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2017 | Buch

Globalisierung: Wirtschaft und Politik

Chancen – Risiken – Antworten

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Über dieses Buch

Die nationalen Grenzen haben ihre wirtschaftliche Bedeutung weitgehend verloren, so dass die internationalen Wirtschaftsbeziehungen von "intraglobalen" Wirtschaftsbeziehungen abgelöst wurden. Professor Eckart Koch analysiert und strukturiert Ursachen und Erscheinungsformen dieser Entwicklung, stellt Akteure und ihre Strategien vor und diskutiert die Folgen der Globalisierung, ihre Chancen und Risiken. Darüber hinaus skizziert der Autor Möglichkeiten der nationalen Politiken zur Beeinflussung der Globalisierung und entwirft das Modell einer globalen Wirtschaftsordnung mit den Säulen Globale Sicherheitsarchitektur, Globale Wirtschaftsarchitektur und Globale Nachhaltigkeitsarchitektur. Die zweite Auflage wurde umfassend überarbeitet und aktualisiert.
Dieses Fach- und Lehrbuch richtet sich nicht nur an Studierende der Wirtschafts-, Sozial- und Politikwissenschaften an Universitäten, Hochschulen und Berufsakademien, sondern wendet sich insbesondere auch an Praktiker, Wirtschaftsfachleute, Journalisten und alle diejenigen, die an den wirtschaftlichen und politischen Kernfragen unserer Zeit interessiert sind, Wissen und Informationen sinnvoll strukturieren möchten sowie Anregungen und Argumentationshilfen suchen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Globalisierung der Wirtschaft

Frontmatter
1. Einführung: Globalisierung
Zusammenfassung
Ein großes Unternehmen der Sportartikelbranche, das seinen Sitz in Seattle, USA, hat, lässt seine Sportschuhe überwiegend in eigenen Unternehmen in China, Indonesien, Mexiko und der Slowakei produzieren. Die Maschinen, auf denen die Schuhe hergestellt werden, stammen vorwiegend aus Deutschland und Japan. Das Rechnungswesen wird in Indien abgewickelt und per Standleitung in die amerikanischen Computer übernommen. Die letzte weltweite Werbekampagne wurde von drei Firmen aus Südafrika, Argentinien und Hongkong entwickelt und schließlich in Portugal produziert.
Eckart Koch
2. Was verstehen wir unter wirtschaftlicher Globalisierung?
Zusammenfassung
Die Entstehung von Produkten und Leistungen lässt sich inzwischen nur noch ausnahmsweise einzelnen Ländern, Unternehmen oder gar Herstellungsorten zuordnen. Die nationale Verankerung von Unternehmen und Produkten hat sich gelockert. Unternehmensbereiche tauschen mit spezialisierten Bereichen des eigenen Unternehmens oder mit anderen Unternehmen, die irgendwo auf dem Globus angesiedelt sind und mit denen sie mehr oder weniger fest vernetzt sind, laufend Teilprodukte oder spezialisierte Dienstleistungen aus, wobei auch diese Einzelkomponenten nicht vollständig einem Land zugeordnet werden können, sondern selbst wieder Ergebnis einer globalen Zusammenarbeit sind. Folge, Voraussetzung und Begleiterscheinung dieser Entwicklung sind zunehmende grenz- und kulturüberschreitende und damit interkulturelle Kontakte zwischen allen Beteiligten, also beispielsweise Managern, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten oder Kooperationspartnern auf verschiedenen Ebenen. Soweit diese Kontakte wirtschaftlicher Natur sind, geht es hierbei grundsätzlich darum, bestimmte, meist auf Organisations- bzw. Unternehmensebene festgeschriebene Ziele zu erreichen und dies in einem zunehmend komplexer gewordenen und werdenden Geschäftsumfeld.
Eckart Koch

