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13.05.2020 | Transformation | Interview | Online-Artikel

"Unternehmen müssen Vertrauen in die Transformation schaffen"

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Saskia Dörr

ist Nachhaltigkeitsmanagerin und Digitalexpertin.

Von Corporate Responsibility zu Corporate Digital Responsibility muss die Reise gehen, sagt Saskia Dörr. Im Gespräch erläutert sie, wie Unternehmen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung für mehr Erfolg unter einen Hut bringen. 

Die Digitalisierung hat unerwünschte Nebenwirkungen. Welche wiegen Ihrer Ansicht nach für Unternehmen besonders schwer?

Wir sind mitten in der Diskussion, wie eine digitale Gesellschaft auf Grundlage unserer europäischen Werte aussehen soll. Das bedeutet: Welche Nebenwirkungen sollen beseitigt werden? Welche sind wir bereit zu akzeptieren? Um einige Beispiele für diese Dilemmata zu nennen: Wie weit lassen wir uns als Verbraucher tracken, profilen und ranken – und damit im Verhalten manipulieren –für einen kostengünstigeren Versicherungstarif? Wie viel digitalen Stress und Gesundheitsbelastung nehmen für die soziale Anerkennung in den sozialen Medien in Kauf? Wie weit lassen wir uns in unserer Persönlichkeit von einer Künstlichen Intelligenz bewerten, um einen Arbeitsplatz zu bekommen? Wie viele weitere globale Klimaemissionen durch Streaming von Blockbuster-Serien nehmen in Kauf? Es gibt viele dieser unerwünschten Nebenwirkungen, zu denen sich auch Unternehmen positionieren müssen. Wie genau, das ist unternehmensspezifisch zu betrachten und zu bewerten.

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2020 | Buch

Praxisleitfaden Corporate Digital Responsibility

Unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeitsmanagement im Digitalzeitalter

Die Digitalisierung transformiert rasant die globale Wirtschaft – mit neuen Problemen für Individuen, Gemeinschaft und den Planeten. Doch was bedeutet dies praktisch für unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeitsmanagement?

Wie verändert sich Unternehmensverantwortung durch die digitale Transformation?

Die unsichere Zukunft der Arbeit, der fehlende Schutz von Verbrauchern und ihren Daten oder dystopische Szenarien zu Künstlicher Intelligenz sorgen für mangelndes Vertrauen und behindern Wirtschaft und Gesellschaft. Unternehmen sind gefordert, Vertrauen in ihre digitale Transformation bei Nutzern, Mitarbeitern oder Investoren zu schaffen. Indem sie verantwortungsvoll mit Daten, Digitaltechnologie sowie digitalen Geschäftsmodellen umgehen und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Klima berücksichtigen. Indem sie Chancen nutzen mit Tech und digitalen Tools globalen Nachhaltigkeitsherausforderungen oder sozialen Notlagen wie etwa der Corona-Krise zu begegnen. Damit weitet sich die Perspektive einer verantwortlichen Unternehmensführung von der Corporate Responsibility zu einer Corporate Digital Responsibility. Es handelt sich hier um freiwilliges Engagement des Unternehmens, um die digitale Welt aktiv zum Vorteil der Gesellschaft zu gestalten.

Unternehmen sollten ihre Corporate Digital Responsibility bestimmen, meinen Sie. Was verstehen Sie genau darunter?

Die Digitalisierung verändert die deutsche Wirtschaft: Laut einer Bitkom-Studie bieten aus diesem Grund bereits 53 Prozent der Unternehmen neue Produkte beziehungsweise Dienstleistungen an. Parallel dazu entwickelt sich die digitale Verantwortung. Die Umsetzung erfolgt anfangs oft in einzelnen Projekten, iterativ und experimentell-lernend. Damit Unternehmen aber ihr volles digitales Potenzial heben können, ist es notwendig, die gesellschaftliche Wirkung mir ihren Chancen und Risiken zu kennen. Daher empfehle ich zunächst, den Status Quo der Corporate Digital Responsibility zu bestimmen. Leitfragen sind zum Beispiel: Wie sichern Sie heute das langfristige Vertrauen der Kunden und Nutzer Ihrer digitalen Services? Wie sieht Ihr Engagement für Wohlbefinden und Leistung am digitalisierten Arbeitsplatz aus? Wie beachtet das Unternehmen die materielle Grundlage der Bits & Bytes? Wie beteiligen Sie sich an der gesellschaftlich positiven Entwicklung von Digitalisierung? Diese Erkenntnisse können dann analysiert, unternehmerisch bewertet und in eine digitale Agenda integriert werden. Sie unterstützt so den Vertrauens- und Reputationsaufbau.

Wie gehen Unternehmen am besten vor, die ihre CDR bestimmen wollen?

Für einen ersten Überblick stehen der "Digital Responsibility Check" und der "Digital Responsibility Kompass" zur Verfügung. Dabei geht es zunächst um die Einschätzung der aktuellen Leistungsfähigkeit der Corporate Digital Responsibility im Unternehmen, das Erkennen von blinden Flecken sowie die Klärung der strategischen Bedeutung. Beide Tools unterstützen bei den ersten Schritten digitale Verantwortung im Unternehmen anzugehen. Sie sind im Buch genauer beschrieben und die Abbildungen als Arbeitsmaterialien zur Nutzung im Unternehmen gestaltet. Wenn sich aus diesem Überblick Handlungsbedarf abzeichnet, empfehle ich, für die nächste Iterationstufe entsprechendes Know-how aufzubauen oder diese von externen Experten begleiten zu lassen.

Wie können Unternehmen Digitalisierung und Nachhaltigkeit dabei unter einen Hut bringen?

Es ist genau die Aufgabe von Corporate Digital Responsibility Digitalisierung und Nachhaltigkeit unternehmerisch unter einen Hut zu bringen. Beide Perspektiven werden aufeinander bezogen und daraus der Business Case für digitale Verantwortung entwickelt. Für Unternehmer und Verantwortliche lohnt sich die Perspektiverweiterung, denn darin schlummert Potenzial für langfristigen Unternehmenserfolg bis hin zu strategischen Wettbewerbsvorteilen. Unternehmerische Verantwortung für die digitale Gesellschaft und wirtschaftlicher Erfolg schließen nicht aus, sondern bedingen einander.

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