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Erschienen in:

16.04.2018 | Original Paper

Physische und digitale Erreichbarkeit von Finanzdienstleistungen der Sparkassen und Genossenschaftsbanken

verfasst von: Alexander Conrad, Alexander Hoffmann, Doris Neuberger

Erschienen in: Review of Regional Research | Ausgabe 2/2018

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Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht den physischen und digitalen Zugang zu Finanzdienstleistungen der öffentlich-rechtlichen Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland, um zu beurteilen, ob die durch den Filialrückbau bewirkte reduzierte Präsenz in der Fläche durch digitale Angebote kompensiert werden kann. Die physische Erreichbarkeit wird auf der Ebene der Geschäftsgebiete anhand von Merkmalen der Topographie, Siedlungs- und Altersstruktur sowie der altersabhängigen Verkehrsmittelwahl gemessen. Die digitale Erreichbarkeit wird an der Breitbandgeschwindigkeit des Internets gemessen. Eine Gegenüberstellung beider Maßstäbe für den Zugang zu Finanzdienstleistungen zeigt, dass insbesondere Einwohner dünn besiedelter ländlicher Regionen sowohl einen vergleichsweise schlechten physischen als auch einen unterdurchschnittlichen digitalen Zugang haben. In den nächsten Jahren ist ein Ausbau des Internet-Breitbandes in diesen Regionen besonders gefragt, da wegen der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung vor allem dort weitere Filialschließungen anstehen. Jedoch hängt es von der Art der angebotenen Finanzdienstleistung ab, ob die beiden Zugangswege gegeneinander substituierbar sind. Der Vergleich zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken lässt schließlich keine gravierenden Unterschiede in der physischen Erreichbarkeit erkennen. Es zeigt sich aber, dass Sparkassen – mit Blick auf die verwendeten Indikatoren zur Bewertung der physischen Erreichbarkeit – eine deutlich homogenere Präsenz im Bundesgebiet aufweisen als die Genossenschaftsbanken.

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Fußnoten
1
Allein seit Anfang des Jahres 2017 beziehen sich mehr als 400 Pressemeldungen auf Filialschließungen in Deutschland, bzw. im deutschsprachigen Raum.
 
2
Vgl. (z. B.) Chemnitzer Morgenpost (2013), S. 6, Süddeutsche (2015) und ZDFzoom (2016).
 
3
Vgl. Dresdner Neueste Nachrichten (2014) und Sächsische Zeitung (2015).
 
4
Vgl. Die SparkassenZeitung (2014, S. 3 f).
 
5
Zum Überblick über die empirische Literatur zur digitalen und informationellen Kluft vgl. Hong et al. (2016).
 
6
So besteht eine digitale Kluft zwischen Gruppen ethnischer Minderheiten und weißen Haushalten, welche nicht durch Unterschiede in Einkommen, Bildung und anderen demographischen Merkmalen erklärt werden kann (Prieger und Hu 2008).
 
7
Großbanken, Regionalbanken und sonstige Kreditbanken, Zweigstellen ausländischer Banken.
 
8
Hypothekenbanken, Bausparkassen und Banken mit Sonderaufgaben.
 
9
Deutsche Bank AG, Unicredit Bank AG, Commerzbank AG, Postbank AG.
 
10
Deutsche Bundesbank (2018), eigene Berechnungen.
 
11
Anzahl der Zweigstellen 2007: 39.833, 2016: 32.026 (Deutsche Bundesbank 2018).
 
12
Deutsche Bundesbank (2017), eigene Berechnung.
 
13
Z. B. durch Auswertung der Gelben Seiten könnten Adressdaten aller Bankfilialen in Deutschland erhoben werden.
 
14
So betrug 2003 z. B. der Abstand zwischen Berlin und Mecklenburg-Vorpommern bei den privaten Großbanken 301, bei den Sparkassen 254 und bei den Genossenschaftsbanken 94 Bankfilialen je 1000 km2 (Conrad et al. 2009, S. 391, eigene Berechnungen). Mit Blick auf die größte deutsche Privatbank, die Deutsche Bank, zeigt sich zudem, dass 2016 rd. 16% ihrer Filialen auf die drei Stadtstaaten (Berlin, Hamburg und Bremen) entfielen, wohingegen der Anteil der Deutsche Bank Filialen für die Flächenländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nur rd. 6% betrug (Statista 2018c).
 
