Zusammenfassung
Der Begriff Seismizität, der die Gesamtheit aller Erdbebenerscheinungen in einem Gebiet bezeichnet, wurde noch vor
wenigen Jahren fast ausschließlich im Zusammenhang mit natürlich auftretenden Erdbeben verwendet, obwohl bereits seit langem
bekannt ist, dass prinzipiell jeder Eingriff in den tiefen Untergrund zum Auftreten induzierter Seismizität führen kann. In
diesem Beitrag werden einige Grundbegriffe der Seismologie erläutert und es wird erklärt, wie das Einbringen von
Flüssigkeiten in den Untergrund zu induzierter Seismizität führen kann und welche physikalische Größen hierbei eine Rolle
spielen. Insbesondere im Zusammenhang mit induzierter Seismizität ist es dabei wichtig zwischen Emissionen, den Vorgängen am
Entstehungsort, und Immissionen, den Erschütterungen an der Erdoberfläche, zu unterscheiden, denn nur die Stärke der
Erschütterung und insbesondere deren maximale Schwinggeschwindigkeit an einem Ort, entscheidet, ob die Erschütterung
potentiell schädigend für ein Gebäude sein kann. Grundsätzlich ist eine geothermische Anlage so zu betreiben, dass keine
Schäden durch induzierte Erschütterungen auftreten. Dies kann nur erreicht werden, wenn die induzierte Seismizität
kontinuierlich überwacht und der Betrieb der Anlage hierauf abgestimmt wird. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass
die Regelung von Injektionsrate oder Injektionsdruck über ein seismizitätsgesteuertes Reaktionsschema ein hierzu geeignetes
Verfahren ist.