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11.07.2016 | Stresstest | Nachricht | Online-Artikel

Wer für die Bankenrettung haftet

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2 Min. Lesedauer

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Die italienische Bankenkrise ruft Finanzexperten in Deutschland auf den Plan. Chefvolkswirte führender Kreditinstitute fordern ein Rettungsprogramm, um die gesamte Branche in Europa zu stützen.

Wegen der angeschlagenen italienischen Geldinstitute, insbesondere der Monte dei Paschi di Siena (MPS), schlägt David Folkerts-Landau, Chefökonom der Deutschen Bank, ein neues Programm zur Rettung europäischer Geldhäuser vor. "Mit 150 Milliarden Euro lassen sich die europäischen Banken rekapitalisieren", sagte er der "Welt am Sonntag". Den europäischen Instituten drohe langfristig eine Abwärtsspirale. Notfalls müsse auch ein Bruch der Regeln der neuen EU-Bankenrichtlinie akzeptiert werden, fordert Folkerts-Landau. Staatliche Hilfen sollen der Richtlinie zufolge aber eigentlich erst fließen, nachdem Aktionäre und private Gläubiger herangezogen werden. 

EU könnte Ausnahmeregel nutzen

Auch Philipp Hildebrand, Vize-Chef des US-Vermögensverwalters Blackrock, ruft nach staatlichen Finanzspritzen für die notleidenden italienischen Kreditinstitute. Um diese in Gang zu setzen, müsse die EU-Kommission lediglich feststellen, dass die Finanzstabilität in Europa gefährdet sei. Damit würde sie auf die Ausnahmeregel zur EU-Bankenabwicklung zurückgreifen können. Europa habe es seit der Finanzkrise 2008 versäumt, sein Bankensystem zu sanieren, meinte Hildebrand gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". "Jetzt kommt so etwas wie die zweite Welle. Wenn wir die nächste Bankenkrise zulassen, wird das den Steuerzahler noch viel mehr kosten", meint Hildebrand.

Als Argumentationsbasis für eine erneute Unterstützung von europäischen Finanzinstituten könnten die Ergebnisse des Stresstests der Europäischen Zentralbank (EZB) dienen, die Ende Juli bekanntgegeben werden. Der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, hatte sich allerdings bereits deutlich gegen die Pläne Italiens ausgesprochen, angeschlagene Banken mithilfe von Steuergeldern zu stützen. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, hält der Nachrichtenagentur "dpa" zufolge eine "Beteiligung der Investoren für ebenso unwahrscheinlich wie breit angelegte Staatshilfen." Der bayerische Finanzminister Markus Söder stößt ins gleiche Horn: "Für marode Banken haften Eigentümer und Gläubiger, nicht aber die Steuerzahler", äußerte er sich in der "Bild-Zeitung". Dieses Prinzip müsse jetzt auch für Italien gelten. Für Söder ist das Desaster ein Beispiel dafür, warum es keine europäische Einlagensicherung geben darf, bei der deutsche Sparer für gefährdete Banken in Südeuropa haften müssten.

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