fröhlich“. Die Zahl der genossenschaftlichen Regionalbanken sieht er in wenigen Monaten durch Fusionen unter die Tausender-Marke fallen. Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), hält Zusammenschlüsse für eine geeignete Maßnahme, mit der sich Banken im Dauerzinstief fit für die Zukunft machen können. Konsolidierung sei aber kein Allheilmittel. Zwei schwache Partner würden durch eine Fusion schließlich nicht automatisch zu einem starken Institut.