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10.10.2014 | Social Media | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wenn Social Media den Kopf brummen lässt

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

2:30 Min. Lesedauer

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Social Media ist in Unternehmen auf dem Vormarsch und im Privaten nicht mehr wegzudenken. Aber der ständige Informationsaustausch fordert seinen Tribut. Nehmen wir noch wahr, was wichtig ist?

"Mein Kopf kommt nicht mehr mit", schrieb der im Sommer verstorbene FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher 2009 über das Einleitungskapitel seines Buches "Payback". Die Flüche des Informationszeitalters mit ihrer ungebändigten Informationsflut und der Sog digitaler Anwendungen bescherten den Journalisten das kognitive Vakuum . "Ich bin unkonzentriert, vergesslich und mein Hirn gibt jeder Ablenkung nach". Fünf Jahre später ist der digitale Druck durch Smartphone und Tablet noch angewachsen. Nutzer sind privat wie beruflich rund um die Uhr vernetzt und damit verpflichtet. Ist das überhaupt noch auszuhalten?

Wo ist noch Privatheit?

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Online-sein ist längst keine Privatsache mehr. Soziale Medien haben sich bis in die kleinen Unternehmen etabliert. Es geht um den Dialog. Aber der bringt Sender und Empfänger in Bedrängnis. Eingeschlichen hat sich nämlich eine "beträchtliche Verwischung der Grenzen zwischen Privatraum und Arbeitsraum", wie Springer-Autor Frank Schönefeld in "Das Ende der Privatheit" feststellt. Permanente Verfügbarkeit wird zum Zwang. Schönefeld befürchtet "dramatische gesundheitliche Folgen" (Seite 174).

Mehr Druck durch Facebook und Co.

Über mehr Arbeitsdruck durch die neuen Technologien klagen dem aktuellen European Communication Monitor zufolge 73,4 Prozent der, in diesem Frühjahr unter Leitung von Professor Ansgar Zerfass befragten, PR-Profis aus 42 europäischen Ländern. Online kommunizieren zu müssen, drückt 67,6 Prozent der Kommunikatoren aufs Gemüt. Dabei fühlen sich zwar 84,4 Prozent durch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation im Job bereichert. Aber nur 56,8 Prozent meinen, dafür ausreichend gewappnet zu sein.

Wenn das Hirn sich umpolt

"Ich-Erschöpfung" nennt der Kognitionspsychologe Roy Baumeister den Verlust der Entscheidungshoheit über die Information. Was ist wichtig, was nicht, was gehört gepostet, was gelöscht? Ist das Arbeitsgedächtnis überlastet, sinkt die Willenskraft und das Wesentliche rutscht aus dem Blickfeld, wie der Journalist Ulrich Schnabel auf Zeit-Online erklärt. Springer-Autor Friedhelm Rudorf befürchtet in seinem Buchkapitel "Kommunikation o.k. - Mitarbeiter k.o.?" den Verlust kommunikativer, sozialer und kognitiver Kompetenzen. Social Media besitze eine "Art digitaler Schwerkraft", die in der Lage sei, traditionelle Kommunikationsformen zu Verdrängen und aus Mitarbeitern "Informationscodierer" zu machen (Seite 115). Ist deshalb die Devise "Finger weg von Social Media" die Lösung?

Richtig mit Social Media umgehen

Das Potenzial digitaler Kommunikation, auch für kleine und mittlere Unternehmen, stellt Rudorf nicht in Frage. Aber er fordert:

  • die passgenaue Weiterbildung der Mitarbeiter, um sie für Social Media fit zu machen
  • eine konsequent und kontinuierlich betriebene Weiterbildung, mit der die Kommunikationskultur des Unternehmens erhalten wird (Seite 121)

Springer Autor Thomas Weber erklärt in "Wissensvermittlung in medialer Transformation", wie man sich im Web 2.0 die von Schirrmacher beschworenen Kopfschmerzen vom Leib hält: Einlassen auf die neuen Medien, Informationen evaluieren und die "die eigenen Wertemaßstäbe überprüfen, an denen man sich bisher orientiert hat" (Seite 37).

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