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01.03.2013 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie millionenschwere Boni die Reputation zerstören

verfasst von: Andreas Nölting

3 Min. Lesedauer

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Die EU will extrem hohen Bonuszahlungen an Banker Einhalt gebieten. Zweistelligen Millionenbeträge als Prämie zum Festgehalt, das soll der Vergangenheit angehören. So werden auch schwere Reputationsschäden für Unternehmen vermieden, denn viele Bürger empfinden die Höhe der Boni als unmoralisch.

Es ist ein historisches Ereignis in der Geschichte der europäischen Finanzmarktregulierung: Erstmals sollen die Bonuszahlungen für Banker gedeckelt werden. Diesen Beschluss haben das Europäische Parlament und die EU-Mitgliedstaaten nach monatelangen Verhandlungen Ende Februar verabschiedet.

Die Regelung soll ab 2014 greifen. Demnach darf die Bonuszahlung nur noch so hoch ausfallen wie das feste Grundgehalt. Die Aktionäre können auf der Hauptversammlung eine Ausnahme verabschieden – dann könnte der Bonus maximal doppelt so hoch ausfallen wie das Grundgehalt.

Deutsch-Banker mit Bonusanspruch von 80 Millionen

Den millionenschweren Bonuszahlungen an Banker soll damit Einhalt geboten werden. Zweistelligen Millionenbeträge als Prämie zum Festgehalt und dann zum Ferrari-Händler, dieses in der Finanzszene immer wieder aufkommende Phänomen hat viele Bürger der EU erbost – insbesondere da mit ihren Steuergeldern angeschlagene europäische Banken gerettet werden mussten.

Erst kürzlich erregte der Fall des Investmentbankers Christian Bittar die Gemüter. Der Deutsch-Banker hat angeblich Bonusansprüche in Höhe von 80 Millionen Euro angehäuft. Und in den USA sind die Boni im vergangenen Jahr trotz der turbulenten Bankenkrise auf 20 Milliarden Dollar gestiegen – ein Plus von acht Prozent.

Die für Europa beschlossene Beschränkung der Bonuszahlungen hat weniger betriebswirtschaftliche Gründe – die hohen Boni machen nur einen sehr kleinen Betrag in den Bilanzen der Banken aus – sondern vor allem ethische Gründe. Sie verhindern Reputationsschäden für die Wirtschaft. In einer Gesellschaft wird es als „unmoralisch“ empfunden, wenn Vorstände oder Investmentbanker das 20-, 50 zuweilen sogar 100fache eines durchschnittlichen Arbeitnehmergehaltes einstreichen. Um einen Reputationsschaden für die europäischen Banken zu verhindern, hat das EU-Parlament nun reagiert.

Proteste im Social Web

Das Thema Reputation hat Renaissance, heißt es auch in dem Buch „Corporate Reputation Management“ von Cornelia Wüst und Ralf T. Kreutzer. Werte wie Transparenz, Glaubwürdigkeit, Verantwortung, Diversity oder Vertrauen sind für die Reputation zur Messlatte geworden – gerade in einer Zeit der gesellschaftlichen Verunsicherung, der wirtschaftlichen Krisen oder politischen Herausforderungen, schreiben die Autoren.

Handelt ein Unternehmen unethisch, besteht eine Diskrepanz zwischen den Worten und den Taten des Managements, so kann der Mißstand mit einer rasanten Geschwindigkeit in die Öffentlichkeit gelangen und diskutiert werden. Das Internet und speziell das Social Web vergessen nichts und sorgen sofort für Transparenz und bietet eine ideale Möglichkeit für Diskussionen und den Aufruf zu Protesten – was die Banken auch zu spüren bekommen haben.

Fazit: Die Autoren Wüst und Kreutzer beschreiben wie das Thema Reputation Management als holistischer Prozess in einem Unternehmen implementiert werden kann – eine hochaktuelle Aufgabe für Top-Manager. Die Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs eines Unternehmens spielt dabei eine zentrale Rolle. Denn eine gute Reputation sichert die Existenz eines Unternehmens dauerhaft ab und schafft ökonomische Werte. Die Banker sollten die Beschlüsse des EU-Parlaments also nicht bekämpfen, sondern begrüßen.

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