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30.08.2022 | Stressmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wenn die IT nur noch stresst und nervt

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Eine neue Software hier, ein großes Update dort - und nichts scheint mehr zu funktionieren. Diese böse Überraschung erleben Beschäftige quasi täglich. Statt Mitarbeiter zu entlasten, sorgen digitale Tools und Anwendungen für noch mehr Stress, zeigt eine Studie.

Wie der Bericht "State of Digital Adoption" des Technologieunternehmens Userlane ermittelt hat, ist die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer (75 Prozent) zumindest manchmal frustriert oder hat Probleme bei der Software-Anwendung am Arbeitsplatz. 29 Prozent fühlen sich sogar "oft" oder "ständig" entnervt. Und mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer verliert jede Woche mindestens eine Stunde mit Software-Problemen, so die Studie weiter.

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01.03.2021 | Titelthema

Digitale Fitness: Weit mehr als Tools & Infrastrukturen

Beschleunigt durch die weltweite Pandemie ist ein Ruck durch die Unternehmenswelt gegangen, der fast von heute auf morgen die Thema Digitalisierung und digitale Fitness ganz oben auf die Agenda gesetzt hat. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Begriff der digitalen Fitness?

Wenig verwunderlich nimmt infolgedessen die Unzufriedenheit der Mitarbeiter zu (24 Prozent) und ihre Produktivität sinkt (23 Prozent). Etwa jeder Zehnte (acht Prozent) würde seinen Arbeitsplatz sogar wegen wiederholter negativer Erfahrungen mit den digitalen Tools aufgeben. Zudem machen gestiegene IT-Kosten bei der Einführung neuer Programme (41 Prozent), Ausgaben für zusätzliche Schulungen (32 Prozent) sowie der sprunghafte Anstieg von Support-Anfragen (32 Prozent) Unternehmen zu schaffen. 

Rollout-Probleme nerven Beschäftigte

Das grundlegende Problem dahinter muss nicht lange gesucht werden - auch darüber gibt die Studie Auskunft. Denn fast alle Unternehmen (93 Prozent) haben Schwierigkeiten bei der Einführung von Software. Die drei am häufigsten genannten Ursachen für den Mitarbeiterverdruss bei der Implementierung neuer Anwendungen in deutschen Unternehmen sind demnach:

  • Die IT braucht einfach zu lange, um zu reagieren (31 Prozent).
  • Die neue Lösung ist zeitaufwändig oder verlangsamt die Arbeit (30 Prozent).
  • Zu viele komplexe Prozesse sind beteiligt (29 Prozent).

Digitale Erschöpfung ernst nehmen

Derweil erleben die Beschäftigte das, was Arbeitswissenschaftler und Psychologen allgemeinhin als digitale Erschöpfung oder digitalen Stress bezeichnen, so Melanie Hasenbein im Buchkapitel "Digitaler Stress und digitale Balance". Die Autorin definiert in Bezug auf die Forschung zum Thema:

Digitaler Stress oder auch Technostress wird durch die Nutzung von Technologien ausgelöst und resultiert aus dem Unvermögen eines Individuums, mit den Technologien auf eine gesunde Art und Weise umzugehen.

Bereits 2013 haben demnach Marisa Salanova, Susana Llorens und Eva Cifre im "International Journal of Psychology" eine genaue Beschreibung des Phänomens vorgelegt. Sie unterscheiden laut Hasenbein zwischen "Technostrain" als Belastung, "die durch die Nutzung von Technologie ausgelöst wird", und "Technoaddiction", "mit der eine zwanghafte Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien gemeint ist. Diese Definition inkludiert damit eine Belastungs- und eine Abhängigkeitskomponente von digitalem Stress." (Seite 7 f.)

Software-Integration und digitale Akzeptanz

Die Entstehung von Technostrain beim Rollout einer neuen Software zu reduzieren, fällt schwer. Denn oft ist die Qualitätssicherung während der Entwicklung mit der Implementierung und der Integration der Lösung eng verwoben, erklären Manfred Broy und Marco Kuhrmann in einem Buchkapitel zum Thema "Verifikation und Integration von Software" (Seite 463). Der Endanwender mutiert dabei zum Tester und Qualitätssicherer, der sich mit den berühmt berüchtigten Bugs herumschlagen, diese beschreiben und dokumentieren muss.

Userlane-CEO Hartmut Hahn sieht das Problem allerdings eher auf dem Gebiet der digitalen Akzeptanz. Denn mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Führungskräfte sucht die Hauptverantwortung dafür in der IT-Abteilung, 26 Prozent bei den Mitarbeitern und 18 Prozent bei der Personalabteilung. Doch damit Digitalinitiativen zum Erfolg werden, "brauchen Unternehmen Führung, Zusammenarbeit und Unterstützung", betont Hahn. Fehle diese, komme es zum Ticket-Stau und die Kostenschraube drehe sich nach oben. 

Kluft zwischen Fähigkeit und Anforderung stresst

Ob Mitarbeiter digitalen Stress erleben, hängt weniger am Digitalisierungsgrad des Arbeitsplatzes, sondern vielmehr am "Ungleichgewicht zwischen den Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien und den Anforderungen, die diese an Arbeitnehmer stellen", so Springer-Autorin Hasebein. Neben Verunsicherung in der Anwendung digitaler Technologien, werden aber auch Unzuverlässigkeit, Überflutung, Komplexität sowie Omni- und Dauerpräsenz als Stressoren wahrgenommen. 

Diese zu erkennen und zu reduzieren, ist nicht Kernaufgabe der IT-Abteilung, sondern kann nur im Zusammenspiel von Führungskräften sowie HR- und Gesundheitsmanagern gelöst werden - durch gezielte Trainings und Schulungen, Personalentwicklung und psychische Gefährdungsbeurteilung. 

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