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2016 | Buch

Start-ups international: Gründergeschichten rund um den Globus

Erfolgsfaktoren, Motivationen und persönliche Hintergründe

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Über dieses Buch

Was macht erfolgreiches Gründen aus? Und wie wird man eigentlich zum Gründer? Start-up-Gründer aus der ganzen Welt wurden für dieses Buch zu ihrer Kindheit, ihrer Unternehmensgeschichte und zu ihrer Motivation, ihren Krisen und ihren Erfolgsgeheimnissen interviewt. Die mehrstündigen Gespräche wurden mit jedem Gründer auf der Basis eines Leitfadens mit zentralen Fragen geführt. Herausgekommen sind Geschichten, spannende Einblicke in die Höhen und Tiefen der Biographien der Gründer. Kurz, ganz persönliche Einblicke in die internationale Welt der Start-ups. Ergänzend zu den Geschichten wurden alle Interviews wissenschaftliche ausgewertet und analysiert, um einen Überblick über die internationale Start-up-Welt zu schaffen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung von Prof. Dr. Anabel Ternès – Geschäftsführende Direktorin des International Institute for Sustainability Management (IISM)

Während die Anzahl an Start‐ups weltweit deutlich steigt, ist der erste Eindruck vom Start‐up‐Standort Deutschland kein allzu positiver. Deutschland, entsprechend dem GEM‐Länderbericht 2013 weltweit als Start‐up‐Standort die Nummer 22 (von 26 innovationsbasierten Gründerländern), verzeichnet seit Jahren deutlich geringere Zuwachsraten, als es bis zum Jahr 2011 der Fall war. Was allerdings auf den ersten Blick besorgniserregend erscheint, löst sich auf den zweiten Blick auf: Die Ich‐AGs, eine Förderung aus der Arbeitslosigkeit heraus, wurden nicht selten als ausschließliche Überbrückung der Zeit bis zum nächsten Angestelltenverhältnis genutzt. Schaut man in die Art der Unternehmung, häuft sich die Branche Training, Coaching, Seminare. Nimmt man die Dauer der Unternehmung in den Blick, überlebten die Unternehmen oft nur für die Zeit der Finanzierung. Seitdem es die Finanzierung der sogenannten Ich‐AG nicht mehr gibt, sind zwar die Zahlen der Gründungen nicht mehr so optimistisch. Dafür sind sie „ehrlicher“. Zeigen sie doch nun viel mehr die echten Start‐ups: Gründungen, die das Ziel haben, langfristig erfolgreiche Unternehmen zu werden, Mitarbeiter einzustellen, zu expandieren, innovativ zu bleiben.

Anabel Ternès

Neue Medien und neue Kommunikation

Frontmatter
Hören, was man lesen würde – Danielle Reid, Gründerin von Capsule.fm
Aufbereitung des Interviews durch Cornelius Witt

Immer wieder kommt der Vergleich mit „Her“. Immer wieder der Vergleich mit dem Film von Spike Jonze. 2013 erschien das Science‐Fiction‐Filmdrama, in dem sich der schüchterne Theodore (gespielt von Joaquin Phoenix) in Samantha – genauer: die von Scarlett Johansson gesprochene Stimme seines neuen Betriebssystems – verliebt. Der oscarprämierte Film löste eine Debatte zum Thema Künstliche Intelligenz aus.

Die Assoziation mit dem Spielfilm haben viele, die zum ersten Mal von

Capsule.fm

lesen. Oder besser gesagt: hören. Bei

Capsule.fm

handelt es sich um eine Wecker‐App, die dem User Nachrichten vorliest, das Wetter vorhersagt und andere Inhalte aus dem Netz zusammen mit der eigenen Musik abspielt.

Capsule.fm

ist höchstens ein bisschen wie „Her“, aber eigentlich ganz anders: Bei der App geht es um eine eigene, personalisierte Radiosendung.

Cornelius Witt
Vertraut dem Spezialisten! – Aljona Fabiani, Gründerin der 99 Francs – Communication Group
Aufbereitung des Interviews durch Nadja Friedl

Aljona Fabiani, ich liebe meine Arbeit in der PR‐Branche, aber es war ein langer Weg dorthin. Diese Geschichte meiner Unternehmensgründung möchte ich gern erzählen. Ich heiße Aljona Fabiani, mein Vorname verrät meine russische Herkunft – und mein Nachname deutet auf meine italienischen Wurzeln hin. Ich wurde 1983 in der Ukraine geboren, wuchs jedoch in der russischen Stadt Obninsk unweit von Moskau auf. Schon während meiner Schulzeit habe ich es ganz besonders gemocht, wenn ich kreativ werden konnte. Ich habe viele Artikel für unsere Schülerzeitung geschrieben, Gitarre gespielt, Schauspielunterricht genommen und Veranstaltungen organisiert. Eigentlich kann ich sagen, dass ich überall mitgemacht habe, wo Kreativität gefragt war – und trotzdem hatte ich als Jugendliche noch nicht die geringste Ahnung, dass ich einmal in der PR‐Branche landen würde.

Nadja Friedl
Traum + Mut – Mareen Eichinger, Gründerin von MACHEETE
Aufbereitung des Interviews durch Natascha Pirschalawa

Das Unternehmen

MACHEETE

wurde 2010 von der Nordostdeutschen Mareen Eichinger in der Bundeshauptstadt Berlin gegründet. Das Büro für Kommunikation und Dialog macht mithilfe neuer und alter Medien Unternehmen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit bekannt und nutzt dabei klassische PR‐Arbeit sowie Social‐Media‐Marketing.

Vor der Gründung ihres Unternehmens absolvierte die 31 ‐jährige Mareen Eichinger ihren Bachelor of Arts in Business Administration (Management und Kommunikation) und bereiste die Welt, unter anderem mit Aufenthalten in Spanien, der Schweiz, Österreich und Südafrika. „Nachdem es mich vor sieben Jahren nach Berlin gezogen hatte, arbeitete ich hier für ungefähr zweieinhalb Jahre in einer Kampagnenagentur. Außerdem habe ich in der Hauptstadt mehrere Weiterbildungslehrgänge absolviert, um mein Können zu erweitern.“ Schließlich kam der Zeitpunkt, an dem sie sich endlich einen lang ersehnten Traum erfüllte, die Gründung einer eigenen Agentur –

MACHEETE

.

„Ich liebe es zu reisen, ich lese sehr gern, und wenn ich die Zeit dazu finde, tische ich meinen Freunden gern mal eine exquisite Köstlichkeit auf.“ Zeit für ihre Hobbys nimmt sie sich regelmäßig, etwa acht Stunden in der Woche. „Viele Freunde sind auch Gründer, die ich unter anderem auch auf dem Weg zur Selbstständigkeit gefunden habe.“

Natascha Pirschalawa
Smarte Online-Lösungen – Jan Koch, Gründer von Denksport IT!
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche und Stefan Schaub

Eine aussagekräftige Webpräsenz ist für Unternehmen unumgänglich. Jan Koch hilft mit

Denksport IT!

, das Online‐Profil von Unternehmen zu schärfen. Gleichzeitig teilt er mit seinem Blog

Der Neustart!

seine Erfahrungen und sein Wissen über Online‐Unternehmen. So zeigt er unter anderem Wege in die Selbstständigkeit auf, denn seiner Auffassung nach kann jeder im Internet genügend Geld verdienen.

Denksport IT!

gründete Jan Koch zusammen mit einem Freund, um das Wissen und die Fähigkeiten über Online‐Business weiteren Kundenkreisen zukommen zu lassen. Mittlerweile als Solo‐Entrepreneur erfasst er alle Wünsche des Kunden und erarbeitet mit diesen Informationen ein adäquates Konzept, welches Texte, Bilder, Videos etc. auf einer neuen Homepage wirkungsvoll und einfach präsentiert. Es geht ihm dabei vor allem um Funktionalität, denn die Konzepte werden auf jeden Kunden maßgeschneidert.

Die Probleme der Unternehmen hinsichtlich ihrer Online‐Präsenz weiß Jan Koch dabei schnell auszumachen: „Viele Homepages haben viel zu viel Text oder zu aufwendige Animationen“, so sein Kommentar. Häufig lassen sich diese und andere Schwierigkeiten aber auch ohne große Investitionen in Hardware, sondern mit einfachen, dafür intelligenten Ideen beheben. Dabei kommt es auf den richtigen Einsatz der vorhandenen Mittel an.

