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2024 | Buch

Standorttheorien

Regional- und Stadtökonomik in Theorie und Praxis

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Über dieses Buch

Das Buch stellt sowohl traditionelle als auch neuere und neueste Theorien zur Standortwahl vor. Die traditionellen Standorttheorien umfassen die klassische Standortlehre, die Agglomerationsökonomik sowie die Untersuchung der Effekte unterschiedlicher Branchenstrukturen auf eine Stadt oder Region. Daneben werden neuere Ansätze wie die Cluster- und Netzwerktheorie von Michael Porter und neueste Erklärungsmodelle wie die Neue Ökonomische Geographie und die Theorie der Kreativen Klasse präsentiert. Sie alle machen Gründe für die räumliche Ballung wirtschaftlicher Aktivität anschaulich. Damit der Leser regional- und stadtökonomische Untersuchungen (z.B. im Rahmen von Seminar- und Abschlussarbeiten, Kurzanalysen etc.) selbst durchführen kann, wird auch Wissen über die empirische Methodik vermittelt. So werden verschiedenste Maße der räumlichen Konzentration und regionalen Spezialisierung vorgestellt sowie die Durchführung einer Shift-Share- und Input-Output-Analyse demonstriert.

DasLehrbuch zeichnet sich durch seine besondere didaktische Aufbereitung aus: So werden Gleichungen in den theoretischen Kapiteln stets ausführlich interpretiert, damit der Gedankengang dahinter ersichtlich wird. Auf diese Weise streben die Autoren an, dem Leser die Scheu vor komplexeren Modellen oder auch nur „umständlich“ aussehenden Formeln zu nehmen.

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Im gesamten Buch wird der Maxime von Albert Einstein gefolgt, der meinte: „Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden, aber nicht einfacher.“ Allen Kapiteln in diesem didaktisch versierten Buch ist gemeinsam, dass der Leser „an die Hand genommen“ werden soll. Die Kapitel sind mit Beispielen aus dem täglichen Leben gespickt, um dem Leser den Zugang zur Materie zu erleichtern und die Alltagsrelevanz der besprochenen Inhalte zu unterstreichen. Weiterhin wird stets darauf geachtet, sowohl dem Einsteiger als auch dem fortgeschrittenen Leser gerecht zu werden. Außerdem werden alle Gleichungen ausführlich interpretiert, damit ihr inhaltlicher Hintergrund ersichtlich wird. Dadurch soll eine allfällige Schwellenangst vor komplexeren Modellen oder auch nur kompliziert wirkenden Formeln abgebaut werden und der Leser soll Begeisterung für die Materie entwickeln können. Im vorliegenden Lehrbuch geht es nicht bloß um die Vermittlung von Fach- und Faktenwissen. Vielmehr soll dem Leser anwendbares Wissen vermittelt werden, das ihn befähigt, das Gelesene eigenständig zu replizieren und auch auf neue Situationen bzw. Aufgabenstellungen anzuwenden.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll

