Glückliche/zufriedene Mitarbeiter – eine in jeder Hinsicht „entscheidende“ Herausforderung für Führung in Zeiten der Digitalisierung | springerprofessional.de
Digitalisierung wird zu einem Wegfall von manuellen und kognitiven Routinen führen, aber kaum zu einer Rationalisierung von einfachen oder komplexen interaktiven Tätigkeiten und von wissensintensiven und kreativen Tätigkeiten. Die Ansprüche an kognitive und soziale Fähigkeiten werden zunehmen – so das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Gute Führungskräfte, die Empathie und Vertrauen ausstrahlen und so die Leistungsfähigkeit des Unternehmens steigern, werden daher in Zukunft umso wichtiger („knapper“) werden. Bereits heute nehmen Unternehmen große Anstrengungen auf sich, um gute Mitarbeiter an sich zu binden. Dazu reicht es nicht alleine aus, fair zu bezahlen, d. h. ein faires Vergütungssystem zu haben. Eine faire Bezahlung ist allerdings eine unverzichtbare Voraussetzung. Wie lange gute Mitarbeiter – bei fairer Bezahlung – im Unternehmen bleiben hängt aber vom Führungsverhalten des direkten Vorgesetzten ab. So ist es nicht eine überdurchschnittliche Vergütung, die Mitarbeiter an ein Unternehmen binden, sondern vielmehr das Führungsverhalten selbst. Gute Führungskräfte schaffen Transparenz und binden ihr Team so ein, dass jeder Einzelne das Gefühl eines hohen Grades an Gestaltungs- und Einflussmöglichkeiten hat und für seine persönliche Leistung Wertschätzung erfährt. Außerdem fördert eine gute Führungskraft gezielt Talente sowohl fachlich als auch persönlich. Gute Führung orientiert sich demnach vor allem am Menschen und ist weniger ein an der Sache orientiertes Management. Ein Umdenken in diese Richtung setzt sich gegenwärtig zunehmend in Unternehmen durch. Aktuelle Bespiele bei großen Unternehmen in Deutschland sind etwa SAP, Siemens, VW, Infineon oder die Deutsche Bundesbank. Entscheidend wird in Zukunft auch sein, bereits auf das Führungspotential von Bewerbern, also auf die ethischen Werte – wie Fairness, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit – und soziale Kompetenz zu achten. Gute Führung bedarf allerdings (auch) einer ethischen Unternehmenskultur, die im Unternehmen gelebt wird. Beispielhaft ist hier etwa die Hotelkette Upstalsboom.
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
Vgl. Daniel Arnold, Lutz Bellmann, Susanne Steffes, Stefanie Wolter, Florian Lehmer, Digitalisierung am Arbeitsplatz: Wandel der Arbeitsanforderungen und -belastungen, in: Joachim Möller, Ulrich Walwei (Hrsg.), Arbeitsmarkt kompakt – Analysen, Daten, Fakten, Nürnberg u. a. 2017, S. 126.
Vgl. Florian Lehmer, Digitalisierung: Einführung und Resümee, in: Joachim Möller, Ulrich Walwei (Hrsg.), Arbeitsmarkt kompakt – Analysen, Daten, Fakten, Nürnberg u. a. 2017, S. 111.
Vgl. Florian Lehmer, Wirtschaft 4.0 – Konsequenzen für die Arbeitswelt, Vortrag gehalten am 11.10.2017 auf dem 8. WirtschaftsEthikForum Nürnberg, S. 18.
Anwendungsbezogene Informationen, die im Rahmen des „Arbeitsprogramms Psyche“ in den letzten Jahren von der GDA für Betriebe erarbeitet wurden, finden sich auf http://www.gda-psyche.de. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die AOK Bayern – basierend auf den Erkenntnissen der Positiven Psychologie – zusammen mit dem Inntal Institut ein Konzept für Seminare, Kurse und Vorträge entwickelt hat, das im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge in Unternehmen und der allgemeinen Gesundheitsvorsorge direkt bei Mitgliedern Einsatz findet – siehe hierzu Daniela Blickhan, Dennis John und Annette Scheder, Persönliche und berufliche Krisen meistern: Interventionen der Positiven Psychologie als Bereicherung für Stressmanagement-Kurse, in: Bernhard Badura, Antje Ducki, Helmut Schröder, Joachim Klose, Markus Meyer (Hrsg.) Fehlzeiten-Report 2017, Krise und Gesundheit – Ursachen, Prävention, Bewältigung, Berlin 2017, S. 205–214.
GDA ist die Abkürzung für Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie. „Im Mittelpunkt der GDA steht die Verpflichtung ihrer Träger (Bund, Länder und Unfallversicherungsträger) zur Gemeinsamkeit im Präventionshandeln. Es geht darum – abgestimmt mit den Sozialpartnern – praktische Verbesserungen für die Beschäftigten im Arbeitsschutz zu erreichen. Dafür vereinbaren die GDA-Träger gemeinsame Arbeitsschutzziele, verbesserte Beratungskonzepte und Überwachungspraxis sowie verständliche Regeln und Vorschriften. Grundlage der Arbeit der GDA bildet ein Fachkonzept, das die Arbeitsweise erläutert.“ (http://www.gda-portal.de).