Politik

Frontmatter
3. Ursachen der Globalisierung
Zusammenfassung
Globalisierung ist im Wesentlichen Folge von gravierenden Änderungen der politischen, technisch-wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der letzten Jahrzehnte. Diese sind entweder Auslöser oder Verstärker der Globalisierungstendenzen und werden so selbst wieder zu Merkmalen der Globalisierung. Von besonderer Bedeutung waren die Beseitigung ideologischer Grenzen, die weltweite wirtschaftliche Deregulierung und Liberalisierung, die steigende Leistungsfähigkeit und Diversifizierung der Informations- und Kommunikationstechnologie und die damit verbundene rasche Ausbreitung des technischen Fortschritts sowie die neuen Wachstumszentren in Asien und die stark gewachsene Mobilität des Kapitals. Gesellschaften, die sich einst durch die engen Bindungen an Traditionen, Religion und die lokale Gemeinschaft auszeichneten, verloren ihre Bindungskraft und ihre normsetzende Wirkung für ihre Mitglieder.
Eckart Koch
4. Erscheinungsformen der Globalisierung
Zusammenfassung
Wirtschaftliche Globalisierung zeigt sich vor allem darin, dass die weltweiten Verflechtungen und Vernetzungen, und damit alle wichtigen Formen grenzüberschreitender wirtschaftlicher Aktivitäten seit Mitte der 1980er-Jahre schneller zunahmen als die globale Produktion. Indikatoren sind im Wesentlichen der grenzüberschreitende Güter- und Dienstleistungshandel, der einen globalen Güter- und Dienstleistungsmarkt und die grenzüberschreitenden Finanzströme, die einen global integrierten Weltkapitalmarkt entstehen ließen, die grenzüberschreitenden Investitionen (Direktinvestitionen) sowie die grenzüberschreitenden Unternehmenszusammenschlüsse, die zu einer Internationalisierung der Produktion und schließlich die weltweite Arbeitsmigration, die zu einem in vielen Bereichen internationalen Arbeitsmarkt führten.
Eckart Koch
5. Akteure der Globalisierung
Zusammenfassung
Auch wenn die Transnationalen Unternehmen (TNCs) die Globalisierung entscheidend vorantreiben, sind sie keineswegs die einzigen Akteure der Globalisierung. Andere Akteure sind Privatpersonen in ihren unterschiedlichen Funktionen, Länder und Zusammenschlüsse von Ländern, wie etwa die Europäische Union (EU), Internationale Organisationen, wie der Internationale Währungsfonds (IWF) oder die Welthandelsorganisation (WTO), nationale Organisationen, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) oder politische Stiftungen, wie etwa die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), aber auch Städte oder Regionen sind als global player Nutznießer und vor allem Gestalter der Globalisierung. Auf der anderen Seite sind dies auch kriminelle Organisationen, wie Mafia-Organisationen oder Terrornetzwerke, wie Al Qaida. oder IS.
Eckart Koch
6. Globalisierungsformen und -strategien
Zusammenfassung
Unternehmen nutzen Größeneffekte, erweitern ihr Leistungsspektrum und profitieren durch Lerneffekte von der Globalisierung. Vor einer Globalisierungsentscheidung stellen sich für sie zahlreiche strategische Fragen, die sie vor einem Eintritt in einen neuen Markt beantworten sollten, u.a. in welcher Form dies geschehen soll und welche Region hierfür besonders geeignet ist. In Frage kommen reine Handelsbeziehungen, Partnerstrategien oder verschiedenen Möglichkeiten durch Investitionen auf anderen Märkten Präsenz zu zeigen. Zudem müssen organisatorische und unternehmenskulturelle Implikationen sowie Konsequenzen für die Gestaltung und Steuerung des Unternehmens in den Vorüberlegungen und der Ausgestaltung der Globalisierung berücksichtigt werden.
Eckart Koch
7. Folgen der Globalisierung
Zusammenfassung
Globalisierung beeinflusst wirtschaftliche, politische und soziale Prozesse. Diese Effekte sind in der Regel nicht neutral, sie beinhalten Vor- oder Nachteile für die betroffenen Länder, Gruppen, Institutionen oder Individuen. Viele der Globalisierung zugeschriebene Folgewirkungen sind nur mittelbar durch die Globalisierung verursacht. Häufiger sind sie Auswirkungen ökonomischer Entwicklungen, die durch Globalisierungsprozesse verstärkt wurden, wie etwa der sich durch die Globalisierung intensivierende internationale Wettbewerb zwischen allen Akteuren oder sozio-ökonomische Strukturwandelprozesse in Ländern und Regionen mit weiteren Folgen für alle Beteiligten. Gleichzeitig werden hierdurch Defizite und Probleme, beispielsweise in den Bereichen Führung, Bildung, ökonomische Strukturen, rascher sichtbar. Dies wiederum erfordert adäquate und meist schnelle Reaktionen der Verantwortlichen, die wiederum eine Beschleunigung der Strukturwandelprozesse zur Folge haben.
Eckart Koch

