Eine Studie von PwC und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung kommt zu dem Ergebnis, dass mehr steuerliche Anreize die Innovationskraft deutscher Unternehmen vermutlich merklich steigen lassen würden. Befragt wurden weltweit 47 Konzerne. Diese investierten zusammengenommen mehr als 53 Milliarden Dollar jährlich in Forschung und Entwicklung. Jedes zweite befragte Unternehmen sitzt in Deutschland. Was motiviert diese Unternehmen, in Forschung und Entwicklung zu investieren?
Mehr steuerliche Anreize = mehr Innovationen?
„Unsere Umfrage liefert einen weiteren Hinweis, dass es an der Zeit wäre, den Fokus stattdessen stärker auf fiskalische Impulse zu legen“, sagt Dr. Frank Schmidt, Tax-Partner und Leiter des Bereichs Industrielle Produktion bei PwC in Deutschland. Doch welche steuerlichen Vergünstigungen erzielen hier die größten Effekte?
Laut dem Studienergebnis müssen die Anreize so ausgestaltet werden, dass sie vor allem bei möglichen Verlusten zum Tragen kommen. Liquidität spielt also eine große Rolle.
Planungssicherheit für Innovationsprojekte
Außerdem achten viele Manager auf Planungssicherheit. Und das ist auch verständlich. „Investitionsprojekte erstrecken sich häufig über sehr lange Zeiträume. Wenn heute mit der Planung einer Produktionsanlage begonnen wird, kann diese vielleicht erst in drei, vier Jahren in Betrieb gehen“ beschreibt Springer-Autor Dr. Marijn Dekkers in dem Buchkapitel „Die Stärkung der Innovationskraft als gemeinsame Aufgabe von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft“.
Steuerliche Anreize, die auch vorzeitig gekürzt oder sogar ganz gestrichen werden könnten, versprechen keine Planungssicherheit und sind deshalb auch nicht so interessant. Zudem soll der Aufwand, eine bestimmte steuerliche Vergünstigung mit sich bringen würde, überschaubar bleiben.
Unterschiedliche Förderungsmöglichkeiten in Europa
Das Studienergebnis zeigt, dass es für viele Unternehmen (42 Prozent) entscheidend ist, wie die Verwertung von Innovationen besteuert werden. In Europa existieren immer mehr „output-orientierten“ Steuervorteile. In vielen europäischen Ländern werden F&E-Tätigkeiten insgesamt sehr stark gefördert. So betont auch Dekkers: „Ein weiterer Beitrag zur Stärkung der Innovationskraft und der Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort wäre es, die FuE-Ausgaben der Unternehmen steuerlich zu fördern.
Im internationalen Vergleich nutzen bereits die meisten EU-Mitglieder und drei Viertel aller OECD-Länder dieses Instrument, meist als Ergänzung zur Förderung von spezifischen FuE-Projekten.“ Wie eine steuerliche Forschungsförderung aussehen kann – da gibt es unterschiedliche Varianten. Zum Beispiel könnte nach Dekkers ein bestimmter Prozentsatz – etwa zehn oder 15 Prozent – der F&E-Aufwendungen als Steuergutschrift erstattet werden. Oder die FuE-Aufwendungen zu mehr als 100 Prozent von der Bemessungsgrundlage abgesetzt werden. Würde das tatsächlich zum Erfolg führen? Würden Unternehmen dann noch mehr in Innovationen investieren? Glaubt man den Erfahrungen in anderen Ländern, dann ja. Dekkers: „Die steuerliche Forschungsförderung fließt im Durchschnitt fast eins zu eins in zusätzliche FuE-Ausgaben der Unternehmen. Einer aktuellen Studie zufolge würde eine Steuergutschrift in Höhe von 10 Prozent der FuE-Ausgaben in Deutschland sogar zu einer Ausweitung der FuE-Tätigkeit um 14 Prozent führen.“