NSA-Skandal hier, die Datenkrake Google dort - trotz einiger Skepsis müssen überall rasant wachsende Datenmengen bewältigt werden. Und Unternehmen können Big Data nutzen, um Erfolgsfaktoren aufzudecken.
Big Data ist überall. Doch die meisten Unternehmen befinden sich noch in der Orientierungsphase. Sie schöpfen das Potenzial, das ihnen Big Data-Analysen bieten, gar nicht aus, stellt der "Managementkompass Big Data Analytics" von F.A.Z.-Institut und Steria Mummert Consulting fest. "Diskussionen über Big Data drehen sich um die Technologie, während der geschäftliche Nutzen oft ausgeklammert wird. Daher hat für die überwiegende Mehrheit der Unternehmen in Europa das produktive Big-Data-Zeitalter noch nicht begonnen", heißt es in dem Bericht.
Big Data unterstützt Entscheidungsprozesse
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Einer aktuellen Bitkom-Studie zufolge, werten heute 90 Prozent der Unternehmen Daten für Entscheidungsprozesse IT-gestützt aus. Das Analysespektrum ist breit. Am häufigsten betrifft es Stammdaten (36%), Transaktionsdaten (33%) und Logdaten (31%). Aber auch Sensor- und CRM-Daten, Publikationen, Web Content und Social Media werden ausgewertet. 55 Prozent der Unternehmen verarbeiten personenbezogene Daten. Fast jedes zweite Unternehmen verzichtet allerdings bewusst auf bestimmte Datenanalysen, etwa aus Sorge vor Kundenkritik oder Kostengründen.
Datenpreisgabe gegen maßgeschneiderte Angebote
Dabei unterstützt Big Data die Unternehmensmanager nicht nur in vielen Bereichen, indem es ihr Wissen über Kunden, Märkte und Prozesse vertieft. Vielmehr bietet die vernetzte Datenauswertung auch die Chance, ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Immerhin ist jeder zweite Verbraucher bereit, private Vorlieben und Aktivitäten preiszugeben, um maßgeschneiderte Angebote von Unternehmen zu erhalten, ergab eine repräsentative Befragung im Rahmen des Managementkompasses.
Die Autoren des Managementkompasses heben vier Big Data-Anwendungsfelder hervor:
Effizientere Prozesse / Steuerung, z.B. höhere Prognosesicherheit für Abverkäufe, Energieverbrauch oder Materialverschleiß; Logistiksteuerung per GPS
Massenindividualisierung, z.B. Analyse des Kundenverhaltens für eine individuellere Kundenansprache bzw. maßgeschneiderte Leistungen; Fraud Management
Marktanalyse, z.B. Meinungsbilder und -trends bei Unternehmen und Produkten identifizieren
Intelligente Produkte, z.B. Maschinen bzw. Geräte, die sich über Sensorenauswertung selbst regulieren
Erfolgstreiber Customer Agility
Technologien, die die Customer Agility unterstützen |
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Die Notwendigkeit, bestehende Geschäftsmodelle vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Big Data zu hinterfragen, betonen auch Benedikt Jahn und Markus Pfeiffer. Als wesentlichen Erfolgstreiber identifizieren sie in ihrem Fachartikel "Die digitale Revolution - Neue Geschäftsmodelle statt (nur) neue Kommunikation" in der Marketing Review St. Gallen die Customer Agility. Das Konzept beschreibe die Fähigkeit von Unternehmen, Kundenwünsche und -erwartungen zu erspüren oder sogar zu antizipieren und die sich daraus ergebenden Chancen in Innovationen umzusetzen. Das Motto laute: datenzentriertes Denken und Handeln. Dabei sei sowohl Agilität in den Köpfen und im Handeln der Mitarbeiter gefragt als auch Technologie-Einsatz.