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13.02.2020 | Stahlbetonbau | Schwerpunkt | Online-Artikel

CO2-neutraler Beton entwickelt

verfasst von: Christoph Berger

4 Min. Lesedauer

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Der Baustoffproduzent Holcim hat einen CO2-neutralen Beton entwickelt. Es soll bundesweit der erste sein. Erreicht wird dies zum einen durch eine veränderte Betonrezeptur, zum anderen durch die Unterstützung zertifizierter Umweltprojekte.

Beton hat seine ganz klaren Vorteile. Beispielsweise ist er in der Lage, Druck sehr gut aufzunehmen, er ist im Verarbeitungszustand gießbar und kann sich folglich jeder beliebigen Form anpassen, wie José Luis Moro im Kapitel "Beton" des Springer-Fachbuchs "Baukonstruktion - vom Prinzip zum Detail" schreibt. Insbesondere erlaube er auch die Schaffung fugenloser monolithischer Strukturen in größeren Maßstäben, bis hin zum kompletten Bauwerk.

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2019 | OriginalPaper | Buchkapitel

Bedeutung für die Umwelt

Unter Umweltverschmutzung wird im Allgemeinen die Verschmutzung der Umwelt verstanden, also des natürlichen Lebensumfelds des Menschen. Im Vordergrund steht dabei die Umweltbelastung mit Abfällen.

Dies die technische Sicht. Betrachtet man jedoch den Einfluss von Beton aufs Klima, kommen auch gravierende Nachteile zum Vorschein. So schreibt Bernhard Wietek im Kapitel "Bedeutung für die Umwelt" des Springer-Fachbuchs "Beton – Stahlbeton – Faserbeton", dass bei der Herstellung von Zement beziehungsweise Beton etwa fünf bis zehn Prozent der weltweiten, anthropogenen CO2-Emissionen abgegeben werden. Überhaupt sind Bauwerke für etwa 40 Prozent der Treibhausgasemissionen und des Energieverbrauchs sowie jeweils 50 Prozent der Rohstoffentnahmen aus der Natur sowie der Abfallmassen verantwortlich und tragen so in hohem Maße zur Klimaerwärmung und zum Ressourcenverbrauch bei, wie es beim Bauwende Bündnis heißt, einem Verein, der sich als Denkfabrik und Impulsgeber für Klimaschutz und Ressourcenschonung am Bau sieht. Und Statista, das gerade erst die Treibhausgasemissionen des deutschen Baugewerbes in den Jahren 1995 bis 2017 ermittelt hat, kommt zu dem Ergebnis: Im Jahr 2017 verursachte das deutsche Baugewerbe in Höhe von rund 4,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten.

Nutzung CO2-reduzierter Zemente nimmt zu

Alternative Bauweisen, wie der Einsatz von Holz, nehmen zwar zu, betrachtet man sich allerdings die Baustellen unserer Städte, werden diese weiterhin von Betonplatten und Stahlgittern dominiert, die gemeinsam gegen den Wohnraummangel in die Höhe gezogen werden.

Doch die Baustoffproduzenten reagieren. So hat Holcim im Januar 2020 bekanntgegeben, dass der bundesweit erste CO2-neutrale Beton entwickelt worden sei – überhaupt habe das Hamburger Unternehmen 2019 bereits mehr als 90 Prozent seiner Betone mit CO2-reduzierten Zementen produziert. Entsprechend der Name des neuen Produkts: Ecopact Zero. Noch im ersten Quartal 2020 sollen die ersten Auslieferungen erfolgen

Eine zentrale Rolle bei der Erreichung dieses Ziels hätten der Einsatz klinkerreduzierter Zemente und die Optimierung der Bindemittel-Gehalte gespielt, heißt es vonseiten des Hamburger Unternehmens. Doch dies alleine reichte nicht aus. So werde weiterhin der heute noch unvermeidbare CO2-Fußabdruck bei der Neuentwicklung durch die Unterstützung verschiedener zertifizierter Umweltprojekte vollständig kompensiert.

CO2-Fußabdruck ist (noch) nicht vermeidbar

Im Detail bedeutet das, dass die nicht vermeidbaren CO2-Emissionen bei der Produktion von Ecopart Zero beispielsweise durch den Erwerb von MoorFutures-Zertifikaten kompensiert werden. MoorFutures fördert Wiedervernässungs-Projekte von Mooren in verschiedenen Bundesländern. "Schätzungen zufolge würde eine Wiedervernässung der drainierten Moore Deutschlands theoretisch bis zu 35 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr einsparen", schreibt Stefan Zerbe im Kapitel "Moore" des Springer-Fachbuchs "Renaturierung von Ökosystemen im Spannungsfeld von Mensch und Umwelt" und hebt damit deren Bedeutung für den Landschafts- und Klimaschutz hervor.

Darüber hinaus wird natürlich weiterhin an der Reduzierung der des mit der Betonherstellung verbundenen CO2-Ausstoßes gearbeitet. Springer-Autor Bernhard Wietek beschreibt zum Beispiel, dass dazu die Verwendung von Geopolymeren ein vielsprechender Weg sei. Vonseiten des Vereins Deutscher Zementwerke e.V. (VDZ) heißt es, dass die deutschen Zementhersteller in eine Vielzahl von Maßnahmen investieren würden, um ihren CO2-Fußabdruck weiter zu verringern. Demnach gehören sowohl die erneute Verbesserung der Energieeffizienz in der Zementproduktion durch neue Produktionsanlagen als auch die weitere Steigerung des Anteils alternativer Brennstoffe mit Biomasse dazu. Der VDZ merkt jedoch auch an: "Eine Dekarbonisierung der Industrie, so wie angesichts der Klimaziele angestrebt, wird aber erst durch ganz neue Technologien zu erreichen sein." Vor diesem Hintergrund habe die Zementindustrie in den letzten Jahren unter dem Dach der European Cement Research Academy (ECRA) mit Hochdruck an der CO2-Abscheidung (Carbon Capture) geforscht. Die entsprechende großtechnische Erprobung im Rahmen von Demonstrationsprojekten könnte somit nun angestoßen werden. Christian Knell, Präsident des VDZ, erklärt zudem: "Offen ist derzeit allerdings noch, in welchem Umfang das CO2 aus dem Produktionsprozess für andere Zwecke genutzt oder gespeichert werden kann." Und es fehle eine geeignete CO2-Infrastruktur, an die auch die Zementwerke angeschlossen werden könnten. Hier seien alle Beteiligten aus Gesellschaft, Politik und Industrie gefragt, an gemeinsamen Lösungen mitzuarbeiten.

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