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26.09.2018 | Transformation | Interview | Online-Artikel

"Wir erkannten, welches Potenzial im Markt steckt"

verfasst von: Gregor Hallmann

3:30 Min. Lesedauer

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Wie die digitale Transformation in der Energiebranche voranschreitet und das Handwerk 4.0 Formen annimmt, erklärt Geschäftsführer Philipp A. Pausder, der Thermondo als Mitgründer zum größten Heizungsbauer Deutschlands entwickelt hat.


Springer Professional: Herr Pausder, wie kamen Sie und ihre Mitgründer 2012 auf die Idee, Thermondo aufzubauen?


Philipp A. Pausder: Ein Auslöser war die Reaktorkatastrophe von Fukushima und die darauffolgende Energiewende in Deutschland. Wir erkannten, dass die Wärmeerzeugung für private Haushalte exakt so viel Primärenergie verbraucht wie jeder der anderen großen Bereiche des Energiemarktes: Strom, Industrie-Prozesswärme und Mobilität. In all diesen Bereichen ist die Effizienz entweder schon hoch oder bessert sich, nur bei der Wärme für private
 Haushalte hat sich fast nichts getan. Rund 75 Prozent der deutschen Heizungen entsprechen nicht dem Stand der Technik. Obwohl sich eine Modernisierung – auch dank staatlicher Förderung – für die Hauseigentümer rechnet, werden im Jahr nur zwei bis drei Prozent aller Heizungen in Deutschland ausgetauscht. Das ist nicht nur viel zu wenig, um unsere CO2-Ziele zu erreichen. Wir erkannten auch, welches Potenzial im Markt steckt: etwa zwölf Milliarden Euro jährlich für den Verkauf privater Heizungen und die dazugehörenden Serviceleistungen.

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Wünschen Sie sich von der Politik mehr Unterstützung bei der Wärmewende?

Der Gesetzgeber handelt mit Blick auf die CO2-Reduktion nicht rational. Bisher ist die Energiewende vor allem eine Stromwende. Um einige 100 Millionen Tonnen CO2 jährlich einzusparen, müsste dem Wärmesektor viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Nicht nur bei den gut 15 Millionen Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland, auch bei den etwa drei Millionen Mehrfamilienhäusern kommt die Heizungsmodernisierung nicht schnell genug voran. Wer dort Gasetagenheizungen durch effiziente Brennwertthermen ersetzen will, muss wegen der niedrigeren Abgastemperaturen erst den Schornstein sanieren und in den Schacht ein Plastikrohr einziehen. Deshalb sind diese Projekte in Deutschland sehr komplex, anders als in Holland oder England, wo Schornsteine schon vor einer Generation saniert wurden. Wünschenswert sind deshalb Förderanreize für die Schachtsanierung. Auch beim Thema Power-to-Heat kann die Politik noch mehr tun. Jeder Wasserspeicher, den wir einbauen, könnte auch als Energiespeicher dienen und überschüssigen Strom aus dem Netz nehmen, um ihn bei Bedarf wieder einspeisen. Regulatorisch ist das aber noch sehr anspruchsvoll, vor allem bei der Frage, wann ich welche Netzentgelte zahlen muss.

Sie waren Profisportler, haben in Konzernen und als Unternehmensberater gearbeitet. Welche Erfahrungen haben Ihnen beim Aufbau von Thermondo am meisten geholfen?

Je älter ich werde, desto mehr merke ich, dass alle Stationen wichtig waren. Im Sport lernt man Leidensfähigkeit und Teamfähigkeit, man lernt, nach jeder Niederlage wieder aufzustehen. Das ist schon mit dem Aufbau eines Unternehmens vergleichbar: sich immer wieder neu motivieren und bis über die Schmerzgrenze gehen, weil man weiß, dass die nächsten fünf Prozent entscheiden. In meiner Zeit bei Adidas habe ich gelernt, Einfluss in hochkomplexen Organisationen zu nehmen. Im Konzern habe ich auch das Messaging gelernt: Wie bringe ich Menschen hinter mich? In der Beratung schließlich erwarb ich das nötige analytische Handwerkszeug.

In kaum einer Branche sind Frauen so unterrepräsentiert wie im Energiebereich. Wie ist das bei Thermondo?

Ich bin mit einer starken Frau und erfolgreichen Gründerin verheiratet. Schon deshalb achte ich darauf, dass wir einen möglichst hohen Frauenanteil haben. Immerhin zwei von sieben Mitgliedern in unserem Führungsteam sind weiblich. Auf der handwerklichen Seite ist es aber offensichtlich schon so, dass eher Männer Lust auf Heizungsbau haben. Wenn wir unser Projekt in eine größere Vision einbauen und verdeutlichen, dass wir einen Einfluss auf die Reduzierung der Erderwärmung haben, dann steigen aber in jedem Fall unsere Chancen als Arbeitgeber - auch bei Frauen.

Weitere Antworten von Philipp A. Pausder zur Digitalisierung von Thermondo, können Sie in return - Zeitschrift für Transformation und Turnaround, Ausgabe 04/2018 lesen.

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