Vivien Boche, Stefan Schaub
Gespräche machen Käufer – wir machen Gespräche! – Stefan Ramershoven, Gründer der Kjero GmbH
Aufbereitung des Interviews durch Thomas Heinrich Musiolik

Stefan Ramershoven ist der Geschäftsführer der

Kjero GmbH

, welche am 18.11.2014 in Österreich gegründet wurde.

Das Unternehmen ist Medium und Agentur zugleich. Die Agentur entwickelt Word‐of‐Mouth‐Marketing und Earned‐Media‐Kampagnen für internationale Konzerne wie Henkel, Nestlé und Beiersdorf. Die Kampagnen werden über das agentureigene Medium

Kjero.com

durchgeführt. „Unseren Kunden geht es darum, Empfehlungen, Gespräche sowie Earned Media über ihre Produkte und Marken auszulösen bzw. zu generieren. Denn: Gespräche machen Käufer – wir machen Gespräche.“

Zurzeit besteht das Team aus acht Mitarbeitern, die für den Erfolg der letzten Jahre mitverantwortlich sind. Anfangs nur auf dem österreichischen Markt vertreten, konnte das Unternehmen in den letzten Jahren auf dem schweizerischen und deutschen Markt expandieren. Innerhalb des nächsten Jahres soll

Kjero.com

in drei weiteren europäischen Ländern vertreten sein.

Während

Kjero

im Auftrag ihrer Kunden für lauten Gesprächsstoff sorgt, entwickelt sie sich still und leise zum Marktführer. Wir sind gespannt auf das, was war, und auf das, was kommen wird.

Thomas Heinrich Musiolik
Intelligente Medienbeobachtung im digitalen Zeitalter – Patrick Bunk, Gründer von uberMetrics
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche und Stefan Schaub

In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung und von Big Data ist es für Unternehmen kein Leichtes, den Überblick zu behalten. Deshalb entwickeln Patrick Bunk, Daniel Kummer und Bernd Molzahn mit

uberMetrics

seit 2011 Tools, um die relevanten Medieninhalte für Unternehmen zu filtern.

Erstaunlicherweise ist es gerade der Einbezug von „Old Media“ (Print, Hörfunk, TV), der das Alleinstellungsmerkmal des Berliner Unternehmens im Social Media Monitoring ausmacht. Neben der Beobachtung traditioneller Medien umfasst die Online‐Kommunikation mit ihrer Vielzahl an webbasierten sozialen Medien aber selbstverständlich den Großteil des zu analysierenden Contents. Mittlerweile greifen 23 Mitarbeiter auf einen Pool aus über 300 Millionen Online‐Quellen, 1080 Print‐Medien und den 100 relevantesten TV‐ und Radiosendern zu, welche mittels modernster algorithmusbasierter Analyseverfahren intelligent gefiltert werden.

Vivien Boche, Stefan Schaub

Sozial und Nachhaltig – für einen guten Zweck

Frontmatter
Flaschen mit Seele – Paul Kupfer und Georg Tarne, Gründer von soulbottles
Aufbereitung des Interviews durch Joachim App

Als sich Paul Kupfer und Georg Tarne 2009 zum ersten Mal über den Weg liefen, hatten sie noch keine Ahnung: Die Wiener Studenten wussten nicht, dass sie bald sehr gute Freunde sein würden. Auch war ihnen nicht klar, dass sie schon bald sehr viele Schulden machen würden, um ihrem Traum einer nachhaltigeren und gerechteren Zukunft ein Stück näher zu kommen. Nur eines wussten sie: Sie waren beide Kellner in der traditionsreichen Wiener Hofburg, um sich neben ihrem Studium etwas Kleingeld hinzuzuverdienen.

Heute sind Paul Kupfer und Georg Tarne so etwas wie die White Stripes der Flaschenindustrie. Was als Zwei‐Mann‐Band in einem Berliner Hinterzimmer anfing, entwickelte sich schnell zu einem 13 Mann starken Orchester, das fortan nicht nur viel Lärm, sondern auch viel Spaß machen sollte. Paul Kupfer und Georg Tarne sind die Gründer von

soulbottles

, einem Unternehmen mit Firmensitz in Berlin. Seit 2012 haben sie sich das Ziel gesetzt, zu 100 Prozent plastikfreie Trinkflaschen zu produzieren, die nicht nur schick aussehen, sondern auch über beachtliche innere Qualitäten verfügen.

Joachim App
Engagement vermitteln mit „Pro-bono“-Angeboten – Claudia Leißner, Gründerin von Proboneo
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche und Stefan Schaub

Als soziale Organisation ist es häufig kein Leichtes, die Vielzahl der Aufgaben zu bewältigen. Das hängt nicht zuletzt mit dem relativ geringen finanziellen Spielraum der meisten Non‐Profit‐Organisationen zusammen.

Das 2014 gegründete Berliner Sozialunternehmen

Proboneo

und seine fünf Mitarbeiter haben es sich zum Ziel gesetzt, Probleme sozialer Organisationen zu lösen, indem sie Beratung und Dienstleistungen durch engagierte Fachkräfte vermitteln. Rechtsanwälte oder IT‐Spezialisten, welche ihr Wissen und ihre Fähigkeiten gerne teilen, sind nun an der Reihe. Anders als das klassische Konzept der ehrenamtlichen Tätigkeit sieht das Konzept „pro bono“ das Teilen der eigenen Kompetenzen für einen bestimmten Zeitraum vor. Eine zeitaufreibende ehrenamtliche Tätigkeit ist für Berufstätige mit ihrem Job schlecht vereinbar, selbst wenn der Wunsch und der Wille bestehen, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Proboneo

fungiert als Vermittlungsagentur für diejenigen, welche ihre Kompetenzen trotz geringer zeitlicher Ressourcen mit anderen teilen möchten. Beide Seiten profitieren von diesem Konzept, es gleicht einem Open Transfer: Die soziale Organisation erhält Service und Expertise in einem Kompetenzfeld, während der oder die Aushelfende sich ausprobieren darf und sich so für einen guten Zweck einsetzen kann.

Vivien Boche, Stefan Schaub
Mit Computerkursen in ein besseres Leben – Oreoluwa Somolu Lesi, Gründerin von W.TEC
Aufbereitung des Interviews durch Hanna Decker

Oreoluwa Somolu Lesi hat eine Vision: eine nigerianische Gesellschaft, in der Mädchen und Frauen ihre Computer‐ und IT‐Kenntnisse effizient beim Lernen und beim Arbeiten einsetzen. Als Gründerin und Chefin der nigerianischen NGO

Women’s Technology Empowerment Centre

(

W.TEC

) veranstaltet sie deshalb Kurse und Workshops, die Mädchen und Frauen zu einem besseren Leben verhelfen sollen. „Technik schafft eine Menge Möglichkeiten und bietet Instrumente, mit denen man Geld verdienen kann“, sagt sie. „In unserem Jahrhundert sollten Frauen diese Gelegenheit nicht verpassen. Auch in der IT‐Industrie arbeiten kaum Frauen, vor allem nicht in Afrika. Wenn wir aber nicht langsam anfangen, Technik zu verstehen und zu nutzen, dann werden wir den Anschluss verpassen und zurückbleiben.“

Hanna Decker
Damenbinden aus Stoff für einen regelmäßigen Schulbesuch – Paul und Sophia Grinvalds, Gründer von AFRIpads
Aufbereitung des Interviews durch Hanna Decker

Paul Grinvalds und Sophia Klumpp (die heute Sophia Grinvalds heißt) planen, ein Jahr lang in Uganda bleiben. Sie hat gerade ihr Studium der Umweltwissenschaft in Kanada beendet und er hat seinen Abschluss in Biologie in der Tasche. Gemeinsam wollen sie als Freiwillige in das ostafrikanische Land gehen, um sich anschließend für ein konsekutives Studium zu bewerben. Sie interessiert sich für das Gesundheitswesen, er möchte sich im Bereich BWL spezialisieren. Doch die Reise wird bei ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ihre weiteren akademischen Pläne erst einmal ruhen lassen.