Teil II

Frontmatter
2. Traditionelle Standortlehre
Zusammenfassung
Zur traditionellen Standortlehre zählen wir „ältere“ Theorien (aus der Zeit von Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts) von bekannten Standorttheoretikern. Wir betrachten die Ansätze von Hotelling, Weber, von Thünen, Christaller und Lösch, von denen die meisten aus dem deutschsprachigen Raum stammten. Die Traditionelle Standortlehre umfasst sowohl einzelwirtschaftliche Ansätze, wie sie Bestandteil der Theorien zur unternehmerischen Standortwahl sind, als auch gesamtwirtschaftliche Ansätze, wie sie in den Standortstrukturtheorien vorkommen. Die Theorien zur unternehmerischen Standortwahl analysieren aus mikroökonomischer Perspektive die Beweggründe für eine bestimmte Standortentscheidung von Unternehmen. Durch die einzelnen Standortentscheidungen ergibt sich einerseits ein Muster der Landnutzung um eine Stadt herum und andererseits entsteht ein System von Städten, die jeweils unterschiedliche Funktionen übernehmen, was beides Gegenstand der Standortstrukturtheorien ist. Insofern verfolgen die Standortstrukturtheorien eine globalere Herangehensweise als die Theorien unternehmerischer Standortwahl. Beide Theoriestränge zeichnen sich dadurch aus, dass die Transportkosten, die in früheren Modellen noch außer Acht gelassen wurden, nun eine wesentliche Rolle spielen. Diese Innovation war äußerst bedeutend und ebnete den Weg für viele Modelle der jüngeren Generation.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
3. Agglomerationskräfte
Zusammenfassung
Die ökonomische Aktivität ist im Raum äußerst ungleich verteilt und konzentriert sich auf nur wenige Regionen. Diese Ungleichmäßigkeit kommt aufgrund von Agglomerationskräften zustande, die bewirken, dass es für wirtschaftliche Akteure vorteilhaft ist, in Ballungsräumen zu leben (Arbeitskräfte, Konsumenten) bzw. zu produzieren (Unternehmen). Hierfür gibt es verschiedene Gründe: Unternehmen profitieren zum Beispiel davon, dass der Wissensaustausch durch die räumliche Nähe zu anderen Unternehmen einfacher wird und Zulieferer und Abnehmer in der selben Region angesiedelt sind. Für Konsumenten hingegen können ein breites Angebot an Gütern und Dienstleistungen sowie eine gut ausgebaute Infrastruktur (Schulen, Kitas, Museen etc.) für eine Ansiedlung in einem Ballungsraum sprechen. Gäbe es ausschließlich positive Effekte von Ballung, wäre die gesamte ökonomische Aktivität auf der Erde theoriegemäß in einer einzigen großen Stadt konzentriert. Mit zunehmender Größe eines Agglomerationsraums steigen aber auch die durch Ballung entstehenden Kosten an. Dazu gehören zum Beispiel Überfüllungskosten wie Staus und hohe Mieten und zunehmende Umweltverschmutzung. Diese Kosten verhindern, dass sich die gesamte ökonomische Aktivität der Erde tatsächlich in einem einzigen Gebiet ballt, sondern sich stattdessen auf eine Vielzahl von Agglomerationsräumen aufteilt.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
4. Effekte von Branchenstrukturen auf Städte
Zusammenfassung
Grundsätzlich lassen sich Städte mit einer spezialisierten und solche mit einer diversifizierten Branchenstruktur unterscheiden. Von einer Spezialisierung wird gesprochen, wenn die Branchenstruktur einer Stadt von einem Sektor dominiert wird. Für Unternehmen dieses dominanten Sektors hat dies den Vorteil, dass sie von brancheninternen Agglomerationskräften profitieren können, die im Normalfall ihre Produktivität erhöhen. Ist die Branchenstruktur einer Stadt durch einen vielfältigen Mix an Branchen gekennzeichnet, wird sie als diversifiziert bezeichnet. Solch ein Umfeld ist besonders für Unternehmen anziehend, deren Produkte noch nicht ganz ausgereift sind und die noch auf der Suche nach ihrem optimalen Produktionsprozess sind. Das diversifizierte Umfeld ermöglicht ihnen, Impulse aus den verschiedensten Branchen zu erhalten und so ihr Produkt und ihre Produktionstechnologie zu optimieren. Ist diese Optimierung vollzogen, rentiert sich der Umzug in eine stärker spezialisierte Stadt, um von Produktivitätseffekten durch die dortigen brancheninternen Agglomerationskräfte profitieren zu können. Die Beschäftigungswirkungen der Branchenstruktur hängen in beiden Fällen von der Elastizität der Güternachfrage ab und bedürfen einer detaillierteren Analyse, die in diesem Kapitel erfolgt.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll

