Ob Rupert Murdoch oder der Fall Wulff: Kaum ein Tag, an dem nicht über die ethische Verantwortung der Medien diskutiert wird. Doch bleibt am Ende von den Vorwürfen gegen den Ex-Bundespräsidenten nichts übrig?
Der Abhörskandal bei der Murdoch-Zeitung "News of the World" hat die britische Medienbranche und Politik in ihren Manifesten erschüttert. Auch in Deutschland ist im Zuge der Wulff-Krise Kritik an der Moral der Medien aufgebrannt. Salopp gesagt, diskutierten Medienvertreter und Politiker über die Frage, was an der Wulff-Berichterstattung journalistisch 'sauber' war und was nicht. Viele der Vorwürfe ließen sich nicht erhärten. Und doch will die Justiz das Verfahren nur gegen eine Geldzahlung einstellen.
Warum die Debatte um die Medienethik wichtig ist
Die Debatte um die Aufgaben, Funktionen und Grenzen des Journalismus ist alt. Aber sie muss eben immer wieder neu geführt werden. Nicht nur, weil sich Moralvorstellungen, sondern auch, weil die rechtlichen Rahmenbedingungen sich ändern. So formuliert es auch Carsten Brosda in dem Kapitel "Journalismus" im Handbuch Medienethik. Ausgehend von der viel zitierten Debatte zwischen dem rasenden Reporter Egon Erwin Kisch und Kurt Tucholsky definiert der Autor grundlegende Funktionen, Rollen und Verantwortlichkeiten der so genannten fünften Gewalt, die so die immer wieder aufbrandenden Debatten um die Moral in den Medien verstehen helfen.
Rollenmodelle des Journalismus nach Brosda
Vermittelnder Journalismus
Räsonierender Journalismus
Referierenden Journalismus
Reportierenden Journalismus
Kritischer Journalismus
Je nach journalistischer Darstellungsform und je nach journalistischem Rollenmodell variiert der Grad an Objektivität und kritischer Zuspitzung. Der Ruf nach einer ausgewogenen und objektiven Berichterstattung war und ist jedoch das Todschlagargument für jede Form kritischer Berichterstattung.
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Der, die, das Andere oder News is what's different