Eine Zeit lang hält sich das Paar in einem kleinen, abgelegenen Dorf in der Region Masaka auf, das liegt im Süden von Uganda. Die beiden bekommen mit, dass viele Jungen und Mädchen zwar ihre Uniform tragen und die Schulbank drücken, andere Mädchen aber zu Hause bleiben und Hausarbeit verrichten. Diese Beobachtung machen sie nicht nur an einem Tag, sondern über einen längeren Zeitraum. Sie sprechen mit Ugandern und Uganderinnen, die sie schon länger kennen, und fragen auch bei manchen Schuldirektoren nach, woran das liege. Die Antwort überrascht sie: Die meisten Mädchen kämen während der Tage ihrer Periode nicht zur Schule, weil sie keine Binden hätten und sich diese auch nicht leisten könnten. „Wir waren sehr überrascht, dass so etwas Natürliches Mädchen daran hindert, regelmäßig in die Schule zu gehen“, sagt Sophia Klumpp. Wie könnte man den Mädchen helfen?

Hanna Decker
Bildungschancen für benachteiligte Kinder – Stefan Döring, Gründer von Quinoa
Aufbereitung des Interviews durch Joachim App. Ein Interview mit dem Gründer der Weddinger Sekundarschule für benachteiligte Kinder – Stefan Döring

Ehrlich gesagt haben wir uns eher dazu entschieden, eine Schule zu gründen. Dass wir dadurch zu Unternehmern werden würden, war uns zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch gar nicht so bewusst. Uns ging es vielmehr darum, eine tolle Schule aufzubauen und ein gutes Umfeld sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer zu bieten. Mit dem Aufbau einer Körperschaft beschäftigten wir uns erst, als unser Entschluss bereits feststand und das Projekt ins Rollen kam. Vielleicht war das auch ganz gut so, da die ganzen Aufgaben und das enorme Ausmaß der Organisation uns eventuell abgeschreckt hätten. Aber wir haben uns auf den Weg begeben und uns da durchgebissen. Wir haben mittlerweile

Quinoa

als gemeinnützige Unternehmensgesellschaft etabliert. Wichtig ist nun, die jährlichen Kosten für die Schule zu decken.

Joachim App

Ernährung – was uns satt, glücklich und schön macht

Frontmatter
Die Weinkultur nach Brasilien tragen – Alykhan Karim, Gründer von Sonoma
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche und Stefan Schaub

Denkt man an Brasilien, kommen jedem viele Assoziationen in den Sinn. Wein wird sicherlich eher mit anderen Nationen in Verbindung gebracht. Der Amerikaner Alykhan Karim ist passionierter Wein‐Gourmet und möchte mit seinem in São Paulo ansässigen Start‐up die Weinkultur und Gastronomie in Brasilien aufmischen. Der Unternehmensname

Sonoma

orientiert sich am kalifornischen Weinbaugebiet „Sonoma“, einem der größten Weingebiete weltweit. Die von

Sonoma

vertriebenen Weine werden mittlerweile vielerorts geschätzt.

Seit Frühjahr 2012 können die brasilianischen Kunden ausgewählte Weine von kleinen Importeuren aus lokalen und überregionalen Weingebieten schnell und einfach im Internet erwerben. Das Ziel des einzigartigen und ersten Weinprojektes dieser Art: die gängigen Konventionen zu brechen, mit denen der Weinkonsum in Brasilien häufig bedacht wird. Aufgrund hoher Steuern und damit einhergehender Preisdifferenzen zwischen Zulieferer und Einzelhandel ist Wein in Brasilien eher ein Gut der Upperclass und die Auswahl verschiedener Weine stark eingeschränkt.

Vivien Boche, Stefan Schaub
Für eine bessere Zukunft der Kaffeebauern – Vava Angwenyi, Gründerin von Vava Coffee Kenya
Aufbereitung des Interviews durch Hanna Decker

Geplant, Unternehmerin zu werden, habe ich eigentlich nie, sagt Vava Angwenyi. Ich würde eher sagen, es ist einfach so passiert. Ich glaube, die meisten Unternehmer fangen einfach an und machen. Andere dagegen sitzen herum und planen und planen und geben irgendwann ihren Traum auf. Denn sie begreifen, dass ihre Pläne größer sind, als die Realität es hergibt – auch in finanzieller Hinsicht. Ich komme aus der Hauptstadt Kenias, Nairobi, und besitze heute mein eigenes Fairtrade‐Kaffee‐Unternehmen:

Vava Coffee Kenya

. Wir verarbeiten, verpacken und handeln mit Kaffee, Kaffeebohnen, die lokale Farmer ökologisch angebaut haben.

Hanna Decker
Optimierter Milchgenuss – Carsten Gieseler, Gründer von Fodjan
Aufbereitung des Interviews durch Lisanne Berg und Vivien Boche

Auf die kleineren landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland kommen harte Zeiten zu. Zum 1. April 2015 wurde die staatliche Mengenbesteuerung für die Milchproduktion, die sogenannte Milchquote, auf EU‐Beschluss abgeschafft. Dadurch ist es jedem Landwirt gestattet, so viel Milch zu produzieren wie irgend möglich. Schon mit der Milchquote war der deutsche Lebensmittel‐ und Milchmarkt hart umkämpft. Trotz hoher Aufwandskosten werden nur geringe Gewinne erwirtschaftet. Dieses Problem bekämpft das neue Programm „Smart Feeding“ von

Fodjan

. Das junge Unternehmen unterstützt Kleinbauern bei der Optimierung ihres Betriebes, damit sie auch weiterhin konkurrenzfähig und zukunftsorientiert bleiben können.

Fodjan

wurde im September 2014 in Dresden gegründet und hat seinen Unternehmenssitz in der „Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden“. Auf die Idee für sein Unternehmen kam Carsten Gieseler während seines Agrarwirtschaftsstudiums.

Lisanne Berg, Vivien Boche
Gesunde Ernährung für Kinder, die Spaß macht – Natacha und Alex Neumann, Gründer von erdbär – freche Freunde
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche

Natacha Neumann stellt fest: Mein ganzes Leben habe ich Erfahrungen gesammelt, die mir bisher immer weitergeholfen haben. Dabei trieb es mich von meinem Geburtsland Frankreich nach Hongkong, England, in die Schweiz, über Spanien, Irland, Mexiko schließlich nach Berlin. Professionelle Kenntnisse sammelte ich in Unternehmen, in denen ich gearbeitet habe. Dort lernte ich, was ich gut kann und vor allem was ich will und auf der anderen Seite auch, was ich nicht schaffen werde und was ich auf keinen Fall will. Mit Unterstützung ihres Ehemanns und inspiriert durch ihre zehn Neffen und Nichten wurde daraus ein Start up für gesunde Snacks für zwischendurch.

Vivien Boche
Mobiles Fast Food der Spitzenklasse – Claudio Pekrun und Nikolaj de Lousanoff, Gründer von The Big Balmy
Aufbereitung des Interviews durch Joachim App

Seit Mai 2013 darf sich Hamburg an etwas erfreuen, das in den USA bereits seit mehreren Jahren gang und gäbe ist und weit mehr darstellt als nur einen aktuellen Trend der Gastronomiebranche. Claudio Pekrun und Nikolaj de Lousanoff sind die jungen Köpfe von

The Big Balmy

, einem der ersten Gourmet‐Food‐Trucks Deutschlands. Obwohl die beiden Jungunternehmer erst seit gut zwei Jahren im Geschäft sind, haben sie bereits ein Team aus 24 engagierten Mitarbeitern aufgebaut, die Hamburgs Straßen beinahe täglich mit dem Duft frisch gebratener Bio‐Burger und krosser Fries unsicher machen. Mit ihrem Fokus auf Qualität und regionale Zutaten wollen sich Claudio Pekrun und Nikolaj de Lousanoff klar von den vielen anderen Fast‐Food‐Imbisswagen Hamburgs absetzen, die momentan wie Pilze aus dem Boden zu schießen scheinen. Damit stoßen sie genau in die bisher vernachlässigte kulinarische Lücke, die zwischen schneller und qualitativ hochwertiger Nahrungsaufnahme klafft. Dies ist nicht nur unternehmerisch eine gute Idee, sondern hat das Potenzial, auch in Deutschland einen ähnlichen Trend wie in den USA auszulösen. Obwohl sich die beiden mutigen Gründer anfänglich auf den Straßenverkauf konzentrierten, sind ihre Trucks derzeit bis zu viermal in der Woche auf diversen Abendveranstaltungen präsent, um den verwöhnten Gaumen zahlreicher Gäste mit frischen Burgern und selbstgemachten Saucen zu schmeicheln. Damit zählt

The Big Balmy

zweifelsohne zum Social‐Food‐Truck‐Phänomen, das schon bald in ganz Deutschland für Aufsehen sorgen könnte.

