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26.04.2017 | Stickstoffoxide | Nachricht | Online-Artikel

UBA: Auch moderne Diesel-Pkw stoßen zu viel Stickoxid aus

verfasst von: Christiane Köllner

2:30 Min. Lesedauer

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Das Umweltbundesamt hat Diesel-Pkw der neuesten Generation getestet. Das Ergebnis: Auch Euro-6-Diesel stoßen offenbar sechs Mal mehr Stickstoffoxide aus als erlaubt. 

Diesel-Pkw überschreiten die Euro-Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NOx) auf der Straße noch deutlich stärker als bislang angenommen. Das zumindest zeigen Tests und Berechnungen für das Umweltbundesamt (UBA). Ginge man für das Jahr 2016 bislang von 575 mg NOx/km aus, liege nun die Diesel-Pkw-Flotte in Deutschland bei durchschnittlich 767 mg NOx/km, so das UBA. 

UBA-Präsidentin Maria Krautzberger: "Unsere neuen Daten zeichnen ein deutlich realistischeres und leider noch unerfreulicheres Bild der Stickoxidbelastung durch Diesel-Pkw in Deutschland. Wir brauchen mehr denn je eine schnelle Entlastung der vielen hunderttausend Menschen, die in den Innenstädten unter den Folgen der viel zu hohen Dieselabgase leiden."

Einfluss der Umgebungstemperatur auf die NOx-Emissionen 

Um ein möglichst realistisches Bild der Emissionen zu bekommen, habe das UBA erstmals nicht nur Messungen des betriebswarmen Motors bei Außentemperaturen von über 20 Grad Celsius zugrunde gelegt, sondern das Abgasverhalten der Diesel über alle Jahreszeiten und für alle in Deutschland üblichen Temperaturen herangezogen. Die Hälfte der Pkw-Fahrleistungen in Deutschland werde bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius absolviert, so das UBA.

Unterhalb der im Labor üblichen 20 bis 30 Grad Celsius steigen die NOx-Emissionen mit sinkender Außentemperatur stark an. Am schmutzigsten seien unter Berücksichtigung dieses Temperatureffektes Euro-5-Diesel-Pkw; sie sollen bei durchschnittlich 906 mg NOx/km (403 Prozent über dem Grenzwert von 180 mg NOx/km) liegen, gibt das UBA an. Bei Euro 4 seien es durchschnittlich 674 mg NOx/km (+170 Prozent, Grenzwert: 250), bei modernen, aktuell zugelassenen Euro-6-Diesel-Pkw ohne verbindlichen "RDE-Straßentest (RDE = Real Driving Emissions)" bei der Zulassung im Mittel 507 mg NOx/km (+534 Prozent, Grenzwert: 80).  

VDA: "Den modernen Diesel nicht pauschal unter Generalverdacht stellen"

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) reagierte wenig überrascht auf die neuen UBA-Aussagen: "Im Ergebnis zeigt sich nichts Neues: Dass die Emissionen auf der Straße höher sind als im Labor, ist bekannt. Die Aussage des VDA, dass Euro-6-Fahrzeuge deutlich bessere NOx-Werte aufweisen als Euro-5-Diesel, wird bestätigt", heißt es im Statement zu den UBA-Messergebnissen. Es sei ebenfalls bekannt, dass Realwerte auch von der verwendeten Abgastechnik abhingen. Eine Durchschnittsbetrachtung sei daher wenig aussagekräftig. Der kommende EU-weite Straßentest RDE sei ein weiterer Schritt, um die Emissionen dem Laborwert anzunähern.

Der VDA sagt voraus, dass es mit der SCR-Technik in wenigen Jahren kaum noch NOx-Grenzwertüberschreitungen an den verkehrsintensiven Luftmessstationen geben werde. Das UBA solle "aufhören, den modernen Diesel pauschal unter Generalverdacht zu stellen", heißt es im Statement weiter. Er werde vielmehr gebraucht, um die Klimaschutzziele zu erreichen.



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Quelle:
Handbuch Verbrennungsmotor

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