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30.09.2015 | Social Media | Schwerpunkt | Online-Artikel

SPD will Wahlkampf à la Obama

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

4 Min. Lesedauer

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Die SPD hat Obamas Wahlkämpfer und Social-Media-Guru Jim Messina für die nächste Bundestagswahl angeheuert. Doch in Deutschland sind soziale Medien in der politische Kommunikation nur ein kleiner Baustein unter vielen.

Er gehört international zu den bekannten Köpfen der PR-Branche. Der Wahlkampf-Stratege Jim Messina hat 2012 Barack Obama zur Wiederwahl verholfen und auch David Cameron in diesem Jahr den Wahlsieg beschert. Nun hat die SPD den US-Demokraten angeheuert mit dem Ziel, Angela Merkel bei der nächsten Bundestagswahl zu schlagen. Dabei soll Messina nicht den gesamten Wahlkampf steuern, sondern „für die SPD die Wege optimieren, potenzielle Wähler ausfindig machen. Dafür will Messina mit einer deutschen IT-Firma eine Datenbank errichten“, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Soziale Netzwerke im Wahlkampf

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Ein wesentlicher Bestandteil der Wahlkampfstrategie des US-Amerikaners ist der Einsatz sozialer Netzwerke. Wie er die Deutschen mobilisieren will, bei der nächsten Bundestagswahl ihr Kreuzchen für die SPD zu machen, erklärte Messina kürzlich beim SPD-„Campaign Camp" im Berliner Gasometer. Dort hat der aus Denver in Colorado stammende Politikwissenschaftler und Journalist in einer 45-Minuten-Show erzählt, wie das Obama-Team vor drei Jahren mit einer "Freiwilligenarmee von 2,2 Millionen Leuten und 150 Millionen Kontakten über soziale Medien und an Haustüren das Weiße Haus für die Demokraten verteidigte,“ berichtet "ZDFheute".

Kommunikationskanäle im Web 2.0

Die Idee, auch deutsche Wähler mithilfe sozialer Medien zu aktivieren, liegt nicht fern. Denn auch hierzulande hat sich der Dialog zwischen Politikern und Bürgern inzwischen gewandelt. „Der Trend geht von einer statischen zu einer kollaborativen Kommunikation,“ schreibt Springer-Autor Mike Friedrichsen in seinem Beitrag „Einsatz von Social Media im politischen Umfeld – Partizipationsgedanke in der Politik 2.0 –Umgebung“. Allerdings sei es wichtig, „die Bürger nicht nur zum Wählen zu mobilisieren, sondern ihnen die Möglichkeit einer Mitwirkung zu ermöglichen sowie sie vor allem zukünftig in politische Entscheidungsprozesse zu integrieren.“ Die Kommunikationskanäle, um Bürger über das Web 2.0 zu beteiligen, sind vielfältig. Dazu zählen unter anderem (Seite 242):

  • Community Networks
  • Podcastings
  • E-Voting
  • Weblogs und Microblogs
  • Foren
  • Wikis
  • Bookmarks und Tagging

Politikverdrossenheit lässt sich nicht durch soziale Medien beheben

Am Beispiel der Piratenpartei zeigt der Autor die Nutzung sozialer Netzwerke im politischen Kontext auf (Seite 244 ff). Die vor allem auf Netzthemen fokussierte Partei erreichte 2012 in Berlin mit einem Internetwahlkampf aus dem Stand 8,9 Prozent der Wählerstimmen. Zu den Möglichkeiten einer Politik 2.0 zählen unter anderem die Partei-Homepage, Facebook, Twitter ( Seite 238). Klar sei aber auch, dass sich Politikverdrossenheit nicht durch soziale Medien oder technischen Fortschritt beheben lässt. "Oft ist die fehlende Bereitschaft, ein Mangel an Zeit, fehlende Bereitschaft nach politischen Informationen zu recherchieren oder auch einfach mangelnder technischer Zugang zum Internet sowie eine fehlende Medienkompetenz, die eine intensiverer Nutzung oder Interaktion verhindern“, so Friedrichsen. Insgesamt seien jedoch „Heilserwartungen aber ebenso wenig angebracht wie Untergangsszenarien“, schreibt er in seinem Fazit.

Politische Information via Social Media

Wie relevant Nachrichten und politische Informationen für die Nutzer wirklich sind, darüber gibt es widersprüchliche Studienergebnisse. So haben die Springer-Autoren Uli Bernhard, Marco Dohle und Gerhard Vowe auf der Basis von drei Studien die Frage untersucht: "Wer nutzt wie das Web 2.0 für Politik" und die Nutzung politischer Informationen in sozialen Netzwerken mit den Angeboten klassischer Medienanbieter verglichen. Dabei kamen sie zu folgendem Ergebnis: „Facebook, Twitter oder YouTube werden nur von sehr wenigen Menschen genutzt, um sich regelmäßig über Politik zu informieren und um darüber zu diskutieren. Wenn Menschen sich derzeit via Online-Medien über das politische Geschehen informieren, dann primär anhand der Angebote des „Web 1.0“ wie den Nachrichtenseiten der etablierten Medienanbieter“ (Seite 52). Eine Studie der Technischen Universitäten Darmstadt und Dresden fanden hingegen heraus, dass Internetnutzer Nachrichten immer häufiger über Facebook teilen,

Es bleibt daher offen, ob Messinas Strategien, die Obama und Cameron an die Spitze der Macht geführt haben, auch in Deutschland greifen. Der Frontmann der SPD hat auf jeden Fall noch einigen Nachholbedarf. Wie das "Handelsblatt" recherchierte, hat Siegmar Gabriel bei Facebook weniger als 40.000 und bei Twitter gerade mal 50.000 Follower. Zudem kann eine digitale Kommunikationsstrategie nur ein Baustein unter vielen sein. Letztendlich kommt es darauf an, ob es der SPD gelingt, die Wähler mit Inhalten zu überzeugen.

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2015 | OriginalPaper | Buchkapitel

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Der Stellenwert von Social Media in politischen Kontexten
Quelle:
Demokratisierung durch Social Media?