Vgl. Torsten Kunz, Fighting psychological strain at work – the German nationwide program „Protection and Strengthening of Health in the Case of Work-Related Mental Load“, Vortrag beim XXI. World Congress on Safety & Health at Work, 3.-6. September 2017 in Singapore, S. 18.
„Jede Generation hat ihre eigenen Ideen und Lebensformen. Dies sorgt dafür, dass eine Gesellschaft sich weiterentwickelt. Das Roman Herzog Institut hat im interdisziplinären Diskurs mit Wissenschaftlern und Praktikern die Wünsche, Einstellungen und Ziele der Generation Y erforscht – vor allem mit Blick auf die Arbeitswelt. Die Ypsiloner sind gut ausgebildet, denken pragmatisch und stellen hohe Ansprüche an sich selbst und ihre Arbeitgeber. Wichtiger als eine steile Karriere sind ihnen Spaß und Sinn bei der Arbeit sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance. Zehn Thesen fassen zusammen, was die heute 20- bis 35-Jährigen ausmacht.“ Roman Herzog Institut, Am Start – Wonach strebt die Junge Generation?, RHI Akzent Nr. 2, München 2017 (www.romanherzoginstitut.de).
„Die Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird“ § 4, Nr. 1 Arbeitsschutzgesetz i. d. Fassung vom 31.08.2015; „Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch ... 6. psychische Belastungen bei der Arbeit.“ § 5, Abs. 3, Nr. 6 Arbeitsschutzgesetz i. d. Fassung vom 31.08.2015.
Stephen P. Robbins, Timothy A. Judge, Organizational Behavior, 16. Auflage, Harlow 2015, Box „Happy workers means happy profits“, S. 111; siehe hierzu etwa auch Philip Kotler, Confronting Capitalism – Der Kapitalismus auf dem Prüfstand, Kulmbach 2016, S. 80–83 (Zufriedenheit am Arbeitsplatz) und Drucker an Institute, Testing the Happiness Factor, 2. Januar 2014.
Vgl. hierzu auch Andrew Oswald, Eugenio Proto, Daniel Sgroi, Happiness and Productivity, Journal of Labor Economics, Vol. 33 (2015), No. 4, S. 789–822.
Den Begriff Hygienefaktoren hat Herzberg in seiner „Zwei-Faktoren-Theorie“ geprägt. Das Gehalt zählt nach Herzberg zu den Hygienefaktoren (extrinsisch). Danach führt eine unfaire Bezahlung zu Unzufriedenheit, eine faire jedoch nicht zur Zufriedenheit, sondern zur „Nicht-Unzufriedenheit“. Als Motivatoren (intrinsisch) gelten andere Faktoren wie Arbeitsinhalte, Anerkennung etc. Vgl. Jürgen Weibler, Personalführung, 2. Aufl., München 2011, S. 200–202.
Gallup Engagement Index 2016, Schlechte Chefs kosten deutsche Volkswirtschaft bis zu 105 Milliarden Euro jährlich, Pressemitteilung vom 22.03.2017, S. 1
Dieter Frey, Tanja Peter, Gina Dirmeier, Die Relevanz von Führung in Unternehmen und Familien, in: Althammer, J. et al., Wie viel Familie verträgt die moderne Gesellschaft?, Roman Herzog Institut München 2011, S. 100 f.
Zur GLOBE-Studie siehe etwa Felix. C. Brodbeck, Die Suche nach universellen Führungsstandards: Herausforderungen im globalen Dorf, in: Wirtschaftspsychologie aktuell, 2/2016, S. 19–22.
Vgl. Felix C. Brodbeck, Die Suche nach universellen Führungsstandards: Herausforderungen im globalen Dorf, in; Wirtschaftspsychologie aktuell, 2/2016, S. 20.
Felix. C. Brodbeck, Die Suche nach universellen Führungsstandards: Herausforderungen im globalen Dorf, in; Wirtschaftspsychologie aktuell, 2/2016, S. 20
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich nur mit Fragen der Führung. Zu einer umfassenderen Betrachtung siehe Karlheinz Ruckriegel, Günter Niklewski, Andreas Haupt, Gesundes Führen mit Erkenntnisse der Glücksforschung, Freiburg 2014.
Ähnlich die G20/OECD-Richtlinien zur Unternehmensführung: „it is important to take into account the interactions and complementarity between different elements of the corporate governance framework and its overall ability to promote ethical, responsible and transparent corporate governance practices.“ OECD, Methodology for Assessing the Implementation of the G20/OECD Principles of Corporate Governance, Paris 2017, S. 29.