Joachim App
Kosmetik zum Trinken – Kai Rebhan, Gründer der pure product GmbH
Aufbereitung des Interviews durch Lisanne Berg und Vivien Boche

„Wenn ein guter Freund mich fragen würde, was er machen müsste, um erfolgreich zu sein, würde ich antworten: Eier aus Stahl brauchst du, wenn du erfolgreich sein willst! Sei stark, halte durch und mach dir nicht zu viele Sorgen.“ Dieses Motto hat Kai Rebhan in seinem Start up in die Tat umgesetzt.

Er gibt dem Wunsch nach Schönheit, der so alt ist wie die Menschheit selbst, eine neue Wendung. Lange Zeit konzentrierten sich die Beauty- und Lifestyle-Trends auf das Potenzial der menschlichen Hülle. Botox-Behandlungen, Facelifting und Verjüngungskuren sollten das Bedürfnis nach Schönheit befriedigen. Doch diese Beauty- und Lifestyle-Trends sind seit der Jahrtausendwende stark rückläufig. Viele Beauty- und Lifestyle-Blogger beschäftigen sich wieder mit den Aspekten eines gesunden Lebensstils. Auch viele der Konsumenten besinnen sich auf ihre inneren Werte. Und ohne innere Werte wäre auch diese Gründung nicht möglich gewesen.

Lisanne Berg, Vivien Boche

Zukunftstechnologien

Frontmatter
Nicht lang zögern, sondern gleich loslegen! – Stephan Kühr, Gründer von 3YOURMIND
Aufbereitung des Interviews durch Alexandra Jegers

Stephan Kühr war 17, als er zusammen mit einigen Schulfreunden sein erstes Unternehmen gründete. Es war die Zeit der Dotcom‐Blase, das Internet war gerade groß im Kommen – und jeder träumte davon, an der Entwicklung teilzuhaben. Die ersten Unternehmen bauten ihre eigenen Websites auf, doch vor allem kleinen Firmen fehlte noch das nötige Wissen, um sich und ihr Geschäft im Netz zu präsentieren. Diese Phase nutzten die jungen Gründer aus und spezialisierten sich mit ihrem Unternehmen auf Webdesign und IT‐Beratung für kleine Betriebe und Handwerksunternehmen. „Wir waren unprofessionell, hatten keine Ahnung vom Vertrieb und auch nicht wirklich von Webdesign und Programmierung, was man unseren selbst gebastelten Seiten auch angesehen hat. Aber die Idee war gut und die Zeit reif, und deshalb haben wir unser Produkt auch verkauft“, sagt Stephan Kühr. Zuerst vor allem an Betriebe aus der Nachbarschaft, später deutschlandweit. Für die Abiturienten war das ein unerwarteter Erfolg, für Stephan Kühr der Beweis, dass man mit Mut und der richtigen Geschäftsidee alles erreichen kann. Diese Erfahrung prägt den gebürtigen Kölner bis heute.

Alexandra Jegers
Mein Wegweiser zur Selbstständigkeit – Johannes Reck, Gründer von GetYourGuide.de
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche und Thore Wiegang

Nicht jeder träumt von der Idee, sich selbstständig zu machen und eine Firma zu gründen, da dies mit sehr viel Eigenverantwortung und Risiko verbunden ist. In meinem Fall hätten mich diese Faktoren nie davon abhalten können. Wenn ich kein Start-up gegründet hätte, wäre ich wahrscheinlich unglücklich in einer Unternehmensberatung gelandet.

GetYourGuide

ermöglichte es mir, einen Berufsweg einzuschlagen, bei dem ich mit ganzer Leidenschaft dabei sein kann und zugleich mein eigener Chef bin, so sagt Johannes Reck, der Gründer.

Vivien Boche, Thore Wiegand
Lösungen finden – Ceyhun Derinboğaz, Gründer von Grafentek
Aufbereitung des Interviews durch Barbara Engels

Schon im Grundschulalter wollte ich unbedingt Lösungen für Probleme finden. Ich fand Technologie immer wahnsinnig interessant. Als Kind habe ich reihenweise Geräte auseinandergebaut, um herauszufinden, wie sie funktionieren. Ceyhun Derinbogaz ist ein „früher Vogel“. Der 25-jährige hat im März 2013 sein zweites Unternehmen, das Nanotechnologie-Start-up Grafentek, gegründet. Mit beiden Unternehmen hat er bereits zahlreiche Preise und Förderungen erhalten.

Barbara Engels
Vom Scheitern lernt man mehr als vom Erfolg – Lorand R. Minyo, Gründer von asiqo
Aufbereitung des Interviews durch Barbara Engels

Ich möchte jedem Menschen, der über eine Unternehmensgründung nachdenkt, Earl Nightingales „We become what we think about“ ans Herz legen, so beschreibt Lorand R. Minyo sein Motto. Er sagt: „Wenn du etwas machen willst, mach es einfach. Warte nicht, schiebe es nicht auf. Denn du wirst 100 Prozent der Versuche, die du nicht nimmst, versemmeln.″

Lorand R. Minyo aus Rumänien hatte eine tolle Idee, bei der Umsetzung aber machte er viele Fehler und musste sein Unternehmen asiqo schließen. Doch er hat schon wieder neue Pläne.

Barbara Engels
Immer optimistisch bleiben! – Jakob Schröger, Gründer von QGo
Aufbereitung des Interviews durch Alexandra Jegers

In vielerlei Hinsicht, sagt Jakob Schröger, neige man dazu, immer nur das Schlechte zu sehen – vor allem wenn es um das Wetter geht. „Wenn es draußen kalt ist, ist es zu kalt, und wenn es am nächsten Tag wärmer wird, beschweren wir uns erst recht, dass es zu warm ist“, sagt der 26‐jährige, der an der Johannes Kepler Universität in Linz Wirtschaftsinformatik studierte. Bei Ideen und spontanen Einfällen sei es oft das Gleiche: Bevor auch nur daran gedacht wird, sie in die Tat umzusetzen, werden erst einmal alle möglichen Gründe gesammelt, weshalb man bei der Umsetzung scheitern könnte. Lange habe auch er in diesem Schema gedacht, sagt Schröger, dann aber sei er für ein Jahr nach Schweden gegangen, und dort gebe es ein Sprichwort, das er während seiner Zeit als Austauschstudent an der Universität Skövde immer wieder gehört habe: In Schweden gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung! „Schweden haben eine sehr positive Sichtweise auf die Welt, selbst wenn sie scheitern. Sie können mit ihren Ideen noch so oft danebenliegen, wenn es das tausendste Mal funktioniert, sind sie glücklich – und das macht sie erfolgreich“, sagt Jakob Schröger.

Alexandra Jegers
Der Angeber, der keiner ist – Mark Tuttle, Gründer von cryptografx
Aufbereitung des Interviews durch Cornelius Witt

„Ich wäre bestimmt ein ganz schwieriger Angestellter“, antwortet Mark Tuttle lachend auf die Frage, ob er sich auch vorstellen könnte, in einer Firma ein regulärer Arbeitnehmer zu sein. Mit geregelten Arbeitszeiten, einer festen Hierarchie, Dienst nach Vorschrift. „Ich würde nur als Angestellter arbeiten, wenn ich auf das Geld unbedingt angewiesen wäre.“ Er – der Gründer von mehreren Firmen (nach eigenen Angaben „so zehn oder zwölf Stück“) – zieht lieber sein „eigenes Ding“ durch. Den 50‐jährigen Amerikaner hat es nach Österreich verschlagen, er lebt in einem kleinen Dorf außerhalb von Wien. Dort hat er Frau, zwei Kinder und ein 40 Jahre altes Fahrrad, mit dem er die umliegenden Felder und Äcker erkundet.

Neues erkunden und Neues dazulernen, darum geht es Mark Tuttle auch in seinem Berufsleben. Das wird deutlich, wenn man einen Blick in seinen Lebenslauf wirft: Dort sind unter anderem Arbeitserfahrungen in Vertrieb, Engineering und Management aufgelistet sowie verschiedene Positionen in der Geschäftsleitung, Coaching und Mentoring für Firmengründungen, Hochschullehrer in Marketing, publizistische Erfahrungen und eben die „zehn oder zwölf“ eigenen Gründungen, die nicht alle profitabel, aber dafür lehrreich waren.

