René Obermann ist verärgert. Der Ex-Vorstandschef der Deutschen Telekom AG beklagt, dass die NSA auch im Auftrag der Industrie unterwegs ist. Gerade deshalb stufte er die Enthüllungen rund um die NSA-Affäre als besonders brisant ein.
Freiheitsfeindlich! Die NSA ist „freiheitsfeindlich“, schimpfte René Obermann, Ex-Vorstandschef der Deutschen Telekom AG, auf dem Cyber Security Summit der Münchner Sicherheitskonferenz. Die Veranstaltung fand am 11. November 2013 in Bonn statt - in Kooperation mit der Deutschen Telekom - und sie bot an dem Tag den Kritikern einer unbändigen Datensammelwut eine angesehene Plattform.
Zwar gehören Themen wie cyber crime, Bedrohungen durch politisch motivierte Hacker oder cyber warfare zur Tagesordnung der Veranstaltung. „Doch diesmal wurde der Summit überschattet durch die NSA-Affäre“, schreibt Springer-Autorin Verena Diersch in der soeben erschienen Ausgabe der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik. Diersch war vor Ort, als hochrangige TeilnehmerInnen aus Politik und Wirtschaft unter anderem Möglichkeiten der digitalen Kommunikation zwischen Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen diskutierten, ohne die Überwachung durch US-amerikanische und britische Geheimdienste zu riskieren.
Sicherer E-Mail-Verkehr dank Routing1
Im Zentrum stand dabei die Forderung nach stärkeren europäischen Bemühungen, doch es kamen auch nationale Bestrebungen zur Sprache, wie etwa das sogenannte nationale Routing1, das die Telekom umsetzen will. Dabei soll sichergestellt werden, dass der E-Mail-Verkehr zwischen deutschen Absendern an deutsche Adressaten nur durch inländische Netze geht. Die EU setzt jedoch auf die Stärkung eines „digitalen Binnenmarktes“. Nicht nur verschiedene Strategien für sichere Informations- und Kommunikationsstrukturen unterschieden sich in den Diskussionsrunden, auch die Frage nach den Konsequenzen aus der NSA-Affäre und die Einstellung zu offensiven Cyber-Kapazitäten wurden in Bonn kontrovers diskutiert.