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10.03.2020 | Strategieentwicklung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Eine Industrie 4.0-Strategie entwickeln

verfasst von: Andrea Amerland

4 Min. Lesedauer

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Bei der Digitalisierung der Industrie setzen deutsche Manager vorrangig auf die technischen und operativen Chancen. Allerdings vernachlässigen sie die Entwicklung einer Industrie 4.0-Strategie. Ein planvolleres Vorgehen könnte weitere Potenziale heben.

Wenn deutschen Unternehmen bei der Digitalisierung eine führende Rolle zugesprochen wird, dann bei der Digitalisierung der Produktion. Doch nur neun Prozent der befragten Führungskräfte hierzulande geben an, eine umfassende Industrie 4.0-Strategie zu haben. Das geht aus dem "Industry 4.0 Readiness Report" hervor, für den die Managementberatung Deloitte mehr als 2.000 Executives und C-Levels in 19 Ländern befragen ließ, darunter 125 in Deutschland. 

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Strategie für Industrie 4.0

Praxiswissen für Mensch und Organisation in der digitalen Transformation

Dieser Herausgeberband widmet sich den Kernfragen der Arbeitswelt 4.0. Praxisnah und anschaulich zeigen die Autoren auf, wie Führungskräfte in Organisationen verschiedener Art die komplexen Herausforderungen meistern können, um in ihren strategischen Geschäftsfeldern und Arbeitsmärkten zukunftsfähig zu bleiben.

Obwohl nur wenige deutsche Führungskräfte über ein Industrie 4.0-Konzept verfügen, sieht sich allerdings die Mehrheit durchaus in der Lage, ihre Organisation so zu führen, dass die Chancen der digitalen Transformation auch genutzt werden. Statt auf die Stategieentwicklung, konzentrieren sich Führungskräfte hierzulande vor allem darauf, das Wachstum zu steigern (80 Prozent), die Betriebskosten zu reduzieren (42 Prozent) und das Risikomanagement zu verbessern (43 Prozent).  

Mitarbeiter fit machen für die Digitalisierung hat Priorität

Ganz oben auf der Prioritätenliste der deutschen Executives steht die Weiterentwicklung der Mitarbeiter. Für 91 Prozent ist es besonders wichtig, dass die Belegschaft die für die Digitalisierung notwendigen Skills erwirbt. 82 Prozent geben dementsprechend an, dass es entscheidend ist, in die Weiterentwicklung der Belegschaft zu investieren. Als große Herausforderungen sehen die C-Levels allerdings die Ressourcenknappheit (59 Prozent) und Fragestellungen rund um die Lieferketten (56 Prozent). 

Die Prioritätensetzung der C-Levels bei der Digitalisierung der Industrie ist allerdings durchaus kritisch zu sehen. "Die deutschen Unternehmen können im internationalen Wettbewerb nur bestehen, wenn sie ihre Geschäftsmodelle mit Künstlicher Intelligenz, Internet of Things und anderen Möglichkeiten der Industrie 4.0 fit machen für die Zukunft", kommentiert Thomas Döbler, Partner für den Sektor Industrial Products und Construction bei Deloitte, die Studienergebnisse.

Strategieentwicklung für Industrie 4.0 

Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen beschäftigen sich zwar mit der digitalen Transformation ihres Geschäftsmodells, haben aber bislang kaum mit der Umsetzung begonnen, bemängelt auch Tobias Wienzek. Er rät, in einem ersten Schritt anhand verschiedener Kategorien zu ermitteln, um welchen Industrie 4.0-Strategietypen es sich bei einem Unternehmen handelt und damit zu prüfen, welche Unternehmensbereiche in welchem Umfang von Veränderungen betroffen wären:

Kategorie

Merkmale

Arbeitsorganisation (Mensch-Organisation)

Wie verändert sich Arbeit durch die Digitalisierung? Welche Daten werden erfasst und welche Prozesse automatisiert? Welche Konsequenzen haben diese Entwicklungen auf den einzelnen Mitarbeiter und die Mitbestimmung? 

