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2025 | Buch

Strandführer Atlantikküste und Ärmelkanal

Tiere, Pflanzen und Ökosysteme zwischen den Tiden

verfasst von: Thomas Jermann

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Sie möchten mehr wissen über die Tiere und Pflanzen der Atlantikküste? Das Buch hilft Ihnen bei Ihrem Strandspaziergang oder zuhause, mehr zu erfahren. Sie lernen die geheimnisvollen Lebewesen der Gezeitenzone und ihre erstaunlichen Antworten auf die harschen Bedingungen der Küste kennen. Wussten Sie, dass es Muscheln mit zweihundert Augen gibt oder dass in Europa Meeresfische leben, die an Land ebenso gut zurechtkommen, wie im Wasser? Dass manche Schnecken von ihrer Beute gefesselt werden oder dass Seepocken einen Super-Sekundenkleber einsetzen? Die Gezeitenzone ist so exotisch wie fremd, und genauso sind es ihre Bewohner.

Im Buch erfahren Sie alles über die Lebensweise der Küstentiere, aber auch zur Entstehung der Gezeiten und deren jahreszeitlicher Variabilität. Ihre Auswirkung auf die Lebewesen der Küste ist immens und hat die Evolution über Jahrmillionen weitergetrieben. Wer sich Zeit nimmt, die von Weitem manchmal unscheinbaren Algen und Tiere aus der Nähe zu betrachten, wird belohnt: Ihre Schönheit und Farbigkeit sind berauschend. Der Strandführer liefert beim Strandspaziergang oder bei der biologischen Exkursion Bestimmungshilfen für die wichtigsten Arten der Küste und gibt Ihnen ausgiebige Informationen zur Lebensweise oder besonderen Überlebensstrategien. Er führt Sie durch die Lebensräume der Küste und soll Sie faszinieren von einer exotischen Welt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Zuerst…
Zusammenfassung
Das Meer ist der am wenigsten erforschte Lebensraum der Erde. Dieser Satz mag zunächst erstaunen, beherrschen wir doch die Navigation auf dem Meer seit Jahrhunderten. Auch bauen wir Rohstoffe im Meer ab, ernähren uns zum Teil aus dem Ozean und gewinnen Energie aus dem Meer. 1960 tauchten Jacques Piccard und Don Walsh an Bord der Trieste bis zur tiefsten Stelle des Challenger-Tiefs im Marianengraben in fast 11.000 Meter Tiefe ab. Wir wissen, dass es viel mehr Arten im Meer gibt als die derzeit beschriebenen 242.000 (Schätzung 2022 World Register of Marine Species WoRMS).
Thomas Jermann

Das Meer als Lebensraum

Frontmatter
2. Die großen marinen Lebensräume
Zusammenfassung
Die Ozeane werden in mehrere Bereiche, sogenannte „Räume“, gegliedert. Diese können aus vielen verschiedenen Lebensräumen und Ökosystemen zusammengesetzt sein. Ein Ökosystem besteht immer aus dem unbelebten Lebensraum und den darin gedeihenden Lebensgemeinschaften.
Thomas Jermann
3. Die marinen Lebensgemeinschaften
Zusammenfassung
Das Weltmeer unterteilen wir in fünf Ozeane: den Pazifischen, den Indischen, den Atlantischen, den Arktischen und den Antarktischen Ozean. Alle Ozeane stehen untereinander durch Strömungssysteme im Austausch. Diese Strömungen sorgen auch für eine vertikale Umschichtung und so für enorme Verfrachtungen von Nährstoffen, Wärme, Kälte oder Organismen. Die Meeresströmungen gehören zu den wichtigsten Eigenschaften der Ozeane. Sie werden von den meisten Lebewesen des Meeres genutzt, um sich fortzubewegen, sich fortzupflanzen oder um Nahrung zu gewinnen. Plankton umfasst die Gesamtheit der meist kleinen, im freien Wasserraum treibenden oder schwebenden Lebewesen (Plankter, Planktonten), die sich eigenständig nicht bedeutend fortbewegen können. Viele Plankter sind aber fähig, die Tiefe ihres Aufenthaltsortes zu ändern. Es gibt auch riesige Plankter wie die Portugiesische Galeere Physalia physalis mit mehr als 20 m Länge. Die Gesamtheit der Organismen, die unmittelbar auf, über oder im Substrat leben, bezeichnen wir als Lebensgemeinschaft des Benthos. Der Lebensraum des Benthos heißt Benthal. Epibenthische Tiere (Epifauna) bewohnen die Oberfläche des Substrats, während die grabenden Organismen als endobenthisch oder Infauna zusammengefasst werden. Vergleiche auch Nekton und Plankton. Nekton bezeichnet die Gesamtheit aller pelagischen Tiere, die geografische Distanzen selbstständig zurücklegen können, also zu einem strömungsunabhängigen Schwimmen befähigt sind.
Thomas Jermann

