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20.07.2021 | Mobilitätskonzepte | Gastbeitrag | Online-Artikel

Mikromobilität ist mehr als ein Lifestyle

verfasst von: Dominik Wittenbrink

3:30 Min. Lesedauer

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E-Scooter und E-Bikes revolutionieren unsere Art der Fortbewegung – der Verkauf von Elektrorädern hat gar ungeahnte Höhen erreicht. Doch wird der Boom der Mikromobilität auch langfristig anhalten? Eine Analyse.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut dem Zweirad-Industrie-Verband lag der Absatz von E-Bikes im vergangenen Jahr bei 1,95 Millionen Einheiten. Dies entspricht einer Steigerung von satten 43,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Daneben wächst beispielsweise auch die E-Scooter-Flotte in der Hauptstadt stetig. Allein im Mai belief sich die Anzahl der elektrischen Tretroller in Berlin auf über 26.000; von anderen Städten in der Bundesrepublik einmal ganz zu schweigen.

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Elektrokleinstfahrzeuge als Hoffnungsträger einer nachhaltig-alltagstauglichen Mikromobilität

Der Beitrag befasst sich mit einem spezifischen Aspekt des nachhaltigen Konsums, und zwar dem Bereich der Mikromobilität. Er illustriert auf empirischer Basis am Beispiel der Einstellung zu E-Scootern in einem Hochschulumfeld sowohl wesentliche Einflussfaktoren, die für die Beurteilung der Alltagstauglichkeit dieser Form der Mikromobilität relevant sind, als auch Zusammenhänge, die bei gegebener Alltagstauglichkeit auf das voraussichtliche Nutzungsprofil und die Wahrscheinlichkeit des Erwerbs eines E-Scooters schließen lassen.

Keine Frage – die COVID-19-Pandemie und ihre Folgen haben nochmals einen entscheidenden Teil zu dieser Verkaufsexplosion beigetragen. Die Menschen sehnten sich nach individuellen Fortbewegungsmöglichkeiten, die ein möglichst geringes Ansteckungsrisiko bergen. Dabei sah die Lage für die Zweirad-Industrie zumindest zu Beginn der Krise alles andere als rosig aus. Lockdowns und Einnahmeeinbußen forderten ihren Tribut. So musste etwa der prominente "Moover"-Macher Metz Mecatech im Sommer 2020 Insolvenz anmelden.

Umweltschonende und flexible Mobilität

Nichtsdestotrotz hat sich die Branche rund um E-Bike- und E-Scooter-Händler erfolgreich in den Markt zurückgekämpft – und profitiert nun von einem grundsätzlichen Mindshift, der sich in den Köpfen der Menschen zu ereignen scheint. Kriterien wie Umweltschonung und Emissionsvermeidung sowie eine größtmögliche Flexibilität spielen für viele Bewohner*innen insbesondere in Großstädten in puncto Mobilität eine immer größere Rolle – eine Entwicklung, die sich mit dem Begriff Mikromobilität zusammenfassen lässt.

Doch was ist das überhaupt, diese Mikromobilität, und wird sie nicht doch eher eine Eintagsfliege bleiben? Das Bundesverkehrsministerium fasst unter dieser Form der Fortbewegung sämtliche kleinere Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb zusammen, die demnach offiziell als "Elektrokleinstfahrzeuge" gelten. Dazu zählen neben E-Scootern etwa auch Segways.

Ein E-Bike hingegen wird der Klasse der Elektromofas zugeordnet – eine zwar formale Unterscheidung zu den Elektrokleinstfahrzeugen, die dem einheitlichen Charakter von E-Bikes und E-Scootern im Sinne der Mikromobilität jedoch nicht zuwiderläuft. Und: Ist in diesem Artikel von E-Bikes die Rede, sollen der Einfachheit halber darunter automatisch auch Pedelecs und S-Pedelecs zu verstehen sein, auch wenn sich diese in ihrer Klassifizierung nochmals unterscheiden.

Gelöstes Problem der "letzten Meile"

Die Vorteile von E-Bikes und E-Scootern als Fortbewegungsmittel liegen klar auf der Hand: Wer sich mittels der elektrischen "Mini-Fahrzeuge" von A nach B bewegt, löst das Problem der "letzten Meile" automatisch. E-Scooter und E-Bikes bringen Personen exakt bis zum gewünschten Zielort – lange Wege zu Fuß vom Parkhaus oder etwa der Bushaltestelle können eingespart werden.

Daneben stellen sie im oft sehr dichten großstädtischen Straßenverkehr eine äußerst flexible und mitunter sogar schnellere Variante dar, um Wegstrecken zurückzulegen. Auch die Umwelt kann durch die Nutzung von E-Bikes erheblich geschont werden. Im Vergleich zu den E-Bikes fällt die Ökobilanz von E-Scootern aufgrund ihrer mitunter nicht allzu langen Lebensdauer zwar etwas geringer aus. Trotzdem: Ersetzen die elektrischen Roller umgekehrt die Fahrt mit dem Auto, gelten sie als echte Klimaschützer. Und: Letztlich dürfen auch die Faktoren Spaß und Gesundheitsförderung durch Bewegung beim Fahren der E-Scooter und -Bikes nicht außer Acht gelassen werden.

Katapult in ein neues Mobilitätszeitalter

Bleibt also die Frage nach der Beständigkeit des Booms. Natürlich ist es hierbei schwierig, in die Kristallkugel zu sehen. Zugleich zeigen bundesweite Aktionen wie etwa rund um den Weltfahrradtag Anfang Juni, dass das Thema längst größere Ausmaße annimmt wie etwa noch vor einigen Jahren. In unzähligen Städten in ganz Deutschland schossen für einen Tag sogenannte Pop-up-Radwege aus dem Boden. Mit der Aktion haben Verkehrsclub Deutschland, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club sowie weitere Initiativen kräftig für einen nötigen Radweg-Ausbau getrommelt – mit Erfolg und viel Zuspruch.

Auch bei der bevorstehenden Bundestagswahl ist das Thema Mobilität in den Wahlprogrammen der Parteien von großer Bedeutung. Natürlich können E-Bikes und E-Scooter allein die Problematik des CO2-Ausstoßes im Verkehr allein nicht lösen – das ist klar. Die wendigen Elektro-Moover können aber zumindest ein weiteres Puzzlestück im Kanon einer umweltfreundlicheren und zukunftsgewandten Fortbewegung darstellen. Von einer Eintagsfliege kann in diesem Zusammenhang also keine Rede sein; der Vergleich mit einem Sprungbrett, der uns in ein neues Mobilitätszeitalter katapultiert, erscheint vielmehr treffender.

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