Der Markt für digitale Plattformen im Maschinenbau wird stark wachsen – ausgehend von einem schwachen Niveau. Uneins sind sich Maschinenbauer und Kunden noch darüber, was eine gute Plattform ausmacht.
Digitalen Plattformen wird regelmäßig ihr disruptives Potenzial beschieden: In der smarten Fabrik koordienieren cyber-physische Systeme und Materialien ihre Kapazitäten, in der Produktion verarbeiten IoT-Plattformen große und heterogene Datenmengen oder Unternehmen und Kunden finden über Plattformen ihr perfektes Matching. Dennoch bleiben einige Fragen hinsichtlich des disruptiven Charakters digitaler Plattformen offen, wie Alexander Pflaum und Esther Schulz im Kapitel Auf dem Weg zum digitalen Geschäftsmodell im Buch Digitale Geschäftsmodelle zusammenfassen. So sei etwa noch nicht vollends geklärt, in welchem zeitlichen Ablauf sich produktorienterte Geschäftsmodelle in plattformorientierte wandeln können oder wie sich Netzeffekte auf die Geschwindigkeit von disruptiven Prozessen auswirkten.
Doch auch aus ganz praktischen Gründen sind viele Industrieunternehmen skeptisch gegenüber digitalen Plattformen. Trotz weitgehender Einigkeit über die neuen Möglichkeiten einer digitalen Plattformökonomie hemmen Bedenken hinsichtlich Datenschutz und IT-Sicherheit sowie der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern bislang den breiteren Einsatz. Dazu kommt, dass bestehende Plattformen das volle Potenzial der Plattformökonomie zumeist nicht ausschöpfen, etwa weil das Ökosystem auf einzelne oder wenige Unternehmen beschränkt bleibt.
Unternehmen wollen bei digitalen Plattformen kooperieren
Vor diesem Hintergrund überrascht auch das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung von VDMA und McKinsey nicht, wonach im europäischen Maschinenbau nicht mehr als 0,7 Prozent des Gesamtumsatzes von rund 850 Milliarden Euro auf digitale Plattformen und Mehrwertdienste entfallen. Trotzdem zeichnet sich ein Trend hin zur Plattformökonomie ab. McKinsey erwartet gar zweistellige Wachstumsraten in diesem Markt. Für die Entwicklung digitaler Plattformen setzen die meisten der 200 befragten Maschinen- und Anlagenbauer dabei auf Kooperationen: 77 Prozent sehen in der Zusammenarbeit mit Anbieterkonsortien einen erfolgversprechenden Weg, 71 Prozent befürworten darüber hinaus Kooperationen mit Startups, 24 Prozent würden sogar mit Wettbewerbern kooperieren.
Dabei liegen die Vorstellungen von Maschinenbaufirmen und Kunden hinsichtlich leistungsfähiger digitaler Plattform in Teilen noch auseinander, wie die Umfrage ebenfalls belegt. So sehen die Maschinenbauunternehmen Verfügbarkeit, Performance und Sicherheit als wichtigste Funktionalitäten an. Für die Kunden spielen hingegen die Themen Offenheit und Kompatibilität der Plattformen eine größere Rolle als von den Maschinen- und Anlagenbauern angenommen. Als größte Hürden für die Entwicklung eigener digitaler Dienste nennen die Befragten mehrheitlich fehlende Geschäftsmodelle und Standards sowie mangelnde strategische Relevanz.