15
Selbstverständlich können topografische Nachteile durch entsprechende Verkehrsplanung (Straßennetz und Straßenausbau) ausgeglichen werden. Der Straßenausbau- und zustand in Abhängigkeit der Topografie kann für Deutschland nicht einheitlich beurteilt werden. Um aber dennoch einen Bezug zur Topografie herstellen zu können, wurde in Orientierung an Schnabel et al. (2011) eine Approximation modelliert und in die Untersuchung einbezogen – beispielsweise durch Herstellung des Zusammenhangs zwischen Siedlungsstruktur und Reisegeschwindigkeit zum einen sowie Höhenlage und Wegstreckenkorrektur zum anderen.
 
16
Der Umwegefaktor ist in seiner originären Form abhängig von zwei Variablen: Höhenlage und Siedlungsstruktur (Schnabel et al. 2011). Da die Reisegeschwindigkeit in Abhängigkeit der Siedlungsstruktur im Modell bereits impliziert ist, beschränkt sich die Modellierung des Umwegefaktors auf die Höhenlage. Schnabel et al. (2011) zeigen eine für Deutschland anwendbare grobe Einteilung der Höhenlagen in drei Kategorien (Flach‑, Hügel- und Bergland) und verbinden diese mit der Verkehrsplanung. Auf dieser Basis konnte für die rd. 11 Tsd. Gemeinden im Bundesgebiet in Abhängigkeit der Höhenlage ein Umwegefaktor approximativ berechnet werden.
 
17
So gibt z. B. die Telekom in ihren Verträgen an, dass ein Vertrag für einen Internetanschluss mit 16 Mbit max. 16 Mbit mindestens aber 6 Mbit im Download erreicht.
 
18
Bandbreitenbedarfe können nicht aus wissenschaftlichen Studien abgeleitet werden. Zur Untermauerung der Argumentation wurde deshalb auf Schätzungen des Verbandes der Anwender von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (VATM) und der Breitbandstudie Sachsen zu Breitbandanforderungen bestimmter Dienste sowie zu Mindestanforderungen verschiedener Anbieter von entsprechenden Online-Diensten abgestellt (vgl. Stopka et al. 2013, S. 79 f, Börnsen 2012, S. 11, Skype.com 2017 und Internet-speed.info 2017).
 
19
Die Filialen wurden über die frei zugänglichen Filialfinder der Sparkassen und Genossenschaftsbanken abgefragt. Es handelt sich jeweils um Filialen, in denen Beratung stattfindet. D. h. Filialen, in denen ausschließlich SB Geräte aufgestellt sind, wurden nicht einbezogen.
 
20
Die Berechnungen wurden auf Ebene der Gemeinden durchgeführt. Die Gemeindewerte wurden zu einem Durchschnittswert für den zugehörigen Landkreis aggregiert.
 
21
Es wird in dieser Betrachtung nicht nach unterschiedlichen Altersgruppen differenziert. D. h. 0 bis z. B. 13-jährige Einwohner, die in der Regel keine eigenen Bankgeschäfte tätigen, werden mit dem gleichen Gewicht berücksichtigt, wie alle weiteren Altersgruppen. Dies könnte bei größeren regionalen Schwankungen hinsichtlich des Anteils der 0 bis 13-jährigen an allen Einwohnern zur Einschränkung der Aussagekraft des verwendeten Bewertungsindikators führen.
 
22
Die Bewertung bezieht sich auf die Position der Region im Portfolio: unterdurchschnittlicher digitaler und physischer Zugang.
 
23
Es wird angenommen, dass im Falle eines Bevölkerungszuwachses die Filialzahl eher konstant gehalten wird.
 
24
Die Maximalwerte im Bereich prognostizierte Filialschließungen für Sparkassen bzw. Genobanken betragen 9 bzw. 7 Filialen.
 
25
Dietz (2016, S. 5) zeigt, dass derzeit ca. 30% der Nutzer von Online-Banking keine Filiale mehr besuchen. Nimmt die Zahl der Nutzer von Online-Banking zu oder/und steigt der Anteil Kunden, die ausschließlich über den digitalen Zugang Finanzdienstleistungen nachfragen, würde dies den Druck auf das Filialsystem der Sparkassen und Genobanken weiter erhöhen, Filialschließungen wären die Folge und die physische Erreichbarkeit würde sich für „hybride“ und „offline“ Kunden weiter verschlechtern.
 
26
Wiederum unter der Annahme, dass eine hinreichende Substituierbarkeit existiert.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Physische und digitale Erreichbarkeit von Finanzdienstleistungen der Sparkassen und Genossenschaftsbanken
verfasst von
Alexander Conrad
Alexander Hoffmann
Doris Neuberger
Publikationsdatum
16.04.2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Review of Regional Research / Ausgabe 2/2018
Print ISSN: 0173-7600
Elektronische ISSN: 1613-9836
DOI
https://doi.org/10.1007/s10037-018-0121-7

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