Die GezeitenGezeiten

Frontmatter
4. Wie funktionieren die Gezeiten?
Zusammenfassung
Gezeiten machen sich als periodisch variable Wasserstände der Meeresoberfläche – vor allem an der Küste – bemerkbar. Sie entstehen durch die kombinierten Auswirkungen der von Mond, Erde und Sonne ausgeübten Gravitationskräfte und von Zentrifugalkräften. Die Gezeiten haben enormen Einfluss auf die Lebensgemeinschaften der Küsten. Der rhythmische und zunächst chaotisch erscheinende Wechsel zwischen Überflutung und Trockenlegung schafft für alle Bewohner der Küstenzone, des Litorals, sehr anspruchsvolle Umweltbedingungen. Gezeitenphänomene sind nicht auf die Ozeane beschränkt, sie können auch in anderen Systemen auftreten, wenn ein variables Gravitationsfeld vorhanden ist. Zum Beispiel ist die Form der Erdkugel ebenfalls von Gezeiten betroffen. Der Mond verformt die Erde.
Thomas Jermann
5. Biologische Konsequenzen der Gezeiten
Zusammenfassung
Im Litoral des Ärmelkanals wirken sich die Gezeiten mit Wasserstandsschwankungen um bis zu 15 m dramatisch aus, und die Konsequenzen auf Flora und Fauna sind einschneidend. Die Ebbe legt den Meeresboden bloß und führt temporär zu terrestrischen Bedingungen. Die sehr kurzfristigen Veränderungen des Milieus verlangen von sessilen und hemisessilen Organismen im Litoral eine Reihe von Anpassungsleistungen. Diese Anpassungen müssen umso wirksamer sein, je höher oben im Litoral ein Organismus lebt.
Thomas Jermann

Teil III

Frontmatter
6. Abiotische Faktoren im Litoral
Zusammenfassung
Abiotische Faktoren beeinflussen die Verbreitung der Organismen auf dem Litoral – entweder direkt durch Limitierung (zum Beispiel wegen Austrocknung oder zu hoher Temperaturen) oder indirekt durch Beeinflussung von Prozessen wie Prädation oder Konkurrenz.
Thomas Jermann
7. Biotische Faktoren
Zusammenfassung
Mikroorganismen, Tiere und Algen können die abiotischen Eigenschaften im Litoral erheblich verändern. Sie wirken direkt oder indirekt auf die Litoralbiozönose. Die Wechselwirkungen zwischen Arten und Individuen sind vielfältig. Es werden deshalb hier nur einige wenige Beispiele stellvertretend erwähnt.
Thomas Jermann
8. Zonierungen
Zusammenfassung
Abiotische Faktoren wie Dauer der Trockenlegung, Wärme, Strömungsgeschwindigkeit, Salinität spielen eine große Rolle bei der Verteilung von Lebewesen auf einem Strand. Toleranz, Resilienz oder Vermeidungsstrategien beeinflussen die „Lebenszonen“ der Arten. Hinzu kommen aber auch Faktoren wie Konkurrenz um die besten Plätze, Wettbewerb um Nahrung oder um Fortpflanzungsgebiete.
Thomas Jermann

Teil IV

Frontmatter
9. Sandwatt – Wie lebt man im Untergrund?
Zusammenfassung
Hart- und Weichsubstrate sind grundverschieden. Weichsubstrate finden wir immer dort, wo sich an flach abfallenden Küsten, an Flussmündungen oder auf dem Meeresgrund Sedimente ablagern können. Je nach Korngröße der Sedimente unterscheiden wir zwischen Ton, Silt, Sand oder Kies. Ein Sandstrand stellt einen mechanisch instabilen Lebensraum dar, der als Folge der hydrodynamischen Kräfte der Gezeiten und der Brandung ständigen Umschichtungen und Verformungen ausgesetzt ist. Ein Resultat dieser Kräfte sind beispielsweise die Rippelmarken.
Thomas Jermann
10. Felswatt – festgemacht am Untergrund
Zusammenfassung
Das Felslitoral bildet einen räumlich stark gegliederten Lebensraum. Flache und tiefere Gezeitentümpel (Cuvetten) wechseln sich ab mit trockengelegten Spalten, Höhlen, Ritzen und schattigen wie sonnigen Überhängen; dazwischen finden sich Sandanspülungen. Diese Strukturvielfalt bietet zusammen mit allen möglichen Abstufungen von Licht- und Strömungsexpositionen ein reiches Angebot an Mikrohabitaten. Eine enorme Artenvielfalt ist die Folge.
Thomas Jermann
11. Das Supralitoral – die Spritzzone
Zusammenfassung
Oberhalb der eigentlichen Gezeitenzone dehnt sich in unterschiedlichem Ausmaß die Spritzzone, das Supralitoral, aus. Das Meer überflutet hier den Untergrund nicht, es benetzt ihn allenfalls bei Stürmen oder Springtiden durch Gischt. Im Supralitoral gedeihen vor allem Flechten und einige salztolerante Blütenpflanzen. Meerestiere sind hier sehr selten.
Thomas Jermann
12. Klippen, Steilküsten und Heide
Zusammenfassung
Klippen oder Steilküsten nennt man Küstenabschnitte, an denen sich kein allmählicher Übergang vom Meer zum Festland findet, wie das bei einem Strand oder anderen Flachküsten zu erkennen ist, sondern an denen das Meer auf das vertikal stehende Festland trifft. Die Höhe des Festlandes überragt dabei deutlich den Meeresspiegel. Oft bilden sich auf den Steilküsten spezielle botanische Lebensgemeinschaften wie die atlantische Küstenheide.
Thomas Jermann
13. Das Eulitoral – die eigentliche Gezeitenzone
Zusammenfassung
Der Gezeitenbereich einer Küste erstreckt sich im Monats- und Jahresverlauf über verschieden ausgedehnte Flächen. Bei Nipptiden ist lediglich der mittlere Strandabschnitt von Gezeiten betroffen. Die oben anschließende supralitorale Randzone – im Folgenden „obere Gezeitenzone“ genannt – wird nur bei Springtiden überflutet, und auch dann nur für kurze Zeit, während die sublitorale Randzone – die untere Gezeitenzone – jeweils nur bei Springtiden trockengelegt wird. Diese drei Abschnitte des Eulitorals haben deutlich unterschiedliche Artenzusammensetzungen, weil sie auch sehr unterschiedlichen äußeren Faktoren unterworfen sind.
Thomas Jermann
14. Tiere und Pflanzen des Eulitorals
Zusammenfassung
Allgemeine Informationen zu Algen finden Sie in Kap. 16. Für einige Arten gibt es keine deutschen Namen; in diesen Fällen beziehen wir uns auf den wissenschaftlichen Namen.
Thomas Jermann
15. Gezeitentümpel – Aquarien in der Gezeitenzone?
Zusammenfassung
Lithotelmen (von griech. lithos = Stein, telma = Tümpel), sind kleine Tümpel – Mikrogewässer, die sich in Felsvertiefungen der Spritzwasser- oder Gezeitenzone von Bächen, Seen und vor allem des Meeres bilden. Sie enthalten charakteristische, hochgradig angepasste Organismen. Wir nennen diese Gezeitentümpel auch Cuvetten (frz. cuvette) oder engl. Rockpools oder Tidepools.. Nebenbei: Phytotelmen sind Mikrogewässer in Pflanzenteilen, Technotelmen Mikrogewässer in künstlichen Strukturen.
Thomas Jermann
16. Algen und Algenwälder
Zusammenfassung
Gefäßpflanzen – Gräser, Kräuter, Sträucher oder Bäume, wie wir sie vom Land kennen – gibt es fast keine im Meer. Die Pflanzen des Meeres sind die Algen. Den „Algen“ gemeinsam ist, dass sie im Wasser leben und Photosynthese betreiben. Außer im Wasser gibt es allerdings auch Algen im Boden sowie Luftalgen, Schneealgen, Algen in Flechten … Was sind Algen denn nun?
Thomas Jermann
17. Salzwiesen, Schlickstrände, Flussmündungen
Zusammenfassung
Salzwiesen werden vom Meer periodisch – bisweilen auch unregelmäßig – überflutet. Ihre Bestände krautiger Pflanzen sind an diesen Wechsel von terrestrischen und marinen Bedingungen bestens angepasst. Die Salzwiesenvegetation bildet im Einflussbereich von Gezeiten den Übergang zwischen Land und Meer. In gemäßigten Klimazonen kommen Salzwiesen oder Salzsümpfe an strömungsarmen Flachküsten vor – jeweils im Bereich der Hochwasserlinien.
Thomas Jermann
18. Dünen
Zusammenfassung
Eine Düne besteht aus von Wind oder Wasser herangetragenem Sand. Sie nimmt typischerweise die Form eines Hügels oder eines Kamms an. Dünen können im Landesinnern oder an Küsten entstehen. An Küsten verlaufen Dünen meist parallel zum Strand. Sie schützen so oft das Hinterland vor möglichen Verwüstungen durch Brandungswellen des Meeres.
Thomas Jermann
19. Strandfunde, angespülte Tiere und Pflanzen
Zusammenfassung
Der Spülsaum ist der „Trödelmarkt des Meeres“. Hier trifft das Meer auf Land, und vor allem, wo starke Gezeiten herrschen, wird viel Material an Land deponiert. Bei Springtiden wird der ganze Spülsaum nach oben bis nahe ans Supralitoral verschoben. Werden die Tiden wieder schwächer, bilden sich täglich wieder neue Spülsäume, die einige Tage lang bestehen bleiben. Der Spülsaum markiert die täglich unterschiedlichen Flutstände (Gezeiten). Naturfreunde finden im Spülsaum „alles, was das Herz begehrt“, auch wenn das Angespülte meist nicht in bestem Zustand ist. Es ist jedoch die Nahrungsgrundlage für viele Kleintiere, zum Beispiel für die Flohkrebse Copepoden, die ihrerseits Nahrung von Küstenvögeln sind.
Thomas Jermann
Backmatter
Metadaten
Titel
Strandführer Atlantikküste und Ärmelkanal
verfasst von
Thomas Jermann
Copyright-Jahr
2025
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-71235-1
Print ISBN
978-3-662-71234-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-71235-1