Teil III

Frontmatter
5. Das Cluster- und Netzwerkkonzept
Zusammenfassung
In der Vergangenheit hat sich in der Regional- und Wirtschaftspolitik ein Konzept etabliert, das sowohl das regionale als auch das nationale Wirtschaftswachstum enorm fördern sollte. Es sind auch viele wirtschaftspolitische Programme auf die Umsetzung dieses Konzepts ausgerichtet: Die neue Methode der Wachstumspolitik nennt sich Cluster. Grob gesagt wird darunter die regionale Ballung von Unternehmen verstanden. Von solchen räumlichen Konzentrationen gehen bestimmte, das Wirtschaftswachstum fördernde, Wirkungen aus. Für die Innovationsfähigkeit von Clustern ist es von zentraler Bedeutung, dass sich die beteiligten Unternehmen miteinander vernetzen und strategisch wichtiges Wissen untereinander austauschen. Zudem ist es förderlich, wenn unterstützende Institutionen – wie etwa Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Kammern etc. – ebenfalls Bestandteile eines derartigen regionalen Netzwerks sind. Durch den Austausch des vielschichtigen vorhandenen Wissens wird das Innovationspotenzial in der Region bzw. innerhalb des Clusters gesteigert. Das Cluster- und Netzwerkkonzept geht im Wesentlichen auf das Diamantmodell von Michael Porter zurück.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
6. Kritik am Clusterkonzept und Clusterpolitik
Zusammenfassung
Trotz seiner Popularität in Wissenschaft und Politik werden sowohl das Clusterkonzept an sich als auch daraus abgeleitete regionalpolitische Maßnahmen häufig kritisiert. Fasst man die Kritikpunkte an der Porterschen Clustertheorie zusammen, lassen sich diese in zwei unterschiedliche Kategorien einteilen: Einerseits wird der Ansatz als solcher aufgrund seiner konzeptionellen Unschärfe kritisiert. Andererseits werden speziell die wirtschaftspolitischen Empfehlungen, die häufig aus dem Porterschen Konzept abgeleitet werden, hinterfragt. Im Folgenden fassen wir zunächst die konzeptionelle Clusterkritik zusammen, um im Anschluss daran die ökonomische Sinnhaftigkeit von Clusterpolitik zu hinterfragen. Dabei wird zwischen positiver und normativer Clusterpolitik unterschieden. Zunächst wird die positive – also in der Realität verfolgte – Clusterpolitik betrachtet, um daraufhin den Fokus auf deren normative Seite zu richten. Bei Letzterer geht es um die Frage, wie eine Clusterpolitik unter ökonomischen Gesichtspunkten am besten ausgestaltet sein sollte.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll

Teil IV

Frontmatter
7. Die Neue Ökonomische Geographie
Zusammenfassung
Die Neue Ökonomische Geografie ist ein relativ junger Bereich der Volkswirtschaftslehre. Sie zeichnet sich dadurch aus, die Standortentscheidungen von Unternehmen und Konsumenten ins Zentrum ihrer Betrachtungen zu stellen und damit zu illustrieren, wie eine ungleichmäßige Verteilung der wirtschaftlichen Aktivität im Raum zustande kommt. Besonders hervorzuheben ist bei diesem Ansatz, dass die Standortentscheidungen der einzelnen Individuen endogen, also aus einem Modell heraus, bestimmt werden. Der wohl bekannteste Vertreter der Neuen Ökonomischen Geografie, der für seine Pionierarbeit auf diesem Gebiet im Jahr 2008 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, ist der US-amerikanische Ökonom Paul Krugman. Er forschte insbesondere auf dem Gebiet der internationalen Ökonomik und durch deren Verbindung mit Überlegungen der klassischen Standortlehre etablierte er den neuen Theoriezweig. Die Neue Ökonomische Geografie strebt gewissermaßen eine Synthese der Außenhandelstheorie und der traditionellen Standorttheorien an, welche die Vorzüge beider Theorien miteinander kombiniert.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
8. Die Theorie der Kreativen Klasse
Zusammenfassung
In jüngerer Zeit wurde ein weiteres Konzept populär, das sich mit den Standortentscheidungen von Arbeitnehmern und Unternehmen beschäftigt und sich bei Stadtplanern und Wirtschaftsgeographen vor allem in den USA großer Beliebtheit erfreut. Dieser neue Ansatz wird als Theorie der Kreativen Klasse oder die 3 Ts bezeichnet und geht auf Richard Florida zurück, der in besonders kreativen Menschen und den von ihnen initiierten Innovationen die zentralen Faktoren für Wirtschaftswachstum sieht. Florida beschreibt ein ganz bestimmtes Umfeld, das kreative Menschen in ihrem Schaffen stimuliert und somit eine beschleunigte Innovationstätigkeit erzeugt. Kurz gesagt bevorzugen Künstler ein tolerantes Umfeld, das offen für neue Ideen und alternative Lebensweisen ist. Hochkreative Menschen wiederum schätzen die Nähe zu Künstlern, weshalb sie sich in deren Nähe ansiedeln und dort ihre Kreativität ausleben können. Folglich prosperieren laut diesem Ansatz solche Städte, denen es gelingt, für Künstler attraktiv zu sein und so kreative Köpfe anzuziehen. Darüber hinaus leitet Florida Implikationen für die Stadtentwicklung ab und beschreibt, wie ein kreatives Umfeld geschaffen und aufrecht erhalten werden kann, um dadurch dauerhafte wirtschaftliche Prosperität zu generieren.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll

