Ein Projekt beginnt (oft eher unbemerkt) bereits lange vor dem Projekt. Anders ausgedrückt: in dem Moment, wo ein Projekt offiziell gestartet wird, sind schon viele Weichen gestellt worden und viele wichtige Klärungsprozesse und Entscheidungen haben bereits stattgefunden. Im Themengebiet Vor-Spiel behandeln wir im ersten Spielzug zum einen die vielfältigen und sich überlagernden Kommunikationen, die diese frühen Phasen typischerweise prägen. Es geht um die Eigenschaften von Projektideen und um die Mechanismen wie diese in einer Organisation Fuß fassen, mehrheitsfähig werden und den Weg ins Projektportfolio finden. Der Praxistipp befasst sich mit zwei Themen, die in der Projektpraxis viel zu reden geben und ebenso viel Konfliktpotenzial beinhalten. Im ersten Tipp geht es um das Paradoxon der Technologiewahl. Ideal wäre ein Vorgehen, bei dem mit der Definition der Ziele und der Anforderungen begonnen wird und erst dann die Technologiewahl basierend auf den Konzepten erfolgt. In der Praxis geschieht das jedoch meistens in genau umgekehrter Reihenfolge, was für viele Projekte von Anfang an eine große Herausforderung bedeutet. Im zweiten Praxistipp geht es um ein nicht minder kontroverses Thema, nämlich um Wasserfall versus Agilität. Der zweite Spielzug beschreibt unseren strategischen Ansatz, wie Sie das Projektspiel und natürlich auch Ihre realen Projekte am besten angehen können.
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Die Managementforscher Zaffron und Unruh (2018) formulieren ganz in diesem Sinne: „Leading organizational conversations is becoming one of the most important, and valuable, skills in modern management“.
Die Überschrift Wasserfall oder agil ist bewusst provozierend formuliert. Mit Wasserfall meinen wir plan- und dokumentengetriebene Methoden wie beispielsweise das V-Modell XT (IT-Beauftragter 2017) oder das Hermes-Modell (Informatiksteuerungsorgan 2017). Diese Modelle können durchaus iterativ eingesetzt werden. Und selbst Winston Royce, dem oft die Entwicklung des Wasserfallmodells zugeschrieben wird, hat sich in (Royce 1970) schon vehement für eine iterative Vorgehensweise ausgesprochen. Mit Agil meinen wir inkrementell-explorativ orientierte Methoden wie beispielsweise die weitverbreitete Methode SCRUM (Schwaber und Sutherland 2017). Dazwischen erstreckt sich ein ganzes Kontinuum an Methoden. Um dieses Kontinuum und um eine darauf bezogene situativ angemessene Methodenwahl geht es in diesem Abschnitt.
Die Organisations- und Managementforscherin Jeanne Ross (2019) spricht deshalb auch davon, dass für Unternehmen statt (starrer) Zielfixierung die Fähigkeit zu einer (dynamischen) hypothesen-basierten Unternehmensführung immer wichtiger wird. Unsere hier vorgeschlagene szenarienbasierte Spielstrategie kommt dieser Forderung schon recht nahe.