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03.09.2020 | Steuerarten | Nachricht | Online-Artikel

Mehrwertsteuersenkung dämpft Teuerungsrate

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2 Min. Lesedauer

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Offensichtlich verpufft die Mehrwertsteuersenkung, die die Bundesregierung zur Abschwächung der wirtschaftlichen Corona-Folgen befristet eingeführt hat, im Handel nicht. Das sagen zumindest Stuttgarter Wirtschaftswissenschaftler.

Die Ökonomen der Universität Hohenheim haben in ihrem aktuellen "Chili-con-Carne-Index" ermittelt, dass die Mehrwertsteuersenkung bei den Verbrauchern ankommt. Die Preise in Deutschland seien bei vielen Produkten, auch bei Lebensmitteln, merklich gesunken. Die Forscher untersuchen seit Ausbruch der Corona-Pandemie Mitte Februar regelmäßig die Entwicklung im Handel.

Warenkorb mit rund 70 Produkten als Vergleichsgrundlage

Hierfür vergleichen die Wissenschaftler die Preise für die Zutaten des gleichnamigen Gerichtes auf den Internet-Seiten großer, europäischer Supermarktketten. Dabei handelt es sich um einen Warenkorb mit rund 70 Produkten. Das Ergebnis: Im Mai lag die Preissteigerung dieser Lebensmittel noch bei einem Spitzenwert von rund 7,5 Prozent. Aktuell sind es nur noch drei Prozent, berechneten Hans-Peter Burghof, Leiter des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen, und sein Team. Ob diese Entwicklung allerdings von Dauer ist, können die Forscher derzeit nicht prognostizieren.

Doch nicht nur die Lebensmittel haben die Ökonomen bei ihren Untersuchungen im Blick. Neu in ihre Analyse aufgenommen haben sie nun die Preisentwicklung bei einer deutschen Baumarktkette: Deren Preise blieben im Juni stabil oder kletterten bei rund zehn Prozent des Sortiments gegenüber dem Vormonat. Nach der Steuersenkung waren über 95 Prozent der Produkte um etwa 2,5 Prozent günstiger zu haben - allerdings mit einer gewissen Verzögerung. Eine deutsche Supermarktkette hat nach Angaben der Forscher hingegen schneller agiert und schon in den Tagen nach Einführung der Mehrwertsteuersenkung die Preise für die meisten Lebensmittel gesenkt - mit im Schnitt etwas weniger als zwei Prozent.

Verändertes Konsumverhalten durch Corona-Krise

Einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben die Stuttgarter Wirtschaftswissenschaftler allerdings nicht. So seien etwa deflationäre Effekte, die auch in den aktuellen Veröffentlichungen der staatlichen Institutionen zu sehen sind, mitunter durch die Mehrwertsteuersenkung künstlich herbeigeführt worden. Zudem zeigten die Menschen durch die Corona-Krise nach wie vor ein verändertes Konsumverhalten, das nicht vollständig durch den statistischen Warenkorb der Europäischen Zentralbank (EZB) abgebildet wird. Die Forscher vermuten deswegen, dass die von der EZB ermittelte Inflationsrate immer noch von der tatsächlichen abweichen könnte.

Abzuwarten bleibe auch, ob sich der Preisanstieg bei den Lebensmitteln wiederhole, falls neue coronabedingte Maßnahmen notwendig würden, und ob die geplante Rückkehr der Mehrwertsteuer auf das alte Niveau zum Beginn des kommenden Jahres die gefühlte Inflation wieder steigen lasse.

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