Die erste Phase des 3D-Karten- und Modellprojekts "Virtual Singapore" wurde erstmals auf der diesjährigen Esri International User Conference (UC) in San Diego einem großen Publikum vorgestellt. Dabei wurde auch erklärt, woher die für das Projekt notwendigen Daten kommen: Genutzt werden unter anderem Geo- und Topologiedaten aus Geoinformationssystemen (GIS).
Im Kapitel "Konzepte digitaler Informationssysteme und Geoinformationssysteme" des Springer-Fachbuchs "Geoinformatik" heißt es zu dieser Art von Systemen: "Im Mittelpunkt der Geoinformatik stehen mit den Geoinformationssystemen raumbezogene Informationssysteme, die im Gegensatz zu den übrigen Informationssystemen Geoobjekte der realen Welt modellieren und diese in ein digitales Informationssystem abbilden." Die Gegenstände des Systems besitzen dabei eine Thematik und Dynamik. Und, laut den Autoren, die Besonderheit, dass Geoobjekte darüber hinaus Geometrie und Topologie als implizite und untrennbare Bestandteile aufweisen.
In dem Projekt Singapurs werden jedoch nicht nur GIS-Daten genutzt, sondern auch auf historische und Echtzeit-Daten über Demografie, Mobilität oder Klima zurückgegriffen. Gebäude werden zudem nicht nur in 3D angezeigt. Das Modell wird auch Daten zur Gebäudehöhe, Nutzung, Ausstattung und Kapazitäten, Zeiten der direkten Sonneneinstrahlung sowie den verwendeten Baumaterialien enthalten. Angezeigt werden die Anzahl der Parkplätze oder die die Straßen säumenden Bäume. Insgesamt handelt es sich um den größten homogenen Datenbestand, der jemals in dem Stadtstaat gesammelt wurde – über 100 Terrabyte Datenvolumen stehen zur Verfügung.
Entscheidungsgrundlage verbessern
Genutzt werden diese Daten von unterschiedlichsten Institutionen. Ziel ist es, auf diese Weise das Risikomanagement zu verbessern, die Zusammenarbeit der staatlichen Stellen zu erleichtern und diesen eine bessere Entscheidungsgrundlage zu geben – es sollen fundierte Lösungen für die aufkommenden und komplexen Herausforderungen der Zukunft gefunden werden.
Die Singapore Land Authority stellte auf der Konferenz auch einige Einsatzbeispiele vor:
- Es kann analysiert werden, wie und wo das Pflanzen von Bäumen zu einer sinnvollen Schattenabdeckung führt und so der Komfort für die Bürger erhöht wird.
- Bauträgern kann aufgezeigt werden, wie bereits existierendes Grün bei der Gebäudekühlung unterstützen kann, um den Energieverbrauch in den Gebäuden – besonders für die Kühlung – zu reduzieren.
- Es kann simuliert werden, wie geplante Gebäude die Skyline der Stadt beeinflussen werden.
- Das Solarstrompotenzial der Insel lässt sich identifizieren.
- Die unterirdische Landnutzung kann optimiert werden, etwa für Einkaufszentren oder Metro-Stationen.
- Großveranstaltungen lassen sich besser organisieren.
Thomas Pramotedham, CEO von Esri Singapur, sagte auf der Konferenz: "Traditionelle 2D-Städteplanungen sind unzureichend, um unser komplexes Umfeld zu repräsentieren, aber wenn Stadtplanungsszenarien in ein 3D-Szenario der realen Welt übersetzt werden, können wir mit absoluter Klarheit und Präzision entwerfen, bauen und entwickeln."