IHK Nürnberg für Mittelfranken, „Corporate Social Responsibility – Die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung von A-Z“, Nürnberg 2012, S. 22 (Stichwort „Ehrbarer Kaufmann“)
IHK Nürnberg für Mittelfranken, „Corporate Social Responsibility – Die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung von A-Z“, Nürnberg 2012, S. 3 (gemeinsames Vorwort des Präsidenten und des Hauptgeschäftsführers)
IHK Nürnberg für Mittelfranken, „Corporate Social Responsibility – Die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung von A-Z“, Nürnberg 2012, S. 16 (Stichwort „CSR“)
IHK Nürnberg für Mittelfranken, „Corporate Social Responsibility – Die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung von A–Z“, Nürnberg 2012, S. 37 (Stichwort „Licence to operate“)
Vgl. Kim Cameron, Carlos Mora, Trevor Leutscher, Margaret Calarco, Effects of positive practices on organizational effectiveness, in: Journal of Applied Behavioral Science, Vol. 47 (2011), Nr. 3, S. 266–308.
Bei diesem Fragebogen handelt es sich um die Deutsche Adaption des Ethical Leadership at Work Questionnaire (ELW-D). Im Einzelnen hierzu: Christina Block, Kai C. Bormann, Jens Rowold, Ethische Führung – Validierung einer deutschen Adaption des Ethical Leadership at Work Questionnaire (ELW-D) nach Kalshoven, Den Hartog und De Hoogh (2011), in: Zeitschrift für Arbeits- u. Organisationspsychologie (2015) 59 (N. F. 33) 3, 130 – 143. Er findet sich auch unter http://www.zhb.tu-dortmund.de/zhb/Row/Medienpool/Downloads/ELW-D-Items.pdf).
Vgl. Marion Schmidt-Huber, Rudolf Tippelt, Born to be a Leader? – Auf der Suche nach den Wurzeln guter Führung, Roman Herzog Institut, München 2014, S. 37. Auch Christian Peter Dogs, Klinikleiter und Facharzt für Psychiatrie und Psychosomatik weist darauf hin, dass sich die sozialen und ethischen Normen bereits bei Jugendlichen herausbilden(Sozialisation). Vgl. Christian Peter Dogs, Nina Poelchau, Gefühle sind keine Krankheit – Warum wir sie brauchen und wie sie uns zufrieden machen, Berlin 2017, S. 30 f.
vertiefend hierzu Kim S. Cameron, Gretchen M. Spreitzer (Hrsg.), The Oxford Handbook of Positive Organizational Scholarship, Oxford 2012 sowie Susan A. David, Ilona Boniwell, Amanda Conley Ayers (Hrsg.), The Oxford Handbook of Happiness, Oxford 2014.
Vgl. Kim Cameron, Positive Leadership, Strategies for Extraordinary Performances, San Francisco 2012, S. 131–137. Die deutsche Übersetzung dieser Fragebögen finden sich in Tobias Illing, Die stärkenfokussierte Organisation – Methoden und Instrumente des Positive Managements, Stuttgart 2013, S. 165–169 sowie (unter Bezugnahmen auf Illing) bei Michael Tomoff, Positive Psychologie in Unternehmen – Für Führungskräfte, Wiesbaden 2015, S. 35–40.
Siehe hierzu auch Sigal G. Barsade, Donald E. Gibson, Why does affect matter in organizations, in: Academy of Mangement Perspectives Vol 21 (2007), S. 36–59 und Sigal G. Barsade, Donald E. Gibson, What`s love got to dowith it?, in: Administrative Science Quarterly, Vol. 20 (2014), Nr. 20, S. 1–48.
Zu den Wertvorstellung der Generations Y vgl. etwa Klaus Hurrelmann, Erik Albrecht, Die heimlichen Revolutionäre – Wie die Generation Y unsere Welt verändert, Weinheim u. a. 2014 sowie Hans-Peter Klös, Jutta Rump, Michael Zibrowius, Die neue Generation – Werte, Arbeitseinstellungen und unternehmerische Anforderungen, Roman Herzog Institut-Diskussion, Nr. 29, München 2016 und Roman Herzog Institut (RHI) (Hrsg), Am Start – Wonach strebt die junge Generation? RHI Akzent Nr. 2, München 2017.
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Spitzenverband, IAG Report 1/2013, Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen – Tipps zum Einstieg“, 2. Aufl., August 2016, S. 18.
„Unter dem Dach der Initiative Neue Qualität der Arbeit kommen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um neue Ansätze einer modernen Arbeits- und Personalpolitik zu diskutieren. Gemeinsam entwickeln sie konkrete und praxisorientierte Lösungen, die Unternehmen und Institutionen bei der Gestaltung ihrer Arbeitsbedingungen unterstützen.“ http://www.inqa.de.
Randolf Rodenstock, Vorsitzender des Roman Herzog Instituts (anlässlich des 11. Fachsymposiums des Roman Herzog Instituts – „Führung ANDERS denken“, das am 20.11.2013 in München stattfand)
Metadaten
Titel
Glückliche/zufriedene Mitarbeiter – eine in jeder Hinsicht „entscheidende“ Herausforderung für Führung in Zeiten der Digitalisierung
verfasst von
Karlheinz Ruckriegel Christian Ruckriegel Eva-Regina Ruckriegel