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14.08.2019 | Versicherungsmarkt | Schwerpunkt | Online-Artikel

Versicherte fürchten um ihre Datensicherheit

verfasst von: Swantje Francke

3 Min. Lesedauer

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Die Digitalisierung in der Assekuranz macht auch vor deren Versicherungsnehmern nicht halt. Kranken- und Lebensversicherer loten zunehmend den Einsatz digitaler Gesundheitstechnologien aus.

Gesundheits-Apps, Fitness-Tracker, Videochat: Die technologischen Möglichkeiten, auch ohne Arztbesuch ein Auge auf die eigene Gesundheit zu haben, werden immer ausgetüftelter. Das kommt besonders jenen zugute, für die sich der nächste Arzt zu weit entfernt befindet, bei anderen kollidieren die Öffnungszeiten der Praxen mit den eigenen Arbeitszeiten.

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Eine Boombranche, die bei der Digitalisierung den vorletzten Rang belegt – ist das denkbar? Ja. Die Gesundheitswirtschaft fremdelt aufgrund ihrer besonderen, nicht primär den Gesetzen des Marktes folgenden Strukturen und Prinzipien noch etwas mit der Digitalisierung. Die Potenziale sind jedoch angesichts einer alternden Bevölkerung und des rasanten medizintechnologischen Fortschritts enorm.

Der Arzt wird virtueller Dienstleister

Für jeden zweiten Deutschen kommen Angebote der Tele-, einfacher gesprochen Fernmedizin, in Frage, wie aus einer Umfrage der Nürnberger Versicherung hervorgeht. Leider fürchten sieben Prozent der Befragten im Zusammenhang mit einer telemedizinischen Behandlung auch um die Sicherheit ihrer Daten.

Gleich, ob gesetzliche oder private Krankenversicherung: Wer telemedizinische Angebote im Leistungsportfolio einbindet, tut gut daran, etwaige Kosten, externe digitale Dienstleister und deren Serverstandort transparent zu kommunizieren. Die Information darüber, wer zu welchem Zeitpunkt Einsicht in die individuellen Versichertenangaben erhält, baut Vertrauen auf.

Risikobewertung nach Datenlage?

Eine Online-Umfrage von Yougov im Auftrag des Lebensversicherers Canada Life bestätigt den bestehenden Argwohn der Deutschen. Ihre Daten an einen Präventionsdienstleister weiterzugeben, der auf Grundlage der digitalen Gesundheitsdaten persönliche Risiken auslotet und passende Angebote erstellt, lehnt hierzulande ein Drittel aller Befürworter der Digitalen Gesundheitskarte ab. Weniger als ein Viertel kann der Idee etwas abgewinnen, persönliche digitale Daten von der Gesundheitskarte beispielsweise auf dem Smartphone verwalten zu können. Zugriff auf diese Daten wünschen sich doch aber 63 Prozent. Besonders im Hinblick auf Gesundheits-Apps und Fitness-Tracker fürchtet ein Viertel der Befragten Daten-Missbrauch. Ebenso viele äußern Bedenken bei der Speicherung solch persönlicher Daten.

Der TÜV Rheinland weist darauf hin, dass schon Wearables versicherungsrelevante Daten aufzeichnen. Gesundheits-Apps auf Smartphones erfassen Daten zu Blutdruck und Bewegung pro Tag, Wearables die Herzfrequenz und andere Körperfunktionen. Wohin diese gesammelten Daten fließen, bleibt den Verwendern meist unbekannt. Gerade solche smarten Gesundheitshelfer sollten laut TÜV Rheinland die Privatsphäre der Nutzer gemäß der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) schützen - gleich, wie neuartig ihre Technik.

Mittelfristig optimistisch

In zehn Jahren, glaubt die Hälfte der Befragten aus Deutschland dennoch, werde die Digitalisierung neue Methoden zur Verbesserung von Gesundheit und Lebensqualität beisteuern. Bis dahin ausbaufähig bleibt laut des Philips Future Health Index 2019 (FHI) der Austausch privat erhobener, gesundheitsbezogener Informationen mit medizinischen Fachkräften. Gerade einmal vier Prozent der der Bundesbürger teilen jene Daten, die sie mittels digitaler Technologien und Apps selbst generiert haben. Der Weg zu einer höheren digitalen Durchdringung des Gesundheitssystems führt laut FHI über das Beheben mehrerer Faktoren, zu denen neben fehlender Infrastruktur auch das noch mangelnde Vertrauen in eine digitalisierte Gesundheitsversorgung zählt.

Fest steht: Der Markt für dezentrale Bereitstellung medizinischer Services wächst stetig. Im Buchkapitel "Effekte der Digitalen Transformation auf den Gesundheitsmarkt und die Automobilindustrie" (Seite 6) benennen die Springer-Autoren Julia van Berck, Manfred Knye und David Matusiewicz das Warum:

Deutschland verfügt über ein leistungsstarkes Gesundheitssystem. Probleme weisen jedoch der demografische Wandel, die Zunahme an chronisch degenerativen und altersbedingten Erkrankungen auf. Hinzu kommen die unzureichenden sektorenübergreifenden Versorgungsübergänge sowie der prognostizierte Ärztemangel bis zum Jahr 2030 von 100.000 Ärzten [...]. Möglichkeiten zur Optimierung der Gesundheitsversorgung liegen, hinsichtlich der voranschreitenden Digitalisierung, in der intensiven Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien und damit in der elektronischen Vernetzung von Akteuren und Einrichtungen."

Auf diese Weise entwickeln sich laut van Berck, Knye und Matusiewicz neue Wertschöpfungsketten und "eröffnen die Chancen zur Überwindung räumlicher und zeitlicher Distanz". Die Autoren glauben, dass sich unterschiedliche Akteure auf dem Gesundheitsmarkt besser vernetzen können und ein schneller Austausch möglich ist.

Ein Szenario, das Anbieter digitaler Gesundheitslösungen von Boom-Jahren träumen lässt.

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