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11.02.2014 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Nachhaltigkeit im Kerngeschäft

3:30 Min. Lesedauer

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Der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung von Nachhaltigkeit ist eine gemeinsame Wertschöpfungskette im Unternehmen. Gastautor Michael D´heur beschreibt, worauf es bei dieser komplexen Herausforderung ankommt.

Der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ ist nicht neu und zeigt in der öffentlichen Diskussion schon einige Abnutzungserscheinungen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass er für vieles steht, aber selten konkret wird. Dies gilt insbesondere für Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext. Überraschend ist, dass dort Nachhaltigkeit im Unternehmen selten im Kerngeschäft, also in Produkten und Wertschöpfungsketten angekommen ist.

Nachhaltigkeit im Kerngeschäft zu verankern, stellt Unternehmen neue und komplexe Herausforderungen dar. Neben der Abkehr vom reinen Profitstreben erfordert es den verantwortlichen Umgang mit Ressourcen, die Berücksichtigung der ökologischen Folgen eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus hinweg, die Reduktion des CO2-Ausstoßes, die Herstellung von fairen Arbeitsbedingungen und Förderung von Frauen, die Verhinderung von Korruption und Herstellung von Transparenz bis hin zum gesellschaftlichen Engagement – all das muss bedacht werden. Wie und in welchen Bereichen sich ein Unternehmen engagiert , muss dabei verständlich an interne und externe Anspruchsgruppen kommuniziert werden.

Ein unternehmerisches Bekenntnis

Der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung von Nachhaltigkeit ‚von innen heraus‘, also durch Produkte und Wertschöpfungsketten kann durch „nachhaltig gemeinsame Wertschöpfung“ erreicht werden. Das Konzept steht für das unternehmerische Bekenntnis, das Kerngeschäft in allen Aspekten so zu gestalten, dass ökonomischer, ökologischer und sozialer Mehrwert gleichzeitig entsteht. Dabei ist die Zusammenarbeit von Kunden, Produktentwicklern, betrieblichen Planern, Einkäufern, Lieferanten, Verantwortlichen in internen und externen Fertigungsstätten, Logistikern sowie dem Controlling wesentlich.

Dabei sind eine Reihe von Fragen zu beantworten, u.a.:

  • Was sind geeignete Zielbilder für die Branche bzw. für die einzelnen Unternehmen im Wettbewerb?

  • Welche Art von Wachstum will das Unternehmen anstreben um sich seine Basis für profitables und nachhaltiges Wachstum zu erhalten?

  • An welchen Stufen im Produktionsprozess (das heißt Produktentwicklung und Innovation, Produktionsnetzwerkplanung, Einkauf und Beschaffung, Logistik, Rücknahme, Recycling bzw. Entsorgung) soll angesetzt werden?

  • Welche Prinzipien, Methoden und betriebswirtschaftlichen Kennzahlen sind geeignet, um die Effekte nachhaltigen Wirtschaftens zu messen?

  • Welche Wettbewerbsvorteile und Effekte ergeben sich für Unternehmen und Institutionen und wie lassen sich diese nachvollziehbar dokumentieren?

  • Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, NGOs und wissenschaftlichen Einrichtungen auf eine neue Basis gestellt werden?

  • Diese Fragen werden in der Wertschöpfungsstrategie des Unternehmens beschrieben, aus der Teilstrategien für Produktentwicklung, Wertschöpfungskette und Kommunikation abgeleitet.

In der Produktentwicklung geht es darum, Produkte schon vom Designansatz her so zu konzipieren, dass sie am Ende des sinnvollen Lebenszyklus nicht weggeworfen, sondern idealerweise vollständig in einen technologischen oder biologischen Kreislauf zurückgeführt werden können. Designkonzepte wie Cradle-to-Cradle (d.h. Produkten, die am Ende ihres Lebenszyklus wieder in technische bzw. biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können oder Co-Creation stellen hier wichtige Hilfsmittel dar. In der Wertschöpfungskette geht es darum, Entscheidungen an allen Interaktionspunkten des Unternehmens mit seiner Umwelt (Kunden, Lieferanten, Partner, Gemeinden in denen das Unternehmen tätig ist) sowohl auf ökonomische, ökologische als auch gesellschaftliche Auswirkungen zu überprüfen. In der Kommunikation schliesslich sind interne und externe Kommunikationsbarrieren einzureißen und ambitionierte Ziele zu definieren, die von allen Beteiligten verstanden und mitgetragen werden.

Der Anfang einer gewaltigen Transormation

Die Gründe, sich mit nachhaltig gemeinsamer Wertschöpfung zu beschäftigen, sind so vielfältig wie der wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Nutzen der realisiert werden kann: Umsatzsteigerungen durch höhere Zahlungsbereitschaft ‚nachhaltige‘ Produkte, geringere Risiken durch gutes Umweltmanagement aufgrund geringerer Versicherungsprämien), besserer Zugang zu Kapital, weniger Krankheitstage. Zusätzlich kann die Reputation des Unternehmens verbessert werden. Insbesondere Beispiele von direkte Zusammenarbeit mit Lieferanten zur Stärkung der lokalen Versorgungssituation zeigen anschaulich, an welchen Stellen schon erfolgreich gearbeitet wird. Oft entstehen neue Geschäftsmodelle, die zudem soziale Probleme lösen.

Derzeit stehen wir am Anfang einer gewaltigen Transformation. Nachhaltigkeit, Produktentwicklung und Supply Chain Management werden zu einem integrierten Ansatz verschmelzen. Die Brücke zwischen der heutigen Art des Wirtschaftens und nachhaltiger gemeinsamer Wertschöpfung wird in den Produktentwicklungsabteilungen der Unternehmen und den lokalen, regionalen und globalen Wertschöpfungsketten gebaut.

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