Globalisierung der Politik

Frontmatter
8. Nationale Politikoptionen
Zusammenfassung
Moderne Nationalstaaten sind formal autonom und verfügen über die Souveränität, ihre inneren Angelegenheiten auf der Grundlage der von ihnen aufgestellten Gesetze zu regeln. Spätestens mit Beginn der Globalisierung begann sich ihre Rolle jedoch zu ändern. Ihre bislang weitreichende Autonomie bei der Gestaltung ihrer inneren Angelegenheiten wird zunehmend eingeschränkt. Zwar bleiben viele Zuständigkeiten formal bestehen, aber die Regelungswirkungen sind kaum noch prognostizierbar und können sogar widersprüchlich sein oder ins Leere laufen. Dennoch verbleiben politische Möglichkeiten den Standort zu verbessern (Standortpolitik) und benachteiligte Gruppen zu entschädigen (Kompensationspolitik).
Eckart Koch
9. Grundlagen einer Globalen Wirtschaftsordnung
Zusammenfassung
Globalisierte Märkte funktionieren nicht reibungslos und erzeugen keineswegs optimale Ergebnisse. Unterschiedliche Voraussetzungen der Marktteilnehmer, Machtasymmetrien zwischen Ländern, Unternehmen und Personen führen dazu, dass sich Vorteile und Nachteile der Globalisierung sehr unterschiedlich verteilen. Ohne ein funktionssicherndes Regelwerk können die globalen Märkte ihre Aufgaben daher nur unzureichend erfüllen. Der Bedarf an Stabilität und Sicherheit erfordert die Vereinbarung allgemein akzeptierter Spielregeln, die die Balance zwischen erwünschter Liberalisierung und notwendiger Regulierung wahren. Die Formulierung und Durchsetzung solcher Spielregeln kann nur auf der Basis eines grundsätzlichen Kooperationsverständnisses etwa in Form multilateraler Vereinbarungen und Abkommen erfolgen. An der Ausformulierung dieser Rahmenbedingungen sind die verschiedenen globalen Akteure beteiligt: Staatenbündnisse, Staaten, Regionen, Internationale Organisationen, Nicht-Regierungsorganisationen auf nationaler und internationaler Ebene sowie die Interessenverbände transnationaler Unternehmen.
Eckart Koch
10. Globale Sicherheitsarchitektur
Zusammenfassung
Die große Anzahl neuer Konfliktherde überall in der Welt zeigt die Notwendigkeit eines funktionsfähigen Systems internationaler Verständigungs- und Sicherheitspolitik, einer globalen Sicherheitsarchitektur. Ein solches System stellt das Fundament einer Globalen Wirtschaftsordnung dar. Es hat die Aufgabe, eine für die Wahrnehmung und Ausgestaltung von globalen Wirtschaftsbeziehungen notwendige sicherheitspolitisch verlässliche Basis zu schaffen. Wichtiges Element ist eine globale Sicherheitsordnung, die sich ergibt aus dem faktischen Souveränitätsverlust der Nationalstaaten und damit der Notwendigkeit, sicherheitspolitische Verantwortung auf übergeordnete Institutionen zu übertragen. Träger eines solchen Systems sind Internationale Organisationen mit dem UN-System als Mittelpunkt. Weitere wichtige Elemente sind die Bekämpfung der transnationalen organisierten Kriminalität und die Einrichtung einer internationalen Gerichtsbarkeit sowie die Zukunftssicherung durch Entwicklungskooperation.
Eckart Koch
11. Globale Handels- und Wettbewerbsordnung
Zusammenfassung
