Im Rahmen der
Akquisition werden sogenannte Pull-Strategien anstatt von „aggressiver“ Werbung (Push-Strategien) eingesetzt, um Kunden durch interessante Auslöser anzulocken und diesen das Gefühl zu geben, eigenständig das Produkt entdeckt zu haben (Ibbeken
2017). Suchmaschinenoptimierung (SEO) bietet sich bspw. an, um organisch die Kundenakquise zu verbessern und damit die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, mehr Nutzer auf das eigene Angebot aufmerksam zu machen (Bohnsack und Liesner
2019). Die Optimierung auf verschiedene Suchbegriffe der Nutzer bietet den Vorteil, dass Anwender genau die Ergebnisse finden, welche das tatsächliche Problem ihrer Suchanfrage lösen (ebenda.). Zur Validierung des Erfolgs werden Kennzahlen wie die Besucherzahlen auf Webseiten oder die Kosten für die Akquirierung der Kunden in Abhängigkeit des Marketing-Kanals festgehalten (Lennarz
2017). Um Nutzer auf sich aufmerksam zu machen, ist es entscheidend, die Potenziale der Plattformökonomie zu nutzen und – wie im Fall von Airbnb – auf die Reichweite bestehender Plattformen zurückzugreifen (Ibbeken
2017; Lennarz
2017). Die Basis hierfür ist eine Recherche darüber, welche Portale die Zielgruppe häufig nutzt. Im nächsten Schritt überlegt sich der Growth Hacker eine Strategie zur Nutzung der jeweiligen Plattform. Dabei ist es besonders entscheidend, einen Mehrwert für das andere Unternehmen zu schaffen (Gassner
2021), indem bspw. eine fehlende Funktion angeboten wird. Im nächsten Schritt ist es essenziell, die
Nutzer zum Handeln zu aktivieren, um diese nicht direkt wieder zu verlieren (Ibbeken
2017; Herzberger und Jenny
2018), z. B. indem durch Berichte früherer Nutzer „Social Proof“ gefördert wird, Videos die Produktnutzung veranschaulichen oder Besucher zum ersten Produkttest animiert werden. Digitale Tools können diesen Prozess begleiten, indem z. B. entlang der Customer Journey automatisiert Nachrichten an Nutzer erstellt sowie Konversionsraten gemessen werden. Um die neu gewonnenen Nutzer langfristig zu halten, sollten
Maßnahmen der Kundenbindung wie Push-Benachrichtigungen und Loyalitätsprogramme genutzt werden. Dies ist relevant, um die Abwanderungsquote der Kunden gering zu halten, da das Binden eines bestehenden Nutzers oft einfacher und weniger kostspielig ist, als neue Nutzer zu gewinnen (Lennarz
2017). Der Erfolg von Maßnahmen der Kundenbindung kann mit Kennzahlen wie der Retention Rate (Anteil der noch aktiven Nutzer in einem festgelegten Zeitraum) validiert werden. Um von Netzwerkeffekten zu profitieren, sollten Unternehmen
Mechanismen integrieren, welche die Weiterempfehlung des Produkts fördern und den Erfolg dieser Maßnahmen überprüfen, bspw. durch die Anzahl versendeter Einladungen oder die Dauer bis zu ihrer Annahme (ebenda.). Besonders virales Marketing (wie im Beispiel von Hotmail) bietet sich an, um Informationen durch soziale Medien zu verbreiten. Dadurch wird ein exponentielles Wachstum der Reichweite angestrebt (Bohnsack und Liesner
2019; Gassner
2021). So lässt sich davon profitieren, dass Menschen interessante Informationen freiwillig mit anderen teilen. Zudem werden Empfehlungen eines Freundes meist vertrauensvoller wahrgenommen als Werbekampagnen (Frosch-Wilke und Raith
2013). Darüber hinaus ist es wichtig, konkrete Anreize zur Weiterempfehlung zu geben. Der Erfolg von Dropbox zeichnete sich bspw. dadurch aus, dass Nutzer ihr Speichervolumen erhöhen konnten, wenn sie Freunden den Dienst empfahlen. Dies ist besonders geschickt, da Dropbox sein Potenzial genau dann entfaltet, wenn mehrere Nutzer den Dienst gemeinsam nutzen. Zu Beginn des Jahres 2010 konnten so ca. 2,8 Mio. Einladungen versandt werden, und die Nutzerzahlen von Dropbox stiegen innerhalb von 14 Monaten von anfänglich 100.000 Nutzern auf vier Millionen Nutzer an (Ellis und Brown
2017). Erfolgreich sind solche Maßnahmen besonders dann, wenn nicht explizit darauf gedrängt wird, andere von einem Produkt zu überzeugen, sondern sich der Wachstumseffekt automatisch als Begleiteffekt der Produktnutzung einstellt (Ries
2012). Auch wenn finanzielle Ziele beim Growth Hacking in den Hintergrund treten (Ibbeken
2017), sollte auch der generierte Umsatz im Blick gehalten werden. Growth Hacker kontrollieren die Wirksamkeit ihrer Maßnahmen bspw. mittels des Customer Lifetime Values (durchschnittlicher Umsatz pro Nutzer) oder dem Monthly Recurring Revenue (monatlich wiederkehrender Umsatz) (Lennarz
2017).