Teil V

Frontmatter
9. Polarisationstheorien
Zusammenfassung
Die sektorale und die regionale Polarisationstheorie werden unter dem Oberbegriff der Polarisationstheorien zusammengefasst. Ein wesentlicher Anstoß zur Entwicklung dieser Theorien ging davon aus, dass einige von der ökonomischen Theorie postulierten Ergebnisse und Entwicklungen in der Empirie nicht zu beobachten waren: Die Neoklassische Theorie zum Beispiel beschreibt eine Konvergenztendenz zwischen Regionen. Danach würden arme Regionen schneller wachsen als reiche, wodurch es langfristig zu einer Angleichung der Wirtschaftskraft zwischen ihnen käme. Tatsächlich ist aber zu beobachten, dass sich die Divergenz zwischen reichen und armen Regionen oder Staaten verstärkt, anstatt auf null zu sinken. Vertreter der Polarisationstheorien betonen die Bedeutung von Wachstumspolen für die regionale Entwicklung, die durch ihre überdurchschnittliche Dynamik ein dauerhaftes Auseinanderklaffen zwischen armen und reichen Regionen bewirken.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
10. Exportbasistheorie
Zusammenfassung
Bei der Exportbasistheorie handelt es sich um einen Ansatz, der die Dynamik der Entwicklung von Regionen auf die dort ansässigen Branchen zurückführt. Zentraler Wachstumsmotor einer Region sind dieser Theorie zufolge Branchen, die Güter in andere Regionen exportieren. Durch die regionale Produktion und den anschließenden Güterexport fließt Geld aus anderen Regionen in die produzierende und exportierende Region. Das dadurch steigende regionale Einkommen hat weit reichende Wirkungen, denn es wird wieder ausgegeben – und zwar zum Teil für lokale Güter und Dienstleistungen, das heißt für solche, die in der Region selbst produziert oder gehandelt werden. Wegen der Verstärkung der Nachfrage nach lokalen Gütern nimmt auch die lokale Produktion zu. Damit ist der Effekt aber noch nicht erschöpft, denn im Weiteren entstehen für die heimische Region weitere positive Wirkungen. Daran zeigt sich, dass die Entwicklung einer Region im Sinne der behandelten Theorie von sogenannten Basissektoren abhängt, die Folgewirkungen auf den lokal orientierten Sektor generieren.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
11. Die Theorie des endogenen Wachstums
Zusammenfassung
Die Publikationen von Paul Romer (1986) und Robert Lucas (1988) gaben den Anstoß für eine neue Theorie des Wachstumsprozesses, die unterschiedliche Entwicklungen von Regionen und das Fortbestehen von regionalen Disparitäten erklären kann. Den beiden Autoren ist es gelungen, den technischen Fortschritt als entscheidenden Faktor für Wirtschaftswachstum in ihren Modellen endogen zu erfassen. Dies war eine bedeutende Neuerung in der wissenschaftlichen Literatur. Zwar galt auch in älteren Modellen der technische Fortschritt als entscheidende Größe für Wachstum, allerdings konnte er dort nicht modellendogen erklärt werden, sondern war ein exogener Faktor. Weiterhin kann mithilfe der Theorie des endogenen Wachstums ein dauerhafter Wachstumsprozess erklärt werden: Bei Investitionen in Wissens- und Humankapital treten positive Externalitäten auf. Diese erhöhen nicht nur das Einkommen des Investors selbst, sondern auch das anderer Akteure. In den älteren Wachstumsmodellen war ein dauerhafter Wachstumsprozess immer dadurch begrenzt, dass die Grenzerträge von Investitionen abnehmend waren. Durch die Berücksichtigung positiver Externalitäten in der endogenen Wachstumstheorie wurde es nun möglich, konstante oder sogar steigende Grenzerträge einer (Wissens-)Investition – und folglich dauerhaftes Wachstum – zu modellieren.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
12. (Neo-)Schumpeterianische Ansätze
