2015 | OriginalPaper | Buchkapitel
Tertium datur Figuren des Dritten in der Organisationstheorie (und -praxis)
verfasst von : Prof. Dr. Günther Ortmann
Erschienen in: Management zwischen Reflexion und Handeln
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Dies ist ein Plädoyer für Heterodoxie und eine Anleitung oder, vorsichtiger, Anregung, wie man sich dem in der orthodoxen Ökonomik und Organisationstheorie weithin vorherrschenden Entweder-Oder-Denken entwinden kann. Das geht, indem man, vor die Wahl zwischen zwei prima fade gegensätzlichen Begriffs- oder approach-Dualen gestellt, einen Kontrapunkt zur Orthodoxie als Fokus wählt (Abschnitt 1), oder indem man sich dem tertium non datur verweigert, das mit solchen Oppositionen meist suggeriert wird (Abschnitt 2). Für diesen letzteren Weg bietet der Beitrag nur–aber immerhin–eine subjektive Sichtung, keine Methodologie und keine Systematik, die es nicht geben kann, weil die Reise in noch wenig geläufiges Terrain führen soll. Wohl aber gibt es eine kleine Systematik von Dualen. die sich keineswegs immer ausschließen (2.1), eine Kritik des tertium non datur (2.2), Beispiele für Duale und ihre Nichtausschließlichkeit aus der Organisationsforschung (2.3) und für heterodoxe Denkfiguren des Dritten (2.4), gewonnen aus der selektiven Lektüre des Autors. Diesen Denkfiguren ist eines gemeinsam: Sie machen an Gegenständen, die üblicherweise, oft im Modus der Selbstverständlichkeit, als einander ausschließend betrachtet und daher auf Begriffe gebracht werden, die eine schiere Gegensätzlichkeit implizieren. bei Weitem vielfältigere Verhältnisse denk- und sichtbar: übergänge, Grauzonen, Kontaminationen, wechselseitige Abhängigkeiten, Komplementaritäten. Umkehrungen von Konstitutionsverhältnissen und eingeschliffenen Begriffshierarchien, zirkuläre Verursachung und rekursive Konstitution, Ergänzungs-, Ersetzungs- und Kompensationsverhältnisse und, mit einem Wort, die Beachtlichkeit des von der Orthodoxie Missachteten, des Marginalen und Marginalisierten. Abschnitt 3 versammelt gute und schlechte Griinde für binäre Codes, mit dem Ergebnis, dass nicht schon sie, wohl aber der Binarismus–die Hyposlasierung des binären Denkens zu einem Ismus und der kategorische Ausschluss von Figuren des Dritten–der Kritik verfallen. Im Abschnitt 4 folgt mit Blick auf das Verhältnis von Theorie und Praxis eine Kritik der Entgegensetzung, die entweder deren Inkommensurabilität oder die prinzipiell unproblematische technologische Transformation der Theorie a la Popper postuliert. Auch da lautet die Alternative: tertium datur, näherhin: viele, vielfälti-ge Figuren des Dritten, unter anderem die der Performativität der Ökonomik und der Organisationstheorie.