Die Globale Wirtschaftsarchitektur bildet neben der Globalen Sicherheitsarchitektur und der Globalen Nachhaltigkeitsarchitektur die zentrale Säule der Globalen Wirtschaftsordnung. Ihre beiden wichtigsten Komponenten sind die Globale Handels- und Wettbewerbsordnung und die Globale Währungs- und Finanzordnung. Die globale Handels- und Wettbewerbsordnung ist für die reale Welt des Handels- und Dienstleistungsaustausches sowie für die Expansion von Unternehmen und die daraus entstehenden vielfältigen realen Verflechtungen zuständig. Sie hat das Ziel Märkte zu öffnen oder offenzuhalten, um zu verhindern, dass unerwünschte Wettbewerber verdrängt und bestehende Privilegien unzulässig geschützt und dem Wettbewerb entzogen werden. Hierdurch sollen die Vorteile internationaler Arbeitsteilung und der optimale Einsatz der produktiven Ressourcen gesichert und damit verhindert werden, dass die ökonomischen, aber auch die ökologischen Grundlagen von Gesellschaften zerstört werden.
Eckart Koch
12. Globale Währungs- und Finanzordnung
Zusammenfassung
Die Finanzkrisen der letzten Jahre haben viele Schwachstellen der globalen Währungs- und Finanzordnung offen gelegt. Auch wenn Instrumente zur Früherkennung derartiger Entwicklungen durchaus vorhanden sind, so reichen diese offensichtlich für ein wirkungsvolles Gegensteuern und ein aktives Prä-Krisenmanagement noch nicht aus. Es ist daher notwendigverstärkt über Verbesserungen der globalen Finanzordnung nachzudenken. Eine zukunftsfähige globale Finanzordnung muss eine optimale globale Allokation des Kapitals sicherstellen und zugleich für ein hohes Maß an Systemsicherheit sorgen. Aus diesen Anforderungen resultiert bislang eine Vielzahl von Vorschlägen vorwiegend für eine verbesserte Krisenprävention und ein leistungsfähigeres globales Krisenmanagement.
Eckart Koch
13. Globale Nachhaltigkeitsarchitektur
Zusammenfassung
Globalisierung produziert auf den unterschiedlichsten Ebenen neben Gewinnern auch Verlierer. Hierbei handelt es sich um Personen, Regionen oder Staaten, die nicht in der Lage sind, dem durch die Globalisierung erzeugten Zwang zur Anpassung zu entsprechen. Abgesehen von Menschen gilt dies auch für Natur und Umwelt. Eine globale Ordnung kann daher aus Gerechtigkeits-, Stabilitäts- und Nachhaltigkeitserwägungen nicht auf Mechanismen verzichten, die übergreifende Schutz- und Korrekturmechanismen bereitstellen: Die negativen Auswirkungen der Globalisierung müssen also durch ein vernünftiges Maß an Solidarität begrenzt werden, das sich in der Anerkennung einer „Verantwortung der Stärkeren für die Schwächeren“ ausdrückt. Das Spektrum dieser „dritten Säule der Weltwirtschaftsordnung“ beginnt bei der Bereitstellung allgemein anerkannter Menschenrechte und deren Garantie durch internationale Institutionen und setzt sich fort in dem spezifischen Schutz des Individuums vor unfairen Arbeitsbedingungen. Schließlich beinhaltet es Regelungen für eine langfristig sozial- und ökonomieverträgliche Nutzung des Produktionsfaktors Natur mit der Formulierung und Durchsetzung global akzeptierter Umweltschutzstandards.
Eckart Koch
Backmatter
Metadaten
Titel
Globalisierung: Wirtschaft und Politik
verfasst von
Eckart Koch
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-08707-4
Print ISBN
978-3-658-08706-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-08707-4