Zusammenfassung
Joseph Schumpeter führte als einer der Ersten Konjunkturschwankungen nicht auf exogene Faktoren wie Missernten oder Naturkatastrophen zurück, sondern erklärte sie durch technologische Neuerungen und unternehmerisches Engagement. Diese Idee Schumpeters haben einige Zeit später so genannte neo-schumpeterianische Erklärungsansätze der regionalen Entwicklung aufgegriffen. Sie alle beruhen auf der Annahme, dass die wirtschaftliche Aktivität sowohl kurz- als auch mittel- und sogar langfristig zyklischen Bewegungen folgt. Durch die Innovationstätigkeit von Unternehmen werden langfristige Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität (Kondratieff-Zyklen) ausgelöst. Die Entstehung von neuen Produkten und Dienstleistungen infolge der Innovationstätigkeit von besonders dynamischen und risikofreudigen Unternehmern und die damit einhergehende Entstehung neuer Märkte wird auch als Prozess der schöpferischen Zerstörung bezeichnet. Demnach verdrängen neue Technologien, Güter und Märkte im Wettbewerb die älteren und die wirtschaftliche Aktivität nimmt zu. Diese wichtigen neuen Entdeckungen und Erfindungen treten immer dann auf, wenn in Zeiten der Krise eine Akzeptanz für die neuen Technologien geschaffen worden ist.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
13. Technologischer Fortschritt und der Lebenszyklus von Städten
Zusammenfassung
Nicht nur Güter und Branchen unterliegen einem Lebenszyklus, sondern auch Städte und Regionen durchlaufen Phasen des Auf- und Abschwungs. Dabei variieren die Zentren des Wachstums (Städte oder Regionen) von Zyklus zu Zyklus. Analytische Modelle, die eine derartige Entwicklung darstellen, werden auch als leap-frogging-Modelle bezeichnet, weil laut ihnen die Zentren der ökonomischen Aktivität im Zeitverlauf von einer Stadt oder Region zur anderen „springen“. Zum Beispiel kann eine ehemals benachteiligte Region für die Einführung neuer Technologien offener sein als etablierte Zentren und mit deren Anwendung einen Wachstumsschub erfahren, durch den sie bereits erfolgreiche Regionen in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und Prosperität ein- oder gar überholt. Durch den stetigen technologischen Wandel veralten mit der Zeit vormals erfolgreiche und revolutionäre Technologien. Dies führt zu einem ständigen Wechsel von Aufstieg und Niedergang von Städten und Regionen: Diejenigen, die auf veraltete Technologien setzen, büßen gegenüber solchen, welche neue Technologien einsetzen, an Wettbewerbsfähigkeit ein.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
14. Regionale Disparitäten und regionalpolitische Maßnahmen
Zusammenfassung
Als regionale Disparitäten werden unausgeglichene wirtschaftliche Bedingungen zwischen Regionen eines Landes verstanden. Hierbei werden häufig die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland oder Stadt und Land untersucht. Die regionalen Disparitäten sind jedoch kein vorübergehendes Phänomen, sondern man kann sie – und das nicht nur in Deutschland – dauerhaft beobachten und auch die Marktkräfte reichen nicht aus, diese abzubauen. In diesem Kapitel werden anhand eines grafischen Modells das Zustandekommen und die Beharrlichkeit von regionalen Disparitäten erklärt. Danach wird der Frage nachgegangen, durch welche Maßnahmen es einer Region gelingen kann, diese Entwicklung abzuschwächen oder sogar umzukehren. Dabei konzentrieren wir uns auf Maßnahmen, welche die Region selbst durchführen können, um eine bessere wirtschaftliche Entwicklung zu erfahren. Darüber hinaus können selbstverständlich auch Instrumente übergeordneter Gebietskörperschaften helfen, arme Regionen zu unterstützen.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll

Teil VI

Frontmatter
15. Indizes räumlicher Konzentration und regionaler Spezialisierung
Zusammenfassung
Die in diesem Kapitel dargestellten Maßzahlen haben gemeinsam, dass sie entweder die räumliche Konzentration einer Branche oder aber das Ausmaß der regionalen Spezialisierung messen. Dies sind zwei ganz bedeutende Fragestellungen in der regionalpolitischen Praxis. Wird von räumlicher oder geografischer Konzentration gesprochen, meint man damit die Ballung einer Branche in einer oder wenigen Regionen. In Deutschland zum Beispiel konzentrieren sich die Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche überwiegend in Frankfurt am Main. Regionale Spezialisierung beschreibt hingegen die überdurchschnittlich starke Fokussierung einer Region auf eine bestimmte Branche. Ein ziemlich bekanntes Beispiel dafür ist die Automobilherstellung in Wolfsburg. Die regionale Spezialisierung äußert sich darin, dass ein sehr großer Anteil der Wolfsburger Beschäftigten im Automobilsektor tätig ist. Die ersten Unterkapitel behandeln eher einfachere Maße, die sich in der Regionalökonomik und der Wirtschaftsgeografie schon seit Längerem großer Beliebtheit erfreuen. Anschließend widmen wir uns neueren Indizes, die anstreben, Probleme der älteren Index-Generation zu beheben. Diese zeichnen sich überwiegend durch die Messung regionsübergreifender Ballungen und die Bestimmung der statistischen Signifikanz der ermittelten Maßzahlen aus.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
16. Shift-Share-Analyse
Zusammenfassung
In der Regional- und Clusterforschung werden häufig die Entwicklungsaussichten von Regionen herangezogen, um zu bestimmen, wohin staatliche Fördergelder fließen sollen. Auf diesem Forschungsgebiet ist mittlerweile unstrittig, dass die Branchenschwerpunkte einer Region bedeutenden Einfluss auf deren wirtschaftliche Prosperität haben. Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Wachstumsfelder einer gesamten Volkswirtschaft oder gar der Weltwirtschaft automatisch auch positive Wirkungen auf Regionen ausüben, sobald dort eine gewisse Konzentration von Aktivitäten in den Wachstumsbranchen vorhanden ist. Hingegen ist inzwischen bekannt, dass von der wirtschaftlichen Entwicklung einer Branche im nationalen oder globalen Kontext nicht einfach auf die Wachstumsperspektive dieser Branche in einer einzelnen Region geschlossen werden kann. Um dennoch Anhaltspunkte für die Abschätzung der Dynamik der Entwicklung einer Region zu erhalten, ist die Durchführung einer Strukturkomponenten-Analyse notwendig. Die einfachste und am weitesten verbreitete Form der Strukturkomponenten-Analyse stellt dabei die Shift-Share-Analyse dar. Probleme, die mit der deterministischen Shift-Share-Analyse einhergehen, werden durch eine Weiterentwicklung – die Shift-Share-Regression – behoben.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
17. Input-Output-Analyse
Zusammenfassung
Regionalpolitische Akteure stehen häufig vor dem Problem, die Wirkungen der Realisierung eines Großprojekts auf das regionale Bruttoinlandsprodukt abzuschätzen. Angenommen, eine Stadt steht vor der Entscheidung, ein großes Bauprojekt zu realisieren. Gegner des Projekts rechnen der Stadtverwaltung vor, dass die Investitionsausgaben in keinerlei Relation zum erwarteten Nutzen des Projekts stünden. Befürworter des Baus gehen aber davon aus, dass nicht nur die Stadt als Investor vom Großprojekt profitieren würde, sondern auch viele regionale Unternehmen, die in direkter oder indirekter Weise mit dem Neubau verbunden wären. Während des Baus könnten zum Beispiel Zulieferer der Werkstoffe und regionale Bauunternehmen von dem Investitionsvorhaben profitieren. Zudem würden auch nach seiner Fertigstellung positive Folgewirkungen auf diverse Branchen der betreffenden Region ausgehen. Mithilfe einer Input-Output-Analyse kann diese Interdependenz von Branchen in einer Volkswirtschaft untersucht werden und es lassen sich die Auswirkungen einer veränderten Nachfrage in einer Branche auf Produktion, Beschäftigung und Einkommen in der gesamten betrachteten Region ermitteln.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll

Schlussbetrachtungen

Frontmatter
18. Auf den Punkt gebracht
Zusammenfassung
Wir hoffen natürlich, dass der Leser das gesamte Buch in Erinnerung behält. Dennoch wollen wir die wichtigsten Ergebnisse noch einmal herausstellen und die einzelnen Kapitel des Buchs Revue passieren lassen. Ein und derselbe Aspekt wird oftmals von mehreren verschiedenen Theorien aufgegriffen und auf unterschiedliche Art und Weise erklärt. Deshalb ist das vorliegende Abschlusskapitel nicht nach Theorien, sondern nach im Buch herausgearbeiteten Themen gegliedert.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll

Anhang

Frontmatter
19. Erweiterungen zu ausgewählten Kapiteln
Zusammenfassung
Der folgende Anhang stellt für den interessierten Leser ausgewählte Kapitel ausführliche Herleitung dar, um die Schritte im Einzelnen besser nachvollziehen zu können.
Oliver Farhauer, Alexandra Kröll
Backmatter
Metadaten
Titel
Standorttheorien
verfasst von
Oliver Farhauer
Alexandra Kröll
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-43186-0
Print ISBN
978-3-658-43185-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43186-0