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Erschienen in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 3/2012

01.09.2012 | Rezensionen

Stephan Hein (2009):Konturen des Rationalen. Zu einem Grundmotiv im Theoriewerk von Talcott Parsons

Konstanz: UVK. 228 Seiten, 29 €,–

verfasst von: Roland Braun

Erschienen in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie | Ausgabe 3/2012

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Auszug

Über Parsons spricht man nicht mehr – und wenn ausnahmsweise doch, dann in der Form bewährter Vorurteile wie bspw. dem vom „over-socialized man“ (Dennis H. Wrong), dessen Verhalten Parsons zufolge angeblich von systemisch wirkenden Normen gesteuert sein soll. Dass es auch anders geht, zeigt dagegen die Dissertation des Dresdener Soziologen Stephan Hein. Hein holt den Bewertungsmaßstab, anhand dessen die Parsons’sche Theorie ausgelegt wird, nicht aus subjekt-, system- oder handlungstheoretisch ausgeflaggten Diskussionssträngen, sondern einzig und allein aus dieser selbst. Was sich auf den ersten Blick wie eine Immunisierungsstrategie i. S. Popper’scher „Geschlossenheit“ gegen unliebsame Einwände wie die eingangs erwähnten ausnimmt, entpuppt sich als die Aufdeckung einer implizit oder latent zu nennenden Prämisse allen Soziologisierens: Der Soziologe steht nicht außerhalb seines Untersuchungsgegenstandes, sondern mittendrin. Jede soziologische Beobachtung ist eine Selbstbeobachtung der Gesellschaft: „Die Frage nach den konstitutiven Strukturen einer Gesellschaft ist somit zugleich die Frage nach der Struktur, in der sich diese Selbstbeobachtung vollzieht (. . .)“ (S. 115). Hein nennt dieses spezifische Procedere der plausiblen Transformation von Beobachtungsresultaten in Beobachtungsbedingungen „Selbstimplikation“ (S. 23–26, 115). Er weist nach, dass Parsons mit seinem Projekt alles andere als allein stand. Insbesondere Parsons’ häufige Zusammenarbeit mit und Bezugnahme auf die namhaften amerikanischen Anthropologen und Ethnologen seiner Zeit (u. a. C. Kluckhohn, A. L. Kroeber) kann auf ein gemeinsames Grundmotiv durchsichtig gemacht werden, auf den Umstand, dass der Ethnologe seine wissenschaftliche Rationalität nicht fertig bereitliegen hat, bevor er sich ins ethnografische Feld begibt, sondern keine andere Chance besitzt als die, dieses Wissen in alltäglicher Interaktion mit seinen Informanten nach und nach zu erlernen, m. a. W. sich einer Interaktion, die niemals stillsteht, auszusetzen (S. 82). Da der Ethnografie vergleichbare Arten des Wissenserwerbs auch für Ressorts der modernen Gesellschaft wie z. B. die Arzt-Patient- (85) oder Analytiker-Analysand-Beziehung (S. 86–87, 100–101) nachgewiesen werden können, verlegt Parsons diese Situation unter dem Titel „Doppelte Kontingenz“ zugleich in die Methode wie in den Gegenstandsbereich seiner Soziologie. …

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Metadaten
Titel
Stephan Hein (2009):Konturen des Rationalen. Zu einem Grundmotiv im Theoriewerk von Talcott Parsons
Konstanz: UVK. 228 Seiten, 29 €,–
verfasst von
Roland Braun
Publikationsdatum
01.09.2012
Verlag
VS-Verlag
Erschienen in
Österreichische Zeitschrift für Soziologie / Ausgabe 3/2012
Print ISSN: 1011-0070
Elektronische ISSN: 1862-2585
DOI
https://doi.org/10.1007/s11614-012-0052-4

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