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15.10.2019 | Nachhaltigkeit | Schwerpunkt | Online-Artikel

Bafin fordert nachhaltige Finanzwirtschaft

3 Min. Lesedauer

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Autoren: Christoph Betz, Thilo Kasprowicz, Markus Quick, Maren Schmitz, Dr. Sebastian Rick, Dr. Roman Schulze und Gerald Rosenfeld (alle Partner, Senior Manager oder Manger im Bereich Financial Services bei KPMG)

Am 24. September hat die Bafin ein Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken in einer Konsultationsfassung veröffentlicht. Bis zum 3. November haben Unternehmen der Finanzbranche Zeit, sich zu äußern.

Bereits seit geraumer Zeit schärft das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) das Bewusstsein des Finanzsektors in Bezug auf Nachhaltigkeit. Auf der Konferenz zur Nachhaltigen Finanzwirtschaft im Mai 2019 machte die Behörde bereits auf Risiken und Chancen durch Veränderungen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance; ESG) aufmerksam.

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Ihr aktuelles Merkblatt zeigt nun eine klare Erwartungshaltung an die von ihr beaufsichtigten Unternehmen. Auf Grund der stetig zunehmenden Bedeutung des Themas, auch auf politischer Ebene, ist die Aufforderung an eine angemessene Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken eine logische Konsequenz. Zudem sollen die Inhalte in den aufsichtlichen Überprüfungsprozess fließen. Die Finanzakteure sollen künftig Nachhaltigkeitsrisiken identifizieren, dokumentieren, und angemessen in ihrer Geschäfts- und Risikostrategie berücksichtigen.

Mindestanforderungen an das Risikomanagement                                                                             

Um dies zu tun, müssen die Unternehmen die Folgen von Nachhaltigkeitsrisiken in die etablierten Risikoarten übersetzen. Hierfür müssen sie sich strategisch mit den Nachhaltigkeitsrisiken befassen und für eine entsprechende Umsetzung sorgen. Die Gesamtverantwortung trägt dabei die Geschäftsleitung, die eine den Risiken angemessene Geschäftsorganisation sicherstellen muss, aber auch eine Vorbildfunktion wahrnimmt. Bestehende gesetzliche Vorgaben müssen weiterhin beachtet werden.

Das Merkblatt soll als sinnvolle Ergänzung der als Rundschreiben formulierten Mindestanforderungen an das Risikomanagement für Kreditinstitute, Versicherungsunternehmen und Kapitalverwaltungsgesellschaften zu verstehen. Trotz seines unverbindlichen Charakters ist zu erwarten, dass die Inhalte als Orientierung beispielsweise in der aufsichtlichen Prüfungspraxis oder im Rahmen von Jahresabschlussprüfungen herangezogen werden.

Bafin-Merkblatt bietet Orientierung

Das Merkblatt knüpft direkt an die im Gesetz über das Kreditwesen oder im Gesetz über den Wertpapierhandel genannten Anforderungen zum Risikomanagement an, wonach auch Nachhaltigkeitsrisiken zu messen und steuern sind. Es soll dabei als Orientierungshilfe dienen und positive Beispiele für Verfahrensweisen und Prozesse liefern – allerdings ohne Verpflichtung zur Umsetzung aller dargestellten Aspekte. Bewusst hat sich die Bafin gegen die Form des Rundschreibens oder gar einer Verordnung entschieden. Unternehmen sollen aus den im Merkblatt genannten Alternativen den für das eigene Geschäfts- und Risikoprofil passenden Ansatz wählen können. In die inhaltliche Ausgestaltung sind auch internationale sowie europäische Vorarbeiten einflossen.

Das Merkblatt gilt für alle von der Bafin beaufsichtigten Unternehmen und deren Niederlassungen im Ausland sowie im Inland ansässige Niederlassungen aus Drittstaaten. Auf letztere könnte sich der Brexit besonders auswirken. Denn das Merkblatt gilt nicht für direkt von der EZB beaufsichtigte, signifikante Institute. Diese können allerdings die Empfehlungen zur Orientierung nutzen. Das ist dann sinnvoll, solange konkrete Vorgaben der EBA oder EZB noch fehlen.

Veränderte Strukturen, Prozesse und Bewertungsmethoden nötig

Mittels des Bafin-Schreibens sollen die Unternehmen einen ihrem Risikoprofil angemessenen Ansatz zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken entwickeln und sich mit der Zeit an verändernde Gegebenheiten anpassen. Je stärker die Nachhaltigkeitsrisiken wirken, desto komplexere Strukturen, Prozesse und Methoden sind zu implementieren. Bei einem schwachen Einfluss auf das Risikoprofil können auch einfache Herangehensweisen ausreichen.

Aufgrund des bisweilen langen Zeithorizonts von Nachhaltigkeitsrisiken stehen insbesondere weniger komplexe Unternehmen vor großen Herausforderungen. Denn Nachhaltigkeitsrisiken sind aufgrund der häufig nicht vorhandenen historischen Datengrundlage und einer Vielzahl von zu berücksichtigender Faktoren und Unsicherheiten über künftige Klima- und Politikszenarien oft schwer zu messen und zu steuern. So müssen die Finanzakteure mitunter bisherige Strukturen und Prozesse anpassen und neue, innovative Methoden zur Bewertung und Steuerung von Nachhaltigkeitsrisiken entwickeln.

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