Cornelius Witt
Wir waren eher mutig als klug – Carlos Shigeoka, Gründer von Rota Exata
Aufbereitung des Interviews durch Armin Peter

Mein Name ist Carlos Shigeoka, und ich habe mich auf das große Abenteuer eingelassen, in Brasilien ein Start‐up zu gründen. Den Anstoß dazu haben Freunde gegeben, die ebenfalls Unternehmer sind. Einmal die Woche gehe ich zum Treffen der „Entrepreneurs Azizi Group“ in São Paulo. Dort habe ich die Gelegenheit, mit Gleichgesinnten über IT‐Themen und das Geschäftsleben zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Meine Eltern waren auch Unternehmer, sie haben hier in São Paulo 30 Jahre lang eine Bäckerei geführt. Allerdings konnte ich von ihnen wenig über Unternehmensgründungen lernen, denn ich hatte mit der Bäckerei nichts zu tun, und wir haben eigentlich auch nie über ihre Erfahrungen gesprochen.

Armin Peter

Bewährtes neu erfunden

Frontmatter
Goethe, Immobilien und der Traum vom Lamborghini – Joey Geering, Gründer der Thurnherr & Geering Immobilien GmbH
Aufbereitung des Interviews durch Cornelius Witt

„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man ein schönes Haus bauen.“ Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe hat das einmal gesagt. Dieser Satz wird, wie viele Äußerungen des Dichters, noch heute oft zitiert – in deutschen Klassenzimmern, in Bänden deutscher Dichtung, in Widmungen und Reden. Und auf der Homepage der

Thurnherr & Geering Immobilien GmbH

. Denn um schöne Häuser geht es auch dort.

Bei

Thurnherr & Geering

steht das Zitat unter dem Foto eines jungen, sympathischen Mannes, der im dunklen Anzug und weißen Hemd lässig am Geländer eines Seestegs lehnt. Das Wasser ist strahlend blau, ein paar wenige Wolken am Himmel. Das Hemd ist offen, keine Krawatte. Unter dem Bild steht „Joey Geering – Partner“. Und dazu das Zitat von Goethe.

Als Mitgründer und Partner der

Thurnherr & Geering Immobilien GmbH

hat der 26‐jährige Schweizer oft mit den schönen Häusern zu tun, von denen Goethe sprach. Er verkauft und vermittelt Liegenschaften, Eigentumswohnungen oder Bauland. „Ein Verkäufer gibt uns den Auftrag, ein Haus zu verkaufen, und wir erledigen alles“, erklärt Joey Geering. Außerdem helfen sie den potenziellen Käufern bei der Suche nach geeigneten Objekten. Er und sein Partner Benjamin Thurnherr haben die Firma zu zweit gegründet. Benjamin Thurnherr hat sich bei der Wahl seines Zitats nicht von deutschen Dichtern begeistern lassen, sondern zitiert US‐Schauspieler Danny Kaye: „Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Immobilien und Grundstücke dazu.“

Cornelius Witt
Am Bodensee hohe Wellen schlagen – Benjamin Thurnherr, Gründer der Thurnherr and Geering Immobilien GmbH
Aufbereitung des Interviews durch Arne Lerke

Am Bodensee ist die Welt noch in Ordnung. Egal, auf welcher Seite, überall haben die Menschen die Ruhe weg, und in der Mitte glitzert der See seit Ewigkeiten vor sich hin, als hätte er von all dem Drumherum nichts mitbekommen. Wer hier eine Immobilie erstehen will, der kann sich glücklich schätzen, etwas zu finden, oder sich einfach bei zwei Jungunternehmern aus der Schweiz melden und sich etwas vermitteln lassen. Mit gerade 24 Jahren ist Benjamin Thurnherr, genannt Ben, eine der beiden Personen, die sich hinter der 2014 gegründeten

Thurnherr and Geering Immobilien GmbH

verstecken.

Arne Lehrke
Sales und Buying Experts: Recruitment mit System – Philipp Heymann und Andreas Bechinger, Gründer von Sales Experts SEG GmbH
Aufbereitung des Interviews durch Lousia Eickbohm

Viele Kinder antworten auf die Frage, was sie einmal werden wollen, mit: Anwalt, Polizist, Arzt oder nennen viele weitere Berufe. Ich war anders. Schon mit 13 Jahren lautete meine Antwort: „Ich werde Unternehmer.“, so Philipp Heymann. Da traf es sich gut, dass Mitgründer Andreas Bechinger auch früh die Idee hatte, etwas Eigenes zu schaffen und selbständig zu sein.

So gründeten beide innerhalb von nur drei Monaten eine Personalvermittlungsfirma für Fach- und Führungskräfte, deren nachhaltiger Erfolg sich auf die spezialisierte Vermittlung gründet – und auf die Persönlichkeit ihrer Gründer.

Louisa Eickbohm
Gründung und die Suche nach der richtigen Work-Life-Balance – Michael Maeder, Gründer von Direct HR China
Aufbereitung des Interviews durch Armin Peter

Michael Maeder blickt zurück: Als vor acht Jahren mein Bachelorstudium zu Ende ging, habe ich mich ohne große Motivation auf Stellen in der Wirtschaft beworben. Denn eigentlich hatte ich schon während des Studiums mit einem Auge auf die Selbstständigkeit geschielt. Ich bin in China aufgewachsen, habe in Deutschland Abitur gemacht und bin nach dem Studium in den Niederlanden und Osteuropa wieder nach China zurückgekehrt.

Heute sagt er: ″Es ging und geht mir vermutlich genauso wie vielen anderen Gründern: Natürlich ist nicht jeder Tag eitel Sonnenschein, aber insgesamt bin ich hochzufrieden und gehe jeden Tag gern zur Arbeit.″

Armin Peter
Die Welt kennenlernen und neue Beziehungen knüpfen – Schiqing Mai, Gründer von WEWOM
Aufbereitung des Interviews durch Armin Peter

Schiqing Mai erinnert sich: Vor der Gründung meines Unternehmens WEWOM hatte ich eine relativ gute Work-Life-Balance. Die chinesische Kampfkunst Wushu ist meine Leidenschaft. Damals bin ich in der Regel zwei- bis dreimal die Woche zum Training gegangen und habe mich außerdem oft mit Freunden getroffen. Aber eine Unternehmensgründung frisst in den ersten Jahren alle verfügbare Zeit. Trotzdem bemühe ich mich, meine Freunde, meine Frau und meine Hobbys nicht zu vernachlässigen. Einen Tag in der Woche halte ich mir immer komplett frei.

Mit dieser Haltung war es dem Informatiker Schiqing Mai möglich, ein Start up zu gründen, das mit seiner Spezialisierung auf Elektronikartikel im Reich der Mitte und darüber hinaus Erfolge feiert.

Armin Peter
Wie aus einem Glücksspieler ein Firmengründer wurde – Alisher Avazov, Gründer von Europol Exclusive
Aufbereitung des Interviews durch Nadja Friedl

Alisher Avazov ist in einer Musikerfamilie aufgewachsen. Sein Vater spielte das traditionelle usbekische Instrument „Rubab“, seine Mutter arbeitete als Musiklehrerin. Natürlich war es der Wunsch der Eltern, auch ihren Sohn an der Musik teilhaben zu lassen. Bis zur vierten Klasse nahm er Geigenunterricht. „Als ich aber gemerkt habe, dass ich darin nie besonders erfolgreich sein würde, habe ich aufgehört.“ Trotzdem hat sein Elternhaus ihn geprägt, bis heute spielt die Musik eine wichtige Rolle in seinem Leben. „Ich mag vor allem klassische Musik sehr, die Liebe dafür haben meine Eltern in mir geweckt“, sagt er.

Seine heutige Beschäftigung hat mit Musik allerdings nichts zu tun. Im Frühjahr 2008 gründete Alisher Avazov das Unternehmen

Europol Exclusive

und betreibt seitdem einen Handel mit Fußbodenbelägen verschiedenster Art. „Dass ich heute mein eigenes Unternehmen führe“, sagt Alisher Avazov, „liegt vor allem an meiner Vergangenheit.“ Zwei Faktoren sieht der heute 36‐Jährige dabei als besonders prägend. „Einmal sind das die finanziellen Schwierigkeiten in meiner Familie, die ich während meiner ganzen Kindheit erlebt habe. So waren mir die Herausforderungen des Lebens schon immer vertraut – ich musste meinen Eltern früh helfen, Geld zu verdienen. Dieses Bewusstsein hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin – eigentlich konnte ich gar keinen anderen Weg einschlagen“, sagt er.

