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23.02.2015 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie moralisch müssen Führungskräfte sein?

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

2:30 Min. Lesedauer

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Chefs, die moralisch und ethisch führen, befinden sich häufig in einem Konflikt mit ihren wirtschaftlichen Zielen. Dennoch lohnt es sich, das eigene Handeln zu hinterfragen und Entscheidungen verantwortungsvoll abzuwägen. Denn moralisches Verhalten bringt Unternehmen Vorteile.

Mitarbeiter mit einer ausgeprägten moralischen Persönlichkeit engagieren sich stärker für ihr Unternehmen als solche, bei denen ethische Aspekte eine untergeordnete Rolle spielen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der amerikanischen Psychologin Taya Cohen. Die Professorin, die an der Carnegie Mellon University lehrt, untersuchte gemeinsam mit ihren Kollegen moralische Eigenschaften von Arbeitnehmern wie Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Feinfühligkeit, Selbstbeherrschung und die Auswirkungen auf deren tägliche Arbeit. „Moralische Personen schädigen das Unternehmen weniger, engagieren sich mehr, verhandeln fair und werden seltener straffällig, zitiert die Zeitschrift „Wirtschaftspsychologie aktuell“ die Ergebnisse, die im "Journal of Personality and Social Psychology" publiziert wurden.

Dilemma zwischen Unternehmenszielen und ethischer Führung

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„Die Moral bezeichnet die in einer Gruppe geteilten oder internalisierten Verhaltensnormen. Die Ethik sucht darüber hinaus nach allgemein gültigen handlungsleitenden Prinzipien. Die Moral ist damit abhängig von gesellschaftlichen und historischen Gegebenheiten,“ erläutern die Springer-Autoren Michael Paschen und Erich Dihsmaier im Buchkapitel „Führung, Erfolg und Moral“ (Seite 233). Dabei ist moralisches Verhalten von Mitarbeitern letztlich abhängig vom Verhalten ihrer Führungskräfte. Diese befinden sich allerdings im einem Dilemma. Sie sind „von Gegnern ihrer Ziele umgeben und von eingeschränkten Ressourcen, mit denen Sie Ihre Ziele erreichen müssen. Wenn sie ihre Ziele durchsetzen, verursachen Sie damit anderen Menschen im metaphorischen Sinne Kosten.“ Anderen Menschen „Kosten verursachen“ bedeutet, dass Führungskräfte gegenüber ihren Mitarbeitern schuldig werden (Seite 226).

Auswirkungen des eigenen Handelns hinterfragen

Die Autoren veranschaulichen dieses Problem mit folgendem Beispiel: Wenn eine Führungskraft zwei Mitarbeiter in Ihrer Abteilung hat, die beide als junge Familienväter während der Osterferien in Urlaub fahren wollen, die Präsenz einer der beiden Mitarbeiter aber dringend im Team gebraucht wird, um ein wichtiges Projekt nicht zu gefährden, steht der Chef strukturell vor dem gleichen Dilemma. Auch in diesem Fall ist es nicht möglich, nur Nutzen zu stiften. Irgendjemand wird dafür „bezahlen“. Entweder es „bezahlt“ das Unternehmen, das sich mit verspäteten Projektergebnissen zufrieden geben muss, oder es „bezahlt“ einer der jungen Familienväter, dem der Wunsch nach Urlaub mit der Familie nicht gewährt werden kann.

Die Frage ist, wie Führungskräfte solche Situationen auflösen können. Die Antwort darauf: Ein ausschließlich ethisches Verhalten, das immer allen Beteiligten gerecht wird, ist nicht möglich. Wichtig ist es aber, dass Chefs sich bewusst machen, welche Auswirkungen ihr eigenes Handeln auf andere hat und dass sie dieses verantwortungsvoll abwägen.

Moral muss sich für Unternehmen rechnen

Diese Prämisse gilt auch für das wirtschaftliche Handeln insgesamt. Im Buchkapitel „Moral in der Marktwirtschaft: Hat der „ehrbare Kaufmann“ ausgedient?“ schreibt Springer-Autor Christoph Lütge, das sich Moral für Unternehmen lohnen muss, sonst könne sie am Markt nicht bestehen (Seite 38). Das gilt auch für Corporate-Social-Resonsiblity-Maßnahmen. Die Umsetzung solcher Maßnahmen haben in Wirtschaftsunternehmen langfristig nur dann eine Chance, wenn sie direkt zur Wertsteigerung des Unternehmens beitragen.

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