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23.01.2019 | Schadstoffe | Nachricht | Online-Artikel

Mediziner kritisieren NOx- und Feinstaub-Grenzwerte

verfasst von: Sven Eisenkrämer

3 Min. Lesedauer

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Die Angaben von WHO, EU und Umweltbundesamt zu gesundheitlichen Gefahren durch Luftverschmutzung sind falsch. Das behaupten 114 Lungenfachärzte und Wissenschaftler aus ganz Deutschland.

Etwa 100.000 Menschen sollen jedes Jahr in Deutschland an Stickstoffoxid- (NOx) und Feinstaub-Belastungen sterben, heißt es in Studien, die unter anderem das Umweltbundesamt in Auftrag gegeben hat. Vier Forscher aus den Bereichen Medizin, Verkehr und Motorenentwicklung kritisieren die Angaben von Weltgesundheitsorganisation, Europäischer Union und Umweltbundesamt in einer Stellungnahme, die an diesem Mittwoch, 23. Januar 2019, veröffentlicht wurde. 110 weitere anerkannte Mediziner und Wissenschaftler haben das Papier unterschrieben.

In dem Papier, das von den Professoren Dieter Köhler, Martin Hetzel (Lungenfachärzte), Matthias Klingner (Institutsleiter Fraunhofer-IVI) und Thomas Koch (Motorenentwickler und Instuitutsleiter am KIT) verfasst wurde, heißt es unter anderem, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass die wissenschaftlichen Daten, die zu den scheinbar hohen Todeszahlen führten, einen systematischen Fehler enthielten. "Eine genauere Analyse der Daten zeigt, dass diese extrem einseitig interpretiert wurden, immer mit der Zielvorstellung, dass Feinstaub und NOx schädlich sein müssen", schreiben die Autoren um Köhler und bemängeln die Methodik der Datenauswertung.  

Lungenärzte kennen keine Todesfälle durch Feinstaub und NOx 

Wenn hochgerechnet durch die Belastung mit NOx in der Luft 6.000 bis 13.000 Menschen pro Jahr in Deutschland stürben und 60.000 bis 80.000 weitere durch Feinstaubbelastungen, dann müsste das Phänomen dieser hohen Mortalität "zumindest als assoziativer Faktor bei den Lungenerkrankungen irgendwo auffallen." Denn: Etwa die gleiche Anzahl an Menschen sterbe in Deutschland jedes Jahr an durch Zigarettenrauch verursachten Lungenkrebs oder COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung). "Lungenärzte sehen in ihren Praxen und Kliniken diese Todesfälle an COPD und Lungenkrebs täglich; jedoch Tote durch Feinstaub und NOx, auch bei sorgfältiger Anamnese, nie", heißt es in der Stellungnahme.  

Köhler & Co. schreiben weiter: "Die Konzentration an Feinstaub im Hauptstrom des Zigarettenrauches erreicht tatsächlich 100-500 g/m³ und ist damit bis zur 1 Million Mal größer als der Grenzwert. Beim NOx werden bis zu 1g/m³ erreicht, wobei der NO-Anteil überwiegt. Aus Depositionsstudien kann man die inhalierte Dosis der Raucher berechnen und mit der Dosis der Gesunden vergleichen, die permanent Feinstaub oder NOx im Grenzwertbereich einatmen würden. Dabei erreichen Raucher (eine Packung/Tag angenommen) in weniger als zwei Monaten die Feinstaubdosis, die sonst ein 80-jähriger Nichtraucher im Leben einatmen würde. Beim NOx sind die Unterschiede ähnlich, wenn auch etwas geringer. Hinzu kommt noch, dass der Rauch einer Zigarette um mehrere Größenordnungen toxischer ist, als die Luftverschmutzung."

Raucher müssten innerhalb weniger Monate tot sein

Rauchen verkürze die Lebenserwartung etwa um zehn Jahre, wenn über 40-50 Jahre eine Packung pro Tag geraucht wird.

Würde die Luftverschmutzung ein solches Risiko [wie das Rauchen] darstellen und entsprechend hohe Todeszahlen generieren, so müssten die meisten Raucher nach wenigen Monaten alle versterben, was offensichtlich nicht der Fall ist."
Prof. Dr. med. Dieter Köhler (Dipl.-Ing.), Prof. Dr. med. Martin Hetzel, Prof. Dr. ing. Matthias Klingner und Prof. Dr.  sc. Tech. Thomas Koch.

Köhler, Hetzel, Klingner und Koch schreiben weiter, es sei auch ihr Ziel, "die Maßnahmen zur Schadstoffvermeidung zu fördern". Jedoch sehen sie derzeit "keine wissenschaftliche Begründung für die aktuellen Grenzwerte für Feinstaub und NOx". Sie fordern eine Neubewertung der wissenschaftlichen Studien durch unabhängige Forscher. "Die angeführten Kritikpunkte sind so gravierend, dass im Sinne der Güterabwägung sogar die Rechtsvorschrift für die aktuellen Grenzwerte ausgesetzt werden sollte."

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