Nadja Friedl
Emma Watson als Vorbild – Nabil Belmezouar, Gründer von We Unikorns
Aufbereitung des Interviews durch Carina Troxler

We Unikorns

wurde 2014 von Nabil Belmezouar gegründet. Nach seinem Studienabschluss in Innovationsmanagement und Betriebswirtschaftslehre entschloss sich der gebürtige Marokkaner dazu, ein Unternehmen zu gründen, das nicht einfach nur Kleidung produziert. Vielmehr will der 28‐jährige mit seinen Produkten erreichen, dass sich Kunden wie Stars auf dem roten Teppich fühlen. Nabil Belmezouar arbeitet mit erstklassigen europäischen Fabriken zusammen. Die Kleidung, die sich an aktueller Mode von Schauspielerinnen wie Emma Watson, Jessica Biel und Co. orientiert, soll dabei jedoch nicht überteuert und dennoch hochwertig sein. Obwohl die

We‐Unikorns

‐Produkte zum Teil über dieselben Fließbänder laufen wie Kleidung namhafter Designer, sind diese vergleichsweise nicht so kostspielig. Das liegt daran, dass Nabil Belmezouar auf hohe Margen verzichtet. Derzeit beschäftigen der Unternehmensgründer und seine beiden Partner vier Angestellte, die Kunden europaweit mit Kleidung beliefern. Nabil Belmezouar lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Carina Troxler

Von Rabatten, Umfragen und Onlineshopping

Frontmatter
Mein Unternehmen ist wie ein weiteres Kind – Irene Louizou, Gründerin von CforCrafts
Aufbereitung des Interviews durch Barbara Engels

″Ich fuhr gerade von der Arbeit nach Hause, es war ein Januarabend im Jahr 2013, als mir bewusst wurde, in was für einer schrecklichen finanziellen Krise wir steckten. Die Wirtschaftskrise hatte alle meine Bekannten in Griechenland fest im Griff, ausnahmslos. Ich sah, wie unter der Krise auch kleine Unternehmen und Kunsthandwerker litten. All diese kreativen Talente hatten Probleme, ihr Leben zu finanzieren.“

Da zögerte Irene Louizou nicht lange und gründete eine Online-Plattform, über die griechische Künstler ihre handgefertigten Produkte in die ganze Welt verkaufen können. Ihr Start-up

CforCrafts

wurde für Irene Louziou und ihre Freunde ein Weg aus der Krise.

Barbara Engels
Die Kunst des Start-up-Gründens – Nur El Shami, Gründerin von Articurate
Aufbereitung des Interviews durch Lisanne Berg und Vivien Boche

Was ist eigentlich Kunst? Mit dieser Frage beschäftigen sich täglich Kunstexperten und Galeristen gleichermaßen. Selbst die Künstler sind sich nicht ganz einig, welche Kriterien genau Kunst definieren. Ist es das ethische oder das abstrakte Gemälde, das uns zum Kaufen und Sammeln bewegt? Mit dieser Frage befasst sich auch Nur El Shami. Die junge Unternehmerin hat in London ein neues außergewöhnliches Kunstprojekt gestartet. Mit ihrer Homepage bietet sie Künstlern und Interessierten einen Ort zum Zusammenkommen, Austauschen, Kaufen, Handeln und Diskutieren. Zusammen mit ihrer Co‐Gründerin managt sie seit einem Jahr ihr junges Kunstunternehmen von London aus.

Lisanne Berg, Vivien Boche
Mit Frauenpower zum Erfolgsunternehmen – Yasmine El-Mehairy, Gründerin von Supermama.me
Aufbereitung des Interviews durch Carina Troxler

Supermama.me

wurde am 1. Oktober 2011 von den Ägypterinnen Yasmine El‐Mehairy und Zeinab Samir gegründet. Ihre Idee entstand aus einem Mangel an ausreichenden Informationen für Schwangere. Bis dato gab es keine arabischen Materialien zu alltäglichen Fragen wie: Was darf ich essen? Wie viel wiegt ein Neugeborenes? Warum ist mein Stuhl so dunkel? Und genau diese Marktlücke wollten Yasmine El‐Mehairy (CEO) und Zeinab Samir (Product Director) mit

Supermama.me

schließen. Denn

Supermama.me

bietet jungen Müttern – und natürlich auch werdenden Vätern – Informationen in Form von Artikeln und Videos, die von Experten und Wissenschaftlern produziert werden. Auch beantwortet die Website Fragen zu Tagesplanung, Vereinbarung von Familie und Beruf, Gesundheit und Zubereitung von kindgerechten Mahlzeiten. In Diskussionsforen können sich arabische Frauen zudem über ihre Erfahrungen austauschen.

Neben Yasmine El‐Mehairy und Zeinab Samir arbeiten neun weitere Mitarbeiter an der ständigen Verbesserung und Aktualisierung der Multimediaplattform. Täglich entstehen bei

Supermama.me

, das seinen Sitz in Kairo hat, neue Videos, Fachartikel und Tools – damit auch die arabische Welt hinsichtlich fraulicher Fragen immer up to date ist.

Carina Troxler
Bilden durch Spiele – Béa Beste, Gründerin von Tollabox
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche

Abo-Commerce mit Bildungshintergrund, das ist das Motto von Béa Beste und ihrer Gründung. Spielerischen Zugang zum Lernen zu vermitteln, das interessierte sie. Die Tollabox erscheint jeden Monat und ist ein dreidimensionales Kindermagazin: Basteln, Experimentieren und die Welt-Erfahren, mit Materialideen und einer klaren Anleitung.

„Die Entscheidung, Gründerin zu werden, traf ich bereits vor meinem Studium. Durch meine Familie und auch durch meine Verwandten, die alle selbstständig waren, bin ich mit dem Gedanken aufgewachsen. Es war mir daher immer klar: Ich mache mich später entweder selbstständig oder werde Unternehmerin – Angestellte war keine Option. Die

Tollabox

war meine zweite Gründung. Nachdem ich bei meinem ersten Unternehmen ausgestiegen war, begab ich mich auf eine Bildungsreise.“, so Béa Beste. Daraus ist ein neues Bildungs-Start-up geworden.

Vivien Boche
Einmal mehr aufstehen als liegen bleiben! – Tobias Zumbült, Gründer von Tollabox
Aufbereitung des Interviews durch Alexandra Jegers

„Das ist ja total irre, was du da machst!“, das hat der Vater einmal zu ihm gesagt, erinnert sich Tobias Zumbült. So viel Druck und so viel Stress, und wie er sich das alles nur freiwillig antun könne. Der Vater, Oberstudiendirektor, wollte diese Symptome der Leistungsgesellschaft eigentlich immer von seinem Sohn fernhalten, habe ihn deshalb auch nie mit ins Büro genommen. Trotzdem, sagt Tobias Zumbült, sei dieser subtile Druck immer präsent gewesen – und habe ihn angespornt. „Früher wollte ich unbedingt reich werden und so schnell wie möglich meine erste Million machen“, sagt Tobias Zumbült. Harte Arbeit und Bildung waren für ihn der Schlüssel zum Erfolg – deshalb holte der gebürtige Detmolder nach seiner Ausbildung zum Systemelektroniker auch sein Fachabitur nach, studierte anschließend Wirtschaftsingenieurwesen an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft und arbeitete nebenbei für Volkswagen in Braunschweig und Daimler in Berlin und Singapur. Seine Diplomarbeit schrieb der FH‐Student bei Deloitte, einer der weltweit führenden Wirtschaftsprüfungs‐ und Beratungsgesellschaften. Die Stelle in der Unternehmensberatung sollte der erste Schritt auf der Karriereleiter sein. Danach der Einstieg in die Beratung, die ersten Beförderungen und nach einigen Jahren harter, aber anspruchsvoller Arbeit schließlich die erste Million auf dem eigenen Konto. Das war der Plan. Doch als der Student im Oktober 2009 bei Deloitte anfing, kam alles anders.

