Die Stadt München hat im Juli 2018 das Konzept für eine Seilbahn in der bayerischen Landeshauptstadt vorgestellt. Die Akzeptanz eines solchen Verkehrsmittels wurde nun vom Verkehrsexperten Prof. Klaus Bogenberger und seinem Team untersucht.
Eine Skizze der Seilbahn - so könnte sie einmal durch München laufen.
Schörghuber Stiftung
Bei dem Projekt handelt sich bislang noch um eine Ideenskizze. Doch um den steigenden Verkehr in München besser in den Griff zu bekommen, könnte im Norden der Stadt in den kommenden Jahren eine Seilbahn gebaut werden. Sie wäre ein Lückenschluss im öffentlichen Nahverkehrssystem, also keine Seilbahn für touristische Zwecke.
Nach der Skizze ist geplant, die etwa 4,5 Kilometer lange Seilbahn über dem Frankfurter Ring entlanglaufen zu lassen – als eine schnelle und umsteigefreie Direktverbindung zwischen dem Osten und dem Westen der Landeshauptstadt. Aufgrund der geraden Streckenführung wäre die technische Machbarkeit einer in 50 bis 60 Meter Höhe fahrenden Seilbahn gegeben – inklusive vier Streckenstationen mit Anbindung an bereits bestehende U-Bahn- und Tram-Strecken.
Seilbahnen in La Paz und Ankara
Entwickelt wurde das Projekt von der Schörghuber Unternehmensgruppe. Laut der Stadt München hätte eine solche Urbane Seilbahn viele Vorteile gegenüber konventionellen Nahverkehrsmitteln: Dazu gehöre nicht nur der geringere Energieverbrauch und eine geminderte Lärmbelästigung, auch die Konstruktion mit Stützen und Stationen sei weniger aufwendig. Benötigt würden für diese nur kleine, abgegrenzte Baufelder. Bei einer Geschwindigkeit von acht Metern pro Sekunde und einer Kapazität von 32 Personen pro Kabine könnten so 4.000 Personen pro Stunde und Richtung transportiert werden, haben die Planer berechnet. Das entspräche 50 Prozent mehr Kapazität als sie eine Münchner Tram bietet.
Welche Vorteile Seilbahnen im Kontext der urbanen Mobilität bieten und wie sie optimal in das Stadtbild und auch in den ÖPNV integriert werden können, das wird anhand von zwei Beispielen im Kapitel "Seilbahnen als innovatives Beförderungsmittel im urbanen Bereich" des Springer-Fachbuchs "Mobilität 4.0 – neue Geschäftsmodelle für Produkt- und Dienstleistungsinnovationen" gezeigt: Vorgestellt werden darin die Seilbahnen von La Paz in Bolivien und Ankara in der Türkei. Im Springer-Fachbuch "FEYRER: Drahtseile" geht es hingegen nicht um Geschäftsmodelle oder neue Lösungen, sondern um die Darstellung der Methoden zur Berechnung wichtiger Seilgrößen und ihre Erläuterung durch Rechenbeispiele.
Hohe Akzeptanz
Doch wie ist es um die Akzeptanz eines solchen Transportmittels bestellt? Prof. Klaus Bogenberger, Verkehrsexperte an der Universität der Bundeswehr München, und sein Team führten dazu eine Online-Umfrage mit mehr als 700 Personen durch, von denen 70 Prozent angegeben haben, in München zu wohnen oder zu arbeiten. Von dieser Gruppe gaben 87 Prozent an, eine solche urbane Seilbahnen nutzen zu wollen. Nur 7,3 Prozent der Befragten gaben an, im Allgemeinen nicht dazu bereit zu sein, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Weitere 5,7 Prozent sagten, im Allgemeinen nicht bereit zu sein, eine urbane Seilbahn zu nutzen. Als Hauptgründe für die Ablehnung einer Seilbahn wurden die Zerstörung des Stadtbilds sowie Angst, Höhenangst und Platzangst, genannt.