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05.09.2018 | Steuerrecht | Interview | Online-Artikel

"Ein Tax CMS lohnt sich für jedes Unternehmen"

verfasst von: Sylvia Meier

2:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Dr. Walther Pielke

ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Steuerrecht. 

Die Einhaltung steuerlicher Pflichten ist aufgrund der vielschichtigen Materie für viele Unternehmen eine Herausforderung. Walther Pielke erklärt im Interview, warum viele Firmen sich für ein Tax Compliance Management System (Tax CMS) entscheiden.

Springer Professional: Das deutsche Steuerrecht gilt als komplex. Zudem gibt es durch Reformen, Rechtsprechung und Verwaltungsanweisungen immer wieder viele Entwicklungen. Was können Unternehmen tun, um sicherzustellen, dass sie sich immer an die geltenden steuerlichen Regeln halten?

Walther Pielke: Ein sicherer Weg zur Befolgung aller steuerlichen Vorschriften kann nur deren permanente Überwachung sein. Wahrscheinlich ändert sich kein Rechtsgebiet so schnell wie das Steuerrecht. Es kann teuer werden, hier auf einen Rechtsstand zu vertrauen, ohne potenzielle Änderungen im Blick zu halten.

Was versteht man unter Tax Compliance? Und sind Unternehmen zu Tax Compliance verpflichtet?

Tax Compliance bedeutet, wörtlich genommen, zunächst nur die Einhaltung steuerlicher Vorschriften. Dazu ist jedes Unternehmen verpflichtet. Gewöhnlich wird unter diesem Begriff aber auch die gesamte Infrastruktur gefasst, die für die Einhaltung steuerlicher Pflichten im jeweiligen Unternehmen erforderlich ist. Man spricht dann auch von Tax Compliance Management System (Tax CMS). Für Tax CMS gibt es keine direkte, gesetzliche Pflicht. Es gibt für einzelne Branchen, beispielsweise für Institute der Kreditwirtschaft aus § 25 Abs. 1 Nr. 3c KWG, die gesetzliche Pflicht zur Einrichtung von Compliance-Funktionen. Diese (allgemeinen) Compliance-Funktionen beinhalten dann unter anderem Tax Compliance als Teil der Pflicht zur Gesetzesbefolgung. 

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Vorüberlegungen – Welches Tax CMS passt zum Unternehmen?

Bei der Umsetzung der einzelnen Bausteine des Tax CMS sollte sich jeder Anwender zunächst vier grundlegender Fakten bewusst werden, die für jedes Tax CMS wichtig sind.

Wirtschaftlich besteht allerdings faktisch ein Zwang zur Einrichtung eines Tax CMS, weil die Finanzverwaltung dies bei der Bewertung von Steuerverstößen strafmildernd berücksichtigt. Das kann, je nach Branche, zu erheblichen Unterschieden führen, zum Beispiel wenn ein Einzelhändler die Umsatzsteuer nicht abführte und die Frage einer Steuerhinterziehung mit entsprechenden Strafzahlungen im Raum steht. Dieser Vorwurf kann mit einer funktionierenden Tax Compliance entkräftet werden.

Welchen Zweck verfolgt ein Tax CMS?

Das kommt auf die Wünsche des Unternehmens an. Tax Compliance kann sich auf die reine Überwachung der steuerlichen Pflichten beschränken. Mehr ist zur Gefahrenabwehr nicht nötig. Es gibt aber noch mehr Potenzial: Funktionierende Tax Compliance bietet zwangsläufig einen vollständigen Überblick über die steuerliche Situation des Unternehmens. Diese Daten können dann im zulässigen Rahmen zur Optimierung der Steuern genutzt werden.

Wann lohnt es sich für ein Unternehmen, ein Tax CMS einzurichten? Und wie sollte das aussehen?

Ein Tax CMS lohnt sich für jedes Unternehmen. Das beginnt schon bei Kleinunternehmern, die so einen besseren Überblick über ihre steuerlichen Forderungen und Verbindlichkeiten haben, zum Beispiel bei der Vorsteuer und den Ertragsteuern, die erst im Nachhinein mit der jährlichen Steuererklärung fällig werden.

Die Ausgestaltung des Tax CMS sollte ganz auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten werden. Als Leitlinie eignet sich der von Wirtschaftsprüfern verwendete Standard IDW PS 980. Darin sind alle Bestandteile für ein funktionierendes Tax CMS beschrieben. Die einzelnen Bestandteile des Tax CMS müssen dann den individuellen Eigenheiten des Unternehmens Rechnung tragen. So steht ein Gastronom vor umsatzsteuerlichen Herausforderungen, die ein Automobilzulieferer nicht unbedingt hat. Andererseits ist Einfuhrumsatzsteuer, also der Zoll, für international tätige Unternehmen eher relevant, als für den Einzelhandel.

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