Alexandra Jegers
Rabota und Rabatte: eine Online-Welt aus Gutscheinen – Komil Ruzaev, Gründer von KupiKupon
Aufbereitung des Interviews durch Nadja Friedl

Wer auf der Homepage der Firma

KupiKupon

landet, betritt eine bunte Welt aus Gutscheinen. Minus 50 Prozent! Minus 80 Prozent! Worauf soll der Kunde zuerst klicken? Immer neue Angebote blinken auf. Ob Wellnessreise, Luxusrestaurant, Achterbahnen im Freizeitpark oder das neuste Smartphone – dem Besucher bietet sich eine Welt aus bunten Quadraten, die mit Erholung und Genuss werben.

Einer der Firmengründer ist Komil Ruzaev. Der Familienvater stammt aus Bukhara, einer Stadt im Süden Usbekistans. Seine eigene Kindheit war alles andere als bunt und voller Konsum. Die Eltern arbeiteten als Lehrer, trotzdem war die finanzielle Situation der Familie in den 1990ern sehr hart. „Zum Frühstück gab es immer nur Brot, dazu Tee ohne Zucker“, erinnert sich der heute 30‐jährige. „Mein Vater hat mir immer gesagt, dass ich dafür sorgen müsste, dass es unsere Familie einmal besser hat.“

Komil Ruzaev war 14 Jahre alt, als er den Entschluss fasste, eines Tages sein eigenes Unternehmen zu gründen. In dieser Zeit sammelte er seine erste Arbeitserfahrung. „Ich fand es schwierig, für andere zu arbeiten und dann nur den Lohn zu bekommen. Mein Ziel war es immer, eine eigene Firma zu besitzen“, sagt er.

Nadja Friedl
Die erste Gutscheinplattform in Europa – Dr. Fabian und Ferry Heilemann, Gründer der Sky and Sand GmbH
Aufbereitung des Interviews durch Svenja Schrieber

Fabian Heilemann war 18, sein Bruder Ferry 14 Jahre alt, als sie ihr erstes Unternehmen gründeten. In Frankreich hatten sie gesehen, dass eine besondere Waffelart bei den Touristen sehr beliebt war. Der Verkäufer stellte ihnen das Rezept zur Verfügung, und von ihrem Konfirmationsgeld besorgten sie sich die nötigen Gerätschaften zur Herstellung. Mit einem alten Verkaufswagen fuhren sie die Stadtfeste der Umgebung an, um das Gebäck und französische Kaffeespezialitäten unter die Leute zu bringen.

Das Unternehmen hieß „ChiChi‐Company“, und die Brüder hatten hart dafür gearbeitet, dass sich stets lange Schlangen vor dem Wagen bildeten. Es gab Stehtische und es wurden französische Chansons gespielt. Anders als die Kollegen der benachbarten Stände betrieben die beiden damals schon aktiv Kundenansprache, beispielsweise mit Probiertellern. Der Hit aber war die ChiChi‐Choreogafie: Ein‐ bis zweimal pro Stunde führten die Brüder, gemeinsam mit ihren zwei bis drei Mitarbeitern, ein besonderes Tänzchen auf. So konnte wirklich niemandem entgehen, dass es bei Heilemanns etwas Neues gab, das man einfach probieren musste.

Svenja Schrieber
Der Gang ins Kino dank Vergleichsportal – Enrico Bernardo, Gründer von Cinepass
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche und Stefan Schaub

Immer weniger Leute gehen in die Kinos. Viele Plätze bleiben heutzutage leider unbesetzt. Folglich haben immer mehr Filmkunsthäuser mit enormen Umsatzeinbußen zu kämpfen. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Einer mag das DVD‐ und HD‐TV‐Zeitalter sein, sodass ein heimischer, intimer Filmabend dem öffentlichen Filmbesuch vorgezogen wird.

Cinepass

möchte die Leute wieder von dem spannenden auswärtigen Filmerlebnis überzeugen. Auf ihrer Online‐Plattform www.cinepass.de kann der Kunde aus einem ansprechenden Angebot wählen, denn häufig werden Pakete angeboten, welche neben dem Kinoticket noch Popcorn und Getränke beinhalten. Vergleichbar ist das Geschäftskonzept in etwa mit Flugvergleichsportalen. So wird der optimale Preis für den Kunden berechnet. Die Kinos profitieren, weil ihre Häuser besser ausgelastet sind.

Die Geschäfte steuert das Start‐up aus Berlin, und hier hat das Unternehmen auch die meisten Kooperationen mit Filmkunsthäusern. Langfristig hat sich

Cinepass

zum Ziel gesetzt, die Nummer eins der Film‐Ticketvergleichsportale in Deutschland zu werden. Enrico Bernardo und seine zwei Co‐Gründer sind heute schon zu sechst und arbeiten hart, um Kinos wieder zu dem zu machen, was sie einmal waren: eine geschätzte Unterhaltungs‐ und Bildungseinrichtung, die verschiedene gesellschaftliche Gruppen miteinander in Kontakt bringt.

Vivien Boche, Stefan Schaub
Reach the next level – Gabriele Giugliano, Martina Mattone und Nicolò Bardi, Gründer von Tutored
Aufbereitung des Interviews durch Daniel Rieger, Jonathan Kühnl und Sinan Keles

Rom 753 v. Chr. Romulus und Remus, zwei Zwillingsbrüder aus der Wildnis, gründen die Stadt Rom, eine Weltstadt, wie sie es noch heute ist. Mit dieser Gründung haben sie etwas geschaffen, das die Geschichte der Menschheit für immer geprägt hat. Etwas aus dem nichts zu erschaffen, was Bestand hat und immer weiter wächst, das ist der Traum eines jeden Gründers. Eine Vision zu verwirklichen und damit schnell und nachhaltig zu wachsen.

Diese weltbekannte Gründungssage ließ auch die drei Gründer Gabriele Giugliano, Martina Mattone und Nicolò Bardi aus Rom nicht unberührt. Die Idee für das kleine Start‐up

Tutored

entstand im Juli 2014, als sich die drei in dem Gründerzentrum „Luiss Enlabs“ trafen.

Daniel Rieger, Jonathan Kühnl, Sinan Keles
„Das wird nicht klappen“ – Tim Hoppe, Gründer von AppBuddy
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche

Tim Hoppe erinnert sich: „Unter mir lagen die Straßen Amsterdams. Ein bunter Fluss aus größtenteils Geschäftsleuten, die sich nach einem weiteren monotonen Arbeitstag auf dem Weg nach Hause befanden. Es war diese Szenerie, die einen Gedanken in mir festigte: Ich werde niemals für jemand anderen als mich selbst arbeiten wollen.“ Damals war er 19 – jung, naiv und dazu bereit, die Konsequenzen zu akzeptieren, falls sich seine Vorhaben als zu kühn oder gewagt herausstellen würden.

Eigentlich ein gelungenes Rezept, um mächtig zu versagen. Aber Tim Hoppe ist noch da. Vielleicht auch, weil es nicht immer einfach ist, diese Einstellung konsequent zu verfolgen. „Ich versuche bis zum heutigen Tag, durch harte Arbeit meinen Traum der Selbstständigkeit aufrechtzuerhalten.“ Und nach einigen von Rückschlägen und Erfolgen gesäumten Jahren entstand die App-Entwicklungsfirma

AppBuddy

.

Vivien Boche

Gesundheit – besser versorgt mit innovativen Lösungen

Frontmatter
Das Unsichtbare hörbar machen – Saverio Murgia, Gründer von Horus Technology
Aufbereitung des Interviews durch Alexandra Jegers

Es lässt sich nicht genau sagen, wann Saverio Murgia die Entscheidung traf, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Aber er war noch sehr jung und sah zu, wie sein Vater und seine Mutter arbeiteten, und er sagte sich: So möchte ich meine Zeit später nicht verbringen. Nun waren seine Eltern keine erfolglosen Menschen – sein Vater war Carabiniere, sorgte als Mitglied der italienischen Polizei für Sicherheit auf den Straßen seiner Heimatstadt Vado Ligure, und seine Mutter arbeitete für die lokale Gesundheitsbehörde. Doch immer, wenn seine Eltern von ihrem Tag erzählten, hörte der Sohn vor allem eines heraus: Wie es sich anfühlte, für andere zu arbeiten. Befehlen zu gehorchen, die man selbst nicht befürwortete, Entscheidungen zu akzeptieren, die die eigene Arbeit nicht voranbrachten. Schon sehr früh beschloss Saverio Murgia, dass ein solcher Beruf für ihn nicht infrage kommt.