Tätigkeiten und Qualifikationsanforderungen (Technologie-Mensch)

Im Strategiefindungsprozess sollten die tatsächlichen und zukünftigen Qualifikationen der Mitarbeiter betrachtet werden. Denn die Kompetenzen der Beschäftigen ändern sich im Zuge des Industrie 4.0-Prozesses.  

Technologieadaptionsfähigkeit (Organisation-Technologie)

Hier geht es um die Integrationsfähigkeit bei der Einführung neuer Technologien. Diese müssen nicht nur zu den bestehen Systemen passen, sondern auch zu den Kenntnissen, Fähigkeiten und dem Erfahrungswissen des Personals. 

Akzeptanz der Lösung

Eine für alle Beteiligten nachvollziehbare Planung sorgt für Transparenz und dokumentiert die Schritte für das weitere Vorgehen.   

Quelle: Tobias Wienzek, "Vier Industrie 4.0-Strategietypen für die Praxis", Seite 33 ff.

Typologie KMU für Industrie 4.0-Einführung

Tobias Wienzek identifiziert vier verschiedene Industrie 4.0-Strategietypen im Mittelstand, die sich in erster Linie im Digitalisierungsgrad und -bedarf voneinander unterscheiden:

Der praktische Typ: Diese Unternehmen suchen nach praktikablen Lösungen und setzen auf eine einfache und auf bestehende Standards aufbauende Integration von Technologie.

Der reagierende Typ: Dieser Unternehmenstypus entwickelt nicht eigenständig eine Industrie 4.0-Lösung, sondern kauft eine fertige ein, die an Bewährtes anknüpft. 

Der gestaltende Typ: Diese Unternehmen treiben die Digitalisierung aktiv mit weitreichenden technischen Veränderungen voran, die auch Fehler mit sich bringen und Arbeitnehmer überfordern können. 

Der zufriedene Typ: Diese Unternehmen haben eine erfolgreiche Nische gefunden und wenig Interesse an Umwälzungen. Es fehlt an wirtschaftlichem Druck für Veränderungen oder die Digitalisierung wäre zu komplex für diese KMU. Diese Firmen warten daher ab, ohne weitreichende strategische Veränderungen anzustoßen. 

Die Typologie soll Unternehmen laut Wienzek aufzeigen, auf welche Problemfelder sie bei der Einführung von Industrie 4.0-Lösungen stoßen können, dass der Digitalisierungsprozess ganzheitliche betrachtet werden und nicht allein technisch, sondern aus einer sozio-technischen Gesamtperspektive betrachtet werden müsse.

Industrie 4.0-Lösungen sozio-technisch betrachten

Den sozio-technischen Ansatz verfolgt auch Springer-Autor Arnulf D. Schircks. Er ist überzeugt, dass Strategien Industrie-4.0-Unternehmen stärken. Daher gilt es, eine "Strategie 4.0 in der Organisation 4.0" zu entwickeln. Eine handlungsorientierte Strategie 4.0 ist für ihn ein Management-Tool, das auf den folgenden sieben Erfolgsfaktoren beziehungsweise Organisationskompetenzen basiert, schreibt er auf Seite sieben des Buchkapitels "Die Arbeitswelt 4.0 kompetent gestalten". Die Organisationskompetenzen lauten:

  • Leadership,
  • Teamleistung,
  • Produktivität,
  • rationale Denkprozesse,
  • Innovation by Design for Value,
  • Kompetenzen 
    • Beispiel: Ethisches Handeln,
  • Stärken
    •  Beispiel: Akquisition.

Diese Organisationskompetenzen beziehen sich alle auf den Erfolgsfaktor Mensch. Eine neue Strategie ist für Schicks gleichbedeutend mit einer neuen Kultur. Ohne sie ist Industrie 4.0 für ihn einfach nicht zu denken. 

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