Alexandra Jegers
Erfolg und Versagen liegen sehr nah beieinander – Tassos Halkiopoulos, Gründer von dpharmacy
Aufbereitung des Interviews durch Barbara Engels

„Ich habe mich nie als Angestellten gesehen. Nicht, dass das etwas Schlechtes ist – aber es ist nichts für mich. Ich wollte immer etwas selbst kreieren – und ich wollte mein Leben lang verschiedene Jobs machen. Das wusste ich schon, als ich 18 Jahre alt war.“, so sagt Tassos Halkiopoulos.

Während der Wirtschaftskrise der Jahre 2008, 2009, als sich die gesamte griechische Wirtschaft verlangsamt hat und alles zusammengebrochen ist, da war für ihn klar: Ich will nicht das machen, was alle anderen machen. Ich will etwas machen, das es so in Griechenland noch nicht gibt. Inmitten der Wirtschaftskrise entstand so die Idee einer Internetapotheke, die heute etabliert am Markt und vollständig eigenfinanziert ist. Dass seine Ehefrau selbst eine Apotheke betrieb, war ein guter Anlass dafür. Ihr gemeinsames Motto lautet: „The sky ist he limit.“ Auch deshalb wurde für sie aus der Krise eine Chance.

Barbara Engels
Bildung als Schlüssel zum Erfolg – Artur Steffen, Gründer von Retas Medical Assistance / Medlango GmbH
Aufbereitung des Interviews durch Nadja Friedl

Artur Steffen war fünf Jahre alt, als er die erste Geschäftsidee hatte. Er saß im Auto seiner Eltern, sie fuhren durch den Wald, und durchs Autofenster entdeckte Artur viele wilde Beeren am Wegesrand. Da kam ihm eine Idee: „Ich schlug meinen Eltern vor, die Beeren zu sammeln und auf dem Basar anzubieten, um mir von dem Geld dann ein Auto zu kaufen.“ Diese Idee ging nicht ganz auf, aber wenn er seine Eltern heute fragt, ob sie sich an weitere Situationen erinnern, in denen er als Kind Geschäfte machen wollte, müssen sie lachen: „Ständig.“ Sie erzählen, dass Artur Steffen wie Tom Sawyer sein wollte: Andere sollten für ihn arbeiten und er würde den Nutzen daraus ziehen.

Heute ist der 27‐jährige Inhaber der Firma

Retas Medical Assistance

– und leitet eine Plattform für medizinische Übersetzer, die ausländische Patienten in deutschen Krankenhäusern betreuen.

Nadja Friedl

Finanzen – Wandel macht vorm Geld nicht halt

Frontmatter
An der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Finanzwirtschaft – Reto Ringger, Gründer der Globalance Bank
Aufbereitung des Interviews durch Cornelius Witt

Es ist der 20. Oktober 2010. An diesem Mittwochabend findet in der Hochschule der Künste in Zürich zum ersten Mal ein TED-Talk in der Schweiz statt. Bei den TED-Konferenzen (TED = Technology, Entertainment, Design) sprechen ausgewählte Redner, meist führende Köpfe und inspirierende Personen, über ihre Visionen und ihre Arbeit. Berühmte Redner sind unter anderem Bill Gates, Al Gore, Arianna Huffington oder Steve Jobs.

An diesem Mittwochabend steht Reto Ringger auf der roten TED-Bühne. Der Titel seines Vortrags lautet „How to build a sustainable bank“. Dabei sieht der damals 47-jährige gar nicht aus wie ein Banker. Der sportlich wirkende Schweizer trägt eine locker sitzende Jeans, sein weißes Hemd ist am Kragen offen, ohne Schlips. Darüber ein dunkles Jackett, seine Lesebrille baumelt an der Brillenschnur um den Hals hängend. Reto Ringger sieht eher aus wie ein Professor, nicht wie ein typischer Banker. Er redet auf Englisch, sein schweizerischer Akzent macht ihn auf Anhieb sympathisch. „Meine Vision war es, das Prinzip der Nachhaltigkeit mit Finanzmärkten zu verbinden“, erklärt er. Um ihn und seine Ideen der Nachhaltigkeit zu verstehen, muss man weit zurückschauen.

Cornelius Witt
Crowdfunding in Ägypten – Shehab Marzban, Gründer von Shekra
Aufbereitung des Interviews durch Armin Peter

Shehab Marzbans Mutter fragt ihn seit mehr als zwei Jahren ständig, wann er sich endlich einen neuen Job suche. Sie versteht nicht, warum er 2012 eine sichere Arbeitsstelle als Bankberater aufgegeben und sich auf das Risiko einer Unternehmensgründung eingelassen hat. Seine Einstellung dazu lautet: „Ich selbst denke nie ans Aufgeben – meine Co-Founder und ich sind von unserer Idee fest überzeugt, auch wenn der Cashflow derzeit noch nicht stimmt. Wir brauchen nur noch etwas mehr Zeit und arbeiten sieben Tage die Woche auf unsere Ziele hin.“

Ihr Start-up

Shekra

(eine Abkürzung für Sharek Fekra) ist eine auf Ägypten spezialisierte Crowdfunding-Plattform, die als Brücke zwischen Unternehmern und einem breiten Spektrum von Investoren dient. Angesichts der politischen Veränderungen, die das Land in den letzten Jahren erlebt hat, ist es offensichtlich, dass die aktuelle Generation einen großen Einfluss auf die Zukunft des Nahen Ostens und die der ganzen Welt haben wird. Gerade Unternehmensgründer spielen dabei eine wichtige Rolle.

Armin Peter
Er kam, sah und gründete – Fabio Federici, Gründer von Coinalytics
Aufbereitung des Interviews durch Vivien Boche und Alina Seelig

„Grundsätzlich gab meine Bachelorarbeit den Startschuss für mein Unternehmen. Denn zuvor hatte ich nie darüber nachgedacht, ein Start-up zu gründen.“, so Fabio Federici. Im Rahmen des Kurses „Digitales Marketing“ an der Universität entstand das Wissen um Mobile Apps und Mobile Advertising. Der Austausch mit Leuten aus der Gründerszene war ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gründung. Zudem beeinflusste ihn Jason Calacanis YouTube-Show „This Week in Startups“, in der Unternehmer und ihre Geschichten vorstellt werden. Der Drang, etwas Eigenes zu machen, wurde von seinen Eltern stets unterstützt.

Daraus entstanden ist gemeinsam mit seinen Co-Foundern das Unternehmens Coinalytics mit Sitz im San Francisco, Kalifornien, das im Bereich Softwareentwicklung Echtzeitanalysen von Big Data und der digitalen Währung Bitcoin erstellt.

Vivien Boche, Alina Seelig
Online einkaufen – offline bezahlen! – Florian Swoboda, Gründer von barzahlen.de
Aufbereitung des Interviews durch Markus Kollberg

Dass Florian Swoboda einmal ein Unternehmen gründen sollte, erscheint aus heutiger Sicht naheliegend, waren doch seine Eltern als Ärzte selbstständig. So bekam er von Geburt an mit, was es heißt, sich selbst etwas aufzubauen und Verantwortung für Mitarbeiter zu tragen. Inspiriert durch seine Familie fing er schon in der Schule an, selbst Verantwortung zu übernehmen, und organisierte in der Schülervereinigung selbstständig eigene Projekte.

Allerdings wäre Florian Swoboda ohne die „WHU – Otto Beisheim School of Management“ in Vallendar heute nicht Unternehmer. Denn hier lernte er seine beiden späteren Co-Gründer Achim Bönsch und Sebastian Seifert kennen. Und daraus entstand die Idee von barzahlen.de. Zunächst gedacht, um die meist schlechte Zahlungsmoral von Computerspielern in Online-Games, einer häufig minderjährigen Zielgruppe ohne Kreditkarte, zu erhöhen, zahlen inzwischen auch Nicht-Gamer gerne mit barzahlen.de.

Markus Kollberg
Metadaten
Titel
Start-ups international: Gründergeschichten rund um den Globus
herausgegeben von
Matthias Schäfer
Anabel Ternès
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-10082-7
Print ISBN
